Stadt Kempen Altersarmut nimmt in Kempen zu

Stadt Kempen · Immer mehr ältere Menschen kommen mit ihrer Rente nicht über die Runden. Auch in der Thomasstadt erhalten etliche Senioren finanzielle Leistungen zur Grundsicherung. Das Sozialamt legte jetzt der Politik eine aktuelle Statistik vor.

Auch wenn die Stadt Kempen statistisch betrachtet deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegt, so ist die Entwicklung für die Verantwortlichen im Rathaus und in der Politik alarmierend: Altersarmut ist auch in der Thomasstadt ein Thema. In den vergangenen Jahren ist die Zahl derjenigen Bürger, die Sozialleistungen zur Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung erhalten, deutlich gestiegen.

Sozialamtsleiterin Petra Sdunek und ihr Team haben jetzt erstmals eine Übersicht über finanzielle Leistungen, die an Kempener Bürger im Rahmen der Sozialhilfe und von Hartz IV gezahlt werden, vorgelegt. Ein solcher Bericht soll künftig regelmäßig — mindestens zweimal im Jahr — dem Ausschuss für Sozialausschuss und Senioren zur Kenntnis gegeben werden.

Sozialdezernent Michael Klee spricht von einer enormen Dynamik, die in der Entwicklung liege. Die Daten, die das Sozialamt zusammengestellt hat, beziehen sich auf den Zeitraum 2005 bis 2012. Die Zahl der Leistungsfälle bei der Grundsicherung im Alter ist seit 2005 kontinuierlich gestiegen. Nahmen vor acht Jahren noch 146 Senioren zusätzlich zu ihrer Rente finanzielle Leistungen vom Sozialamt in Anspruch, waren es im vergangenen Jahr bereits 223 ältere Bürger. Das entspricht nach Berechnungen des Sozialamtes einer Steigerung von insgesamt 52 Prozent.

Der Anstieg hat nach Angaben von Sozialamtsleiterin Petra Sdunek unterschiedliche Gründe. Ein Teil der Hilfeempfänger wechselt mit Erreichen der Altersgrenze unmittelbar aus dem Hartz-IV-Leistungsbezug in die sogenannte Grundsicherung im Alter. "Zum anderen führen geringe Renten, unterbrochene Erwerbsbiografien, Mini-Jobs und die demografische Entwicklung zur Notwendigkeit der materiellen Ergänzung durch öffentliche Leistungen", erklärt Petra Sdunek. Klar ist auch, dass mehr Frauen als Männer zu ihrer Rente Sozialleistungen in Anspruch nehmen müssen.

Mit Stand vom 1. Januar 2013 erhielten 109 Frauen, aber nur 43 Männer über 65 Jahre finanzielle Unterstützung zur Grundsicherung. Trotz der alarmierenden Zahlen sei die Gruppe der älteren Menschen in Kempen heute noch am wenigsten von Armut betroffen. Der Anteil der sogenannten Altersarmutsquote liege im Verhältnis zur Bevölkerung in Kempen über 65 Jahre — das sind 7455 Bürger — bei 2,03 Prozent. Damit liegt Kempen unter dem Landesdurchschnitt. In Nordrhein-Westfalen betrug die Quote im Jahre 2010 3,1 Prozent.

Nach einer Statistik der Agentur für Arbeit, die gemeinsam mit dem Kreis Viersen die sogenannten Jobcenter für Hartz-IV-Empfänger betreibt, gab es im vorigen Jahr bis August 2134 Kempener, die in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft lebten. Besonders hoch ist mit 904 Kempenern der Anteil der Hartz-IV-Bezieher im Alter unter 25 Jahre.

(RP/rl)
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