Stadt Kempen 49 Kilometer zu Fuß durch Rom

Stadt Kempen · Knapp fünf Jahre Lateinunterricht am Gymnasium gipfelten jetzt in einer Romfahrt. Die beiden Lateinkurse des Kempener Thomaeums reisten für drei Tage in die Ewige Stadt.

Es war einfach nur fantastisch - das ist die einhellige Meinung von 24 Schülern des Kempener Thomaeums sowie von Rosalie Hellmann und Michael Zanders. Die beiden Lateinkurse und ihre beiden betreuenden Lehrer nahmen sich eine Auszeit vom regulären Unterricht und flogen gemeinsam nach Rom. Hin ging es am 4. Februar von Köln-Bonn in den späten Nachmittagsstunden nach Italien. Der Rückflug war für den 8. Februar gebucht. "Wir hatten also nur drei Tage, um Rom zu erkunden, und dementsprechend straff war unser Programm", sagt Zanders. So starteten die Tage schon um 6.30 Uhr mit einem gemeinsamen Frühstück, dann ging es los. 49 Fußkilometer durch Rom sind innerhalb dieser kurzen Zeit zusammengekommen, wie die Schrittzähler an den Smartphones verrieten. "Dazu kommen 551 Stufen, das war nämlich der Petersdom", ergänzt Elisabeth lächelnd.

Die lateinische Sprache hat dabei für alle eine neue Bedeutung gewonnen. "Wir haben im Unterricht Epigramme übersetzt. Einige davon haben wir in Rom wiedergefunden. Das ist schon ein besonderer Moment, wenn man vor einem Obelisk steht und genau das Epigramm, das uns in Kempen beschäftigt hat, dort liest", sagt Rene. Die Rostra und die Kurie zu betreten, wo einst Caesar und Cicero ihre Reden hielten, den Circus Maximus mit eigenen Augen zu sehen, durch das Kolosseum zu schlendern, in die Katakomben einzutauchen oder das Forum Romanum, die wichtigste Ausgrabungsstätte des antiken Roms, auf sich wirken zu lassen - die Schüler erlebten Geschichte zum Anfassen.

"Ich habe mich total klein gefühlt, als ich vor den riesigen Säulen der Basilika stand. Die vergoldeten Decken, das ganze Ambiente, das muss man einfach einmal selber erlebt haben", sagt Anna. Agatha beschreibt die beeindruckenden Stätten als regelrecht einschüchternd. "Wenn man das alles mit eigenen Augen sieht, kann man sich wirklich vorstellen, wie die Menschen früher in Rom gelebt haben", meint Jana. Gerne erinnern sich die Schüler auch an die Abende in Rom. Die alte Stadt in der untergehenden Sonne, auf den Stufen der Spanischen Treppe sitzend, das ist allen im Gedächtnis geblieben.

Das Ungleichgewicht von Arm und Reich stimmte Schüler und Lehrer dagegen nachdenklich. Obdachlose Menschen mit Pappkartons und Decken vor der Mauer des Vatikans sitzen zu sehen und auf der anderen Seite unendlichen Reichtum zu wissen, führte allen deutlich vor Augen, dass Italien kein Sozialstaat ist. Michael Zanders beschreibt die Reise als ein Zusammentreffen von Latein, Kunst, Religion und Geschichte. Wobei sich der Lateinlehrer besonders freute, dass es nach dreijähriger Pause wieder zu einer Romfahrt gekommen ist. Wegen zu hoher Kosten waren die Romfahrten auf Eis gelegt worden. Jetzt in der Nebensaison waren die Preise deutlich günstiger. Außerdem brachte die Reisezeit Februar einen weiteren Vorteil mit sich: Die Temperaturen mit Werten zwischen zehn und zwölf Grad waren deutlich angenehmer als im späteren Frühjahr oder im Sommer.

Jetzt erinnern Schüler und Lehrer jede Menge Fotos und Postkarten an die schönen Tage in der Ewigen Stadt. Fast alle haben sich zudem einen Schlüsselanhänger mit einem kleinen Römerhelm gekauft. Wenn mit dem Eintritt in die Stufe Q 1 der Lateinunterricht endet, ist der Anhänger ein Andenken an die gemeinsamen Lateinstunden im Thomaeum und an die Romfahrt als "Sahnehäubchen obendrauf".

Eins möchten zudem alle Schülerinnen und Schüler gerne, und das ist, Rom wieder zu sehen.

(tref)
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