Kamp-Lintfort Weltklasse-Quartett begeistert in Kamp

Kamp-Lintfort · Das "Fine Arts Quartet" spielt im ausverkauften Rokokosaal des Klosters Werke von Schumann, Mendelssohn und Arriaga.

 Das Fine-Arts-Quartett spielte an zwei Abenden im Rokoko-Saal des Klosters Kamp.

Das Fine-Arts-Quartett spielte an zwei Abenden im Rokoko-Saal des Klosters Kamp.

Foto: siw

Zum Ausklang der diesjährigen Reihe der Kamper Konzerte im Rokokosaal gab es mit einem Gastspiel des "Fine Arts Quartet" ein besonderes Juwel. Das Ensemble zählt zu den führenden Streichquartetten unserer Zeit. Als "Goldener Name der Kammermusik" gefeiert, betreut das 1946 in Chicago gegründete Quartett junge Ensembles an international renommierten Konservatorien und konzertiert in den großen Konzerthäusern der Welt.

Allein im diesjährigen Kalender stehen Auftritte in New York, London, Paris, Berlin, Rom, Madrid, Moskau, Tokyo, Beijing, Istanbul, Jerusalem, Mexico City, Toronto an - und jetzt in Kamp-Lintfort, in der Reihe der Kamper Konzerte, mit zwei Konzerten. Groß war die Spannung im ausverkauften Rokokosaal, wo Besucher aus der ganzen Region das weltberühmte Ensemble ehrfürchtig erwarteten.

Die vier Musiker nahmen die Begegnung mit dem Niederrhein locker und plauderten angeregt, bevor sie gut gelaunt den Saal betraten. Zum Auftakt seines Kamper Gastspiels hatte das Fine Arts Quartet eine Rarität des Konzertrepertoires gewählt: das Streichquartett Nr. 3 des baskischen Geigers und Komponisten Juan Crisóstomo de Arriaga. Obwohl er nur zwanzig Jahre alt wurde, hinterließ der hochtalentierte Musiker ein beachtliches Œuvre: 26 Werke sind bis heute bekannt, darunter drei viersätzige Streichquartette, entstanden um 1823 in Paris.

Von den Jahreszahlen betrachtet, kann man Arriaga als Zeitgenossen des (späten) Haydn, aber auch Schuberts ansehen, was einerseits seine Hinwendung zur spätklassischen Formsprache erklärt, andererseits aber auch die frappierende Verwandtschaft mit der Schubertschen Tonsprache. Leider gab es in der ausschweifenden Programmeinführung durch die Künstlerische Leitung zu wenig Informationen zu den stilistischen und musikalischen Besonderheiten der Werke, und so musste die Interpretation für sich sprechen. Und das tat sie auch - vom ersten Ton an, in einer wunderbar klaren Tonsprache und einer klanglich perfekten Balance, die das Publikum sofort in seinen Bann zog. Die beiden Geiger des Quartetts, Ralph Evans und Efim Boico, gehören dem Ensemble seit über 30 Jahren an. In ihr harmonisches Miteinander haben sich der Cellist Robert Cohen und zuletzt der Bratscher Juan-Miguel Hernandez mit durchaus eigener Tonsprache eingefügt. Im Rokokosaal erlebten die Zuhörer eine bewegende Sternstunde voller Feuer und voller Gefühl. Ein brillantes Konzert. Am Ende wurde das Ensemble bei Mendelssohns tief bewegendem Streichquintett Nr. 1, durch den rumänischen Bratscher Gil Sharon erweitert. Der Weltstar spielte im kleinen Rokokosaal so selbstverständlich, als sei er in der New Yorker Carnegie Hall. Tosender Applaus.

(RP)
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