Kamp-Lintfort Wenn Blutspender zu Helden werden

Kamp-Lintfort · Die Mittelstufe der Krankenpflegeschule Kamp-Lintfort kümmerte sich um die Organisation des Blutspendetags im St.-Bernhard-Hospital. Mit viel Kreativität und persönlicher Ansprache erreichen die Schüler auch ihre Altersgruppe.

 Die Pflegeschülerinnen Birte Sakia Trzoss (l.) und Lena Christians unterstützen die Fachkräfte bei der Blutspende in der Aula des St.-Bernhard-Hospitals Kamp-Lintfort.

Die Pflegeschülerinnen Birte Sakia Trzoss (l.) und Lena Christians unterstützen die Fachkräfte bei der Blutspende in der Aula des St.-Bernhard-Hospitals Kamp-Lintfort.

Foto: Klaus Dieker

Auffallend viele junge Menschen mit blauen Superhelden T-Shirts sind in der Aula des St.-Bernhard-Hospitals Kamp-Lintfort anzutreffen. Auf einem Plakat an der Wand, unter den Abbildungen von Wonderwoman und Superman, wird die Zusammensetzung des menschlichen Bluts erklärt. Das passt alles zum Thema "Jeder Mensch braucht mal eine Konserve, sei ein Held - sorg' für Reserve" des Blutspendetages.

Um den kümmern sich die 46 Schüler des Mittelkurses der Katholischen Bildungsstätte Kamp-Lintfort erstmals in der Aula des St.- Bernhards-Hospitals. Ansonsten fand der Tag, den die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger die Blutspende organisieren, in der Schule statt. Schon an der Annahme empfangen die Schüler die Blutspender. Peter Bier, seit 1956 ehrenamtlicher Helfer beim Ortsverband Kamp-Lintfort des Deutschen Roten Kreuzes, ist begeistert. "Super, da wird man naturgemäß mitgerissen", sagt der 79-Jährige. Es sei schön, die Schnelligkeit zu sehen, mit der die Jugendlichen an die Sache rangehen. Die hatten die Idee mit den Superhelden. Wer möchte, darf als Spender ein Foto von sich an der Superheldenwand machen lassen.

Jürgen Buhl und seine Frau Marlies haben die Blutspende schon hinter sich. Sie stärken sich in der Cafeteria. Mit seiner 23. Spende ist Jürgen Buhl Spender aus Überzeugung. Seine Frau war 2004 schwer krank, auch wenn sie selbst keine Blutkonserve gebraucht habe, sehe er es als seine Pflicht an, regelmäßig zu spenden. "Ich mache das gerne", sagt er. Nur sei ihm das heute einen Tacken zu hektisch. Was aber nicht schlimm sei. "Die Organisation ist toll, und was super ist, sind die vielen jungen Leute, die spenden", sagt der 64-Jährige. Denn die Schüler haben nicht nur die Organisation des Blutspendetages übernommen, inklusive Schmieren von 400 Brötchenhälften, sondern spenden auch selber Blut. Sie haben Mitschüler und Schüler anderer Schulen motiviert zu kommen. Zum Beispiel hat Jori Wolf seinen Freunden an seinem Geburtstag gesagt, dass sie zum Blutspendetag erscheinen sollen, als Geburtstagswunsch sozusagen. Nina Klinner hat bereits einen weißen Verband um den Arm, ein sicheres Erkennungszeichen, dass auch sie schon auf eine der acht Liegen Platz genommen hat, um sich Blut abzapfen zu lassen. Ihre Mutter konnte die 21-Jährige Auszubildende auch überzeugen und verspricht ihr, wenn nötig, die Hand zu halten. In seiner weißen Kleidung ist Mitschüler Jori übrigens als einer von den Schülern zu erkennen, die den Shuttleservice anbieten. Gemeint ist nicht, dass die Schüler Bus fahren, sondern sie springen auf der Station des Krankenhauses ein, wenn das Personal Blut spenden möchte. Denn Initiator der Blutspendeaktion im Krankenhaus war bereits vor einigen Jahren Gero Frings, Chefarzt der Anästhesie. Gemeinsam mit dem begleitenden Diplom-Berufspädagogen Reinhard Muhrmann hat er von den Schülern eine Helden-Plakette angeheftet bekommen. Mit 105 Spendern habe man vor einigen Jahren angefangen, im vergangenen Jahr waren 140 Spender dabei, zieht Muhrmann eine sehr positive Bilanz. Das Geheimnis des Erfolgs ist die persönliche Ansprache der Schüler im Freundes- und Bekanntenkreis und unter den Schülern. Und selbst wer nicht Blut spenden darf, weil er ein frisches Piercing oder eine Tätowierung hat, der lässt sich zumindest für Stammzellen typisieren, die bei der Behandlung von Krebs nötig sind.

Ein wenig enttäuscht sind die angehenden Gesundheits- und Krankenpfleger nur, dass sie nicht die Blutspende selbst durchführen dürfen. Im zweiten Ausbildungsjahr haben viele schon einmal Blut abnehmen dürfen. Auch wenn es nicht ausdrücklich Bestandteil des Lehrplans ist, bringt es die Praxis in der Ausbildung mit sich.

Thorsten Hemmers, Referent für das Deutsche Rote Kreuz spricht vom geschlossenen System. Grundsätzlich kommt der Blutspendedienst mit seinem eigenen Personal zu den Terminen. Das medizinische Personal kenne sich mit dem verwendeten Material aus und sei speziell geschult. Trotzdem sei der Tag mit den Schülern etwas sehr Besonderes. "Das ist schon großes Kino", sagt Hemmers anerkennend. Und wer es nicht bis auf die Leinwand schafft, der schafft es zumindest als Superheld auf die Facebookseite der Schule. Der Tag und seine Helden sind festgehalten worden auf der Facebookseite unter "Blutspendetag am 03.06. St. Bernhard Hospital".

(bimo)
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