Bürgerdialoge in Willich, Kempen und Tönisvorst Amprion stellt Erdkabeltrasse vor

Willich/Kempen/Tönisvorst · Die geplante Gleichstromverbindung „A-Nord“ soll künftig auf rund 300 Kilometern Länge Windstrom aus dem Nordseeraum nach NRW bringen. Die Verbindung, die auch durch den Kreis Viersen führt, soll 2025 fertiggestellt sein.

  Zu sehen ist eine Wechselstrom-Erdkabeltrasse in Borken mit zwölf Kabeln. Für die Gleichstrom-Verbindung „A-Nord“ werden nur sechs Kabel benötigt.

Zu sehen ist eine Wechselstrom-Erdkabeltrasse in Borken mit zwölf Kabeln. Für die Gleichstrom-Verbindung „A-Nord“ werden nur sechs Kabel benötigt.

Foto: Amprion

Die Gleichstromverbindung „A-Nord“ soll Windstrom von Niedersachsen nach NRW bringen. Weil Windkraftanlagen vor der Küste und an Land laut Netzentwicklungsplan zukünftig zehnmal mehr Strom in das Netz speisen, als vor Ort benötigt wird, soll der Überschuss in andere Regionen transportiert werden.

Netzausbau bei Amprion

Als einer von vier Übertragungsnetzbetreibern, die die Stromautobahnen in Deutschland verantworten, transportiert Amprion Strom von Niedersachsen bis zu den Alpen und versorgt rund 29 Millionen Menschen. Um sein bislang rund 11.000 Kilometer langes Netz fit für die Energiewende zu machen, baut das Unternehmen bis 2026 rund 2000 Kilometer Leitungen neu oder um. Dazu gehört das Projekt „A-Nord“ mit einer Länge von 300 Kilometern.

Vorhaben

„A-Nord“ ist der nördliche Teil des Korridors A. Zusammen mit der neuen Leitung „Ultranet“ im Süden, die den Strom bei Bedarf nach Baden-Württemberg transportieren kann, soll laut Amprion eine wichtige Hauptschlagader der Energiewende entstehen. Aufgrund der großen Bedeutung hat der Gesetzgeber die neue Gleichstromverbindung im Bundesbedarfsplangesetz als Vorhaben Nummer 1 festgeschrieben.

Technik

Das Bundesbedarfsplangesetz gibt vor, dass die neue Windstromleitung in Gleichstromtechnik und vorrangig als Erdkabel zu bauen ist. Die Höchstspannungs-Gleichstrom-Übertragung ermögliche die Übertragung großer Mengen an Strom über weite Strecken, sagt Amprion-Sprecher Jonas Knoop. Dafür werden bei „A-Nord“ vier Energiekabel verlegt; je zwei für den Plus- und den Minuspol. Zwei zusätzliche sogenannte Metallic-Return-Kabel ermöglichen im Falle eines Fehlers eines Energiekabels, dass die Verbindung zumindest teilweise weiter genutzt werden kann. Über Konverter in Emden und im Raum Osterath werden die Gleichstrom-Erdkabel von „A-Nord“ mit „Ultranet“ und dem Wechselstromnetz verbunden.

Leistung

Die geplante Übertragungsleistung beträgt zwei Gigawatt. Damit kann der Bedarf von etwa zwei Millionen Menschen gedeckt werden.

Aufbau

Die Erdkabel werden in offener Bauweise verlegt: Bagger heben in kurzen Abschnitten Erde aus, legen die Kabel (Durchmesser: 15 Zentimeter) etwa zwei Meter tief und verfüllen die Gräben. Aufgrund ihres extremen Gewichts werden die Höchstspannungskabel in maximalen Längen von 1,3 Kilometern zur Baustelle geliefert und die Stücke über Muffen verbunden. Gebaut werde nicht von einem Ende zum anderen, sondern überall, sagt Knoop.

Fläche

Die Erdkabeltrasse verläuft zu mehr als 95 Prozent durch landwirtschaftliche Flächen. Betroffene Landwirte enthalten eine einmalige Entschädigungszahlung. Der Korridor soll geradlinig verlaufen, damit die Eingriffe so gering wie möglich ausfallen. Siedlungen und Schutzgebiete würden umgangen, sagt Knoop.

Bodennutzung

Zur Sicherung des Betriebs dürfen auf einem 24 Meter breiten Schutzstreifen oberhalb der Erdkabeltrasse weder Gebäude noch tiefwurzelnde Bäume oder Sträucher stehen. Eine normale landwirtschaftliche Nutzung ist laut Amprion aber uneingeschränkt möglich. Kenntlich gemacht wird der Schutzstreifen durch Schilderpfähle entlang der Trasse.

Verlauf

Über den Verlauf von „A-Nord“ entscheidet die Bundesnetzagentur. Die ist zuständig, weil es sich um ein bundesländerübergreifendes Vorhaben handelt. „Wir gehen davon aus, dass wir den Trassenkorridor bis Ende des Jahres bekommen“, sagt Knoop. Auf einer Vorschlagskizze von Amprion verläuft die Trasse unter anderem durch Kempener, Tönisvorster und Willicher Gebiet.

Kosten

Amprion investiert bis 2026 mehr als fünf Milliarden Euro in den Netzausbau. Davon werden rund zwei Milliarden Euro für das Projekt „A-Nord“ verwendet, wovon wiederum gut ein Viertel auf den Bau des Konverters in Emden entfällt.

Zeitplan

Im April hat Amprion die Unterlagen zur Bundesfachplanung eingereicht. In Kürze startet die nächste Beteiligungsphase. Wenn die Trasse festgelegt ist, beginnt das Planfeststellungsverfahren. Baustart könnte 2023 sein. Bauzeit: circa drei Jahre.

Pilotprojekt

Der erste Abschnitt einer Amprion-Erdkabeltrasse befindet sich in Raesfeld im Münsterland. Seit 2016 ist sie im Probebetrieb. Laut Sprecher Knoop gibt es dort seit einem Jahr landwirtschaftliche Feldversuche. Dabei seien „ganz minimale Unterschiede“ zu Erträgen von Feldern neben der Trasse zu erkennen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort