Kamp-Lintfort Von der Begegnung mit einem unerwarteten Interpreten

Kamp-Lintfort · Massimiliano Motterle kam als Vertretung zu den Kamper Konzerten und beeindruckte das Publikum.

 Massimiliano Motterle spielte bei den Kamper Konzerten.

Massimiliano Motterle spielte bei den Kamper Konzerten.

Foto: Prümen

Ein reiner Klavierabend steht selten auf dem Programm der Kamper Konzerte, weswegen das Rezital des Brasilianers Miguel Proença, der mit seinem von der Presse gerühmten "gesegneten Geist" das Publikum verzaubern sollte, als Kleinod angekündigt worden war. Doch leider musste der Altmeister sein Gastspiel am Niederrhein aus gesundheitlichen Gründen absagen. Dass die Konzertbesucher im ausverkauften Rokokosaal dennoch nicht auf das versprochene "tief berührende" Rezital verzichten mussten, war dem italienischen Pianisten Massimiliano Motterle zu verdanken, der kurzfristig eingesprungen ist.

Statt Brahms, Chopin und Villa-Lobos gab es Schubert, Tschaikowsky und Mussorgski. Das Publikum reagierte gelassen und gespannt auf die Begegnung mit einem Interpreten, der über 20 internationale Wettbewerbserfolge vorweisen kann und sich als Solist wie auch als Kammermusikpartner in Italien, den USA und China bereits einen Namen gemacht hat, in Deutschland dagegen bislang relativ unbekannt ist. Motterle gehört zu den Pianisten, die auf Vorgeplänkel wie endloses Nachjustieren der Klavierbank oder nervöses Fingerknacken völlig verzichten. Ohne Umschweife legte er sofort los, und ehe das Publikum sich versah, fand es sich schon mitten in der Klangwelt Schuberts. Die dramatische, bebende, stürmische a-Moll-Sonate mit ihren zahlreichen Fortissimo-Passagen entstand 1817.

Motterle spielte das Werk des jungen Schubert technisch souverän, mit auffallend zurückhaltendem Pedaleinsatz und in einer sehr rund und persönlich wirkenden Interpretation, subtil und voller Empathie für den Komponisten und dabei doch eher distanziert als poetisch. Tschaikowskys volksliedhafte "Dumka", mit eleganter Leichtigkeit gespielt, bildete dazu einen höchst effektvollen Kontrast. Die zweite Konzerthälfte war einem der beliebtesten Klavierwerke gewidmet: "Bilder einer Ausstellung", eine geniale Hommage Mussorgski an den Maler und Architekten Viktor Hartmann. Motterle gelang es überzeugend, mit deutlichen Akzenten und feinsten harmonischen Nuancen den unendlichen Farbenreichtum des Werks zu verbinden, das auch diesmal seine Wirkung auf das Publikum nicht verfehlte.

Die Kammerkonzerte werden fortgesetzt am 24./25. Oktober mit einem Duoabend des Cellisten Alexander Hülshoff und der Pianistin Joanna Przybylska.

(prs)
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