Kamp-Lintfort Wenn "Winnetou" aus Karl May liest

Kamp-Lintfort · Jean-Marc Birkholz spielt die Rolle in Elspe. Nun gastierte er im Kloster Kamp.

 Jean-Marc Birkholz las aus dem ersten Winnetou-Roman.

Jean-Marc Birkholz las aus dem ersten Winnetou-Roman.

Foto: Koopmann

Das hätte Karl May gefallen: Im Rahmen der "Abende für Genießer" des Geistlichen und Kulturen Zentrums Kloster Kamp waren die Besucher an diesem Freitag zu einer Lesung über den Apachenhäuptling Winnetou eingeladen. Und der edle Indianer war selbst gekommen, besser gesagt, der Mann, der ihn seit Jahren auf der Freilichtbühne Elspe darstellt: Jean-Marc Birkholz.

Der 44-jährige Schauspieler las nicht nur aus Karl Mays 1893 erschienenen Roman "Winnetou 1", sondern berichtete zwischendurch auch anhand von Anekdoten und Bildprojektionen von seiner Arbeit auf der Freilichtbühne. Angefangen habe eigentlich alles an der Landesbühne Sachsen, wo er seinen ersten Winnetou gespielt habe, und das, obwohl er nicht einmal habe reiten können, erfuhren die Besucher. Später, in Elspe, sei er dann zunächst erst als "Bloody Fox", "Kleiner Bär" und "Old Firehand" aufgetreten, bevor er dann vor fünf Jahren schließlich doch wieder "Winnetou geworden sei". Übrigens eine nicht ganz ungefährliche Rolle. Einmal habe er sich bei einer wilden Verfolgungsszene einen Bänderriss am Fuß zugezogen, und ein anderes Mal sei er bei einem Kampf im Gesicht verletzt worden. Dennoch mache ihm die ganze Sache noch immer großen Spaß, was nicht nur an der kollegialen Arbeitsatmosphäre, sondern auch an seiner Begeisterung für Karl May und dessen abenteuerlichen Geschichten liege. Diese Begeisterung war ihm auch beim Lesen anzumerken. Mit ständig wechselnden Stimmen brachte er den Zuhörern an diesem Abend als Ich-Erzähler Old Shatterhand die bewegte Geschichte der selbstherrlichen Aneignung der indianischen Ländereien durch weiße Siedler und den heroischen Kampf der Apachen gegen den Bau einer ungewollten Eisenbahnlinie durch ihr Land zu Gehör.

Dabei wurde es an einigen Stellen manchmal ganz still im Raum. So zum Beispiel, als Winnetou Old Shatterhand nach anfänglicher Ablehnung schließlich zu seinem Blutsbruder macht, oder der weiße Schurke Santer Winnetous Schwester Nscho-tschi und dessen Vater erschießt. Am Ende bedankten sich die Zuhörer mit einem begeisterten Applaus, und so manch einer nahm sicherlich in Gedanken Old Shatterhands letzten Satz aus der Lesung mit nach Hause, der da lautete: "Wann werde ich dich wiedersehen, lieber, lieber Winnetou?"

(lang)
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