Aktion Kempen soll grün werden: Landwirte verteilen Blumensamen

Kempen · Die Aktion auf dem Buttermarkt stieß am Freitag auf großes Interesse bei den Marktbesuchern.

 Kempen: Info-Sand der Kempener Landwirte auf dem Buttermarkt, in derMitte: Stefan  Küppers

Kempen: Info-Sand der Kempener Landwirte auf dem Buttermarkt, in derMitte: Stefan Küppers

Foto: Wolfgang Kaiser

(tre). „Papa kämpft für unseren Hof, denn auch wir wollen Landwirte werden. Wir denken in Generationen, nicht in Perioden“ – das große Banner, das am Frontlader eines Traktors hängt, fällt ins Auge und lässt die Besucher des Kempener Wochenmarktes stehen bleiben. 23 Kempener Landwirte sind angereist, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und gemeinsam für ein buntes NRW zu werden. Eigens dafür werden Tüten mit einem Bienenblumenmix verschenkt, denn es sind nicht nur die Landwirte, die mit Blühstreifen den Insekten helfen können. Jeder einzelne Bürger kann das ebenfalls, ob im Garten oder in Blumenkübeln auf der Terrasse oder dem Balkon. Die Landwirte haben Informationen über die Novellierung der Düngeverordnung mitgebracht und machen auf das Mercosur-Abkommen aufmerksam, das weitreichende Folgen für Verbraucher und die Landwirtschaft hat.

Fakten über Glyphosat informieren über die Phosphatverbindung, die ein Herbizid ist und unter anderem eingesetzt wird, wenn es gilt, ein Feld nach dem Winter mit seinem Gründünger für die nächste Aussaat vorzubereiten. „Früher hatten wir im Winter Frostwetter, das den Gründünger hat abfrieren lassen. Das ist heute aufgrund der Klimaerwärmung nicht mehr der Fall. Hier kommt dann Glyphosat zum Einsatz, damit wir ein Feld nicht pflügen müssen.“ So wird lediglich leicht gegrubbert“, erklärt Helmut Platen, der stellvertretende Vorsitzende der Kempener Ortsbauernschaft.

Aber es wird nicht nur die Blumensaat verschenkt. Stefan Küppers, der in Kempen Zwiebeln anbaut, hat kleine Säcke mit rund zwei Kilogramm Zwiebeln abfüllen lassen, die er ebenfalls verschenkt. „Die Zwiebeln muss ich alle vernichten, weil sie zu klein sind. Der Lebensmitteleinzelhandel nimmt sie nicht ab, da sie unter vier Zentimeter groß sind“, erklärt der Landwirt und ist damit bei einem weiteren Thema, das die Landwirte belastet. Produkte, die nicht der vom Lebensmitteleinzelhandel vorgegebenen Norm entsprechen werden nicht abgenommen. Zwiebeln müssen so über vier Zentimeter groß und unter sieben Zentimeter klein sein, um in den Handel der großen Ketten zu gelangen. Solche Vorgaben, von den viele Verbraucher nichts ahnen, verschärfen die Produktionsbedingungen für Landwirte. Indes finden die 500 Tütchen mit dem Blumensamen alle einen neuen Besitzer. „Wenn das alles ausgesät wird, müsste Kempen grün sein“, bemerkt Platen.

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