Kamp-Lintfort Wie die Kleinsten die Macht über den Computer zurückgewinnen

Kamp-Lintfort · Zum "Tag der kleinen Forscher" schnupperten Kinder in der Kita St. Marien ins Programmieren hinein. Auch Sabine Weiss (CDU) schaute vorbei

 Die Kinder beschäftigten sich mit Experimenten aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Die Kinder beschäftigten sich mit Experimenten aus Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.

Foto: Reichwein

Heute, am 21. Juni, ist der "Tag der kleinen Forscher", ein Mitmachtag für Kinder, bei dem sie Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (die MINT-Fächer) erkunden können. In der Kita St. Marien ist man der Zeit schon so weit voraus, dass das dazugehörende Forscherfest am Tag davor gefeiert wird.

Professor Rolf Becker von der Hochschule Rhein-Waal ist dafür zu Besuch, er baut mit drei Maxikindern - Kindern im letzten Kindergartenjahr - ein "Bananenklavier". Währenddessen haben Kita-Mitarbeiter andere Stationen aufgebaut, an denen zum Beispiel ein "Bee-Bot", eine auf Rollen fahrende Biene aus Plastik, mit Pfeilkarten über die Landkarte einer Insel gesteuert wird. Ein Praktikant baut mit vier Kindern einen Roboter aus Lego.

"Die Kita ist zertifiziert als Haus der kleinen Forscher", sagt Einrichtungsleiterin Manuela Kempkes. Die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" hat zum heutigen Aktionstag aufgerufen. Im Kreis Wesel arbeitet sie mit der Hochschule Rhein-Waal zusammen, dort haben die Mitarbeiter des Kindergartens an einer Fortbildung teilgenommen. Kempkes erzählt, sie seien begeistert wiedergekommen. "Kinder müssen sich die Welt selbst erschließen". Um sich das Material leisten zu können, hätte sie sich an den Lions-Club gewandt, sagt Kempkes, mit einer Aufstellung der Möglichkeiten: Für 300 Euro könnten sie dieses bekommen, für 500 Euro jenes. Das Kamp-Lintforter Lions-Club-Mitglied Johannes Hampf mobilisierte die anderen Mitglieder und bekam 800 Euro für alles auf der Wunschliste zusammen. Am Tag der kleinen Forscher schaut Hampf sich an, was die Kinder damit alles anstellen.

Und das ist eine ganze Menge: Professor Becker zeigt den Kindern Scratch, eine graphische Programmiersprache. Diese ist eigentlich für Grundschüler gedacht, mit etwas Hilfe haben aber auch die Maxikinder Spaß daran. Die kleinen Programme lassen sich über die Tastatur steuern, und Becker hat ein kleines Gerät namens Makey Makey an den Laptop angeschlossen, das so tut, als sei es eine Tastatur, und an das man Dinge anschließen kann, die "halbwegs leiten" - eine Menschenkette oder auch Bananen. Fünf davon bilden die Tasten seines Bananenklaviers, auf dem auch die CDU-Bundestagsabgeordnete Sabine Weiss mit offenbar der gleichen Freude und Faszination wie die Kinder spielt. "Wir müssen die Macht über den Computer zurückgewinnen", sagt Becker, und Kempkes sagt: "Es ist nicht der Computer, der entscheidet - sondern wir."

Weiss nutzt ihren Besuch, um sich über das ganze pädagogische Konzept des Kindergartens zu informieren. Die Kita ist personell gut aufgestellt, so dass in verschiedenen Räumen einige Kinder Boote aus Knete bauen, einige weben und andere Waffeln backen. Kempkes betont, in der Kita wolle man "das klassische Rollenbild nicht weiter verfestigen". Im Projekt soll deshalb die Neugier der Kinder geweckt werden, sagt Martin Kreymann von der Hochschule Rhein-Waal.

(sabi)
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