Aktion Frühjahrsputz Im Einsatz für eine saubere Umwelt
In Kleingruppen waren am Samstag viele freiwillige Helfer bei der 22. Auflage der Aktion „Frühjahrsputz“ in Kempen und seinen Ortsteilen unterwegs. Trotz Corona-Krise war das Engagement groß, die Natur von wildem Müll zu befreien.
„Kommt Siggi mit dem Traktor?“ Kaum hatte Thomas Dittmann die Frage in der Runde derer gestellt, die sich vor dem Vereinsheim vom Familiengarten „Zur luftigen Höhe Tönisberg“ eingefunden hatten, war Geknatter von der Niederrheinstraße her zu hören. Siggi Schneiders kam mit dem grünen Rasenmähertraktor und Anhänger angefahren. Der Anhänger wurde unter anderem gebraucht, um den Sperrmüll, der an der Böschung der Autobahn hinter dem Wartsberg lag, zum Sammelpunkt zu transportieren, an dem Firma Schönmackers den Müll der Frühjahrsputz-Aktion später abholte. „Wir wissen, dass dort Etliches liegt. Auch für einen größeren Reifenfund am Hohlweg benötigen wir ein entsprechendes Transportmittel. Dort liegt mehr als ein Dutzend Autoreifen“, sagte Peter Kunz, Vorsitzender vom Naturschutzbund (Nabu) Kempen. Zum 22. Mal fand am Samstag der „Frühjahrsputz“, eine Gemeinschaftsaktion von Stadt Kempen, Firma Schönmackers Umweltdienste und Rheinischer Post statt. Und trotz Corona-Virus fanden sich viele der 46 angemeldeten Gruppen an den verschiedenen Stellen in Kempen, Tönisberg und St. Hubert ein, um in Kleingruppen den Müll, den andere Menschen in der Natur hinterlassen haben, aufzusammeln.
So auch in Tönisberg: Vor dem Familiengarten am Wartsberg trafen sich 18 Helfer. Thomas Dittmann als Vorsitzender des Familiengartens und Peter Kunz vom Nabu verteilten Handschuhe, Müllbeutel und Greifzangen. „Ich finde es wichtig, dazu beizutragen unseren Ort sauberer zu machen. Das hat etwas mit Wohlfühlen zu tun“, sagte Nicole Haase, die zum zweiten Mal dabei war. Kein Helfer brauchte weit zu gehen, um den ersten Müll in einen der großen Säcke zu packen. Diverser Verpackungsmüll, Glasflaschen – teilweise zerschlagen – und jede Menge gefüllte Hundekotbeutel lagen am Wegesrand. „Es ist kaum zu glauben, was Menschen alles wegwerfen“, meinte Hubert Mank.
Über die gefüllten Hundekotbeutel regten sich alle Helfer am meisten auf. „Wir haben die Stadt schon so oft aufgefordert, hier oben am Wartsberg Mülleimer aufzustellen, damit die Hundebesitzer die Beutel dort entsorgen können, weil sie sie anscheinend nicht bis nach Hause mitnehmen können. Aber bislang ist nichts geschehen“, sagte Kunz.
Verständnisloses Kopfschütteln über das Verhalten der Mitmenschen herrschte auch beim Segel-Surf-Club Kempen. „Allein mit dem, was wir hier gefunden haben, ist der Hänger voll“, sagte Vereinsmitglied Frank Schubert und deutete auf den an einem Auto angekoppelten Anhänger, in dem sich Reifen, Bauschutt und etliche prall gefüllte blaue Müllsäcke befanden. Die vier Erwachsenen und drei Kinder hatten die Werkseinfahrt von Klösters am Königshütte-See gesäubert, während weitere Mitstreiter an anderen Bereichen rund um den See für Ordnung sorgten.
Georgina Zacher zog gerade einen weiteren blauen Sack zu. „Es ist Wahnsinn, was Menschen alles illegal in der Natur entsorgen“, meinte sie. Im schwarzen Eimer von Lilli lagen etliche Bierflaschen. „Die habe ich alle gefunden“, sagte die Neunjährige. Der Eimer von Amelie und Maximilian war mit Taschentüchern, Windeln und Plastikverpackungen gefüllt. Alles Dinge, die die beiden Kinder mit Greifzangen aufgesammelt hatten.
Ebenfalls reiche Ausbeute machten die Helfer vom St. Martinsverein Klixdorf. Dort hatte sogar jemand seinen Zaun illegal in der Natur entsorgt. „Die Ziegelheider Straße habe ich in ,Kippenweg’ umbenannt. Dort habe ich auf dem Stück, an dem ich gegangen bin, allein über 50 Kippen aufgesammelt“, sagte Stefan Ditzen, der zum ersten Mal beim Frühjahrsputz dabei war. Der Kempener, der jeden Morgen mit seinem Hund unterwegs ist, hatte festgestellt, dass der Müll immer mehr wird. Deshalb wollte er beim „Frühjahrsputz“ mitmachen, obwohl er auch bei seinen Hunde-Runden immer mal wieder Müll einsammelt. „Am Schmeddersweg braucht man auch keinen Kalender. Hier merkt man immer am verstärkten Tütenaufkommen eines bekannten Fast-Food-Restaurants, dass es ein Samstag- oder ein Sonntagmorgen ist“, meinte Ditzen. Dass Müll weggeworfen wird, sei die eine Sache, dass dieser aber auch noch klein geschreddert werde, dafür hat er wenig Verständnis. Der Grund: Der Kreis Viersen lässt die Straßenränder mit einem Unimog mähen und der schreddert alles, was ihm unterkommt. Früher gingen die Mitarbeiter die Randstreifen entlang und sammelten den Müll vor dem Mähen auf. „Jetzt liegen hier kleine Plastikpartikel, die überall hin geweht werden. Echt toll“, sagte Ditzen ironisch, bückte sich und sammelte den nächsten Unrat auf.