Kamp-Lintfort Vom alten Handwerk zur Medienkunst

Kamp-Lintfort · Im Foyer des Kamp-Lintforter Rathauses ist seit gestern eine Ausstellung mit Töpferarbeiten zu sehen. Gefertigt wurden die getöpferten Tierfiguren, Köpfe und Schalen von Schülern der Diesterwegschule.

 "Keramik – freischaffende Kunst verbindet Nationalitäten": So lautete der Titel der Ausstellung, die das Kulturbüro der Stadt Kamp-Lintfort gestern mit den Schülern im Rathausfoyer eröffnetet.

"Keramik – freischaffende Kunst verbindet Nationalitäten": So lautete der Titel der Ausstellung, die das Kulturbüro der Stadt Kamp-Lintfort gestern mit den Schülern im Rathausfoyer eröffnetet.

Foto: Gerhard Seybert

Für eine besondere Aktion nutzte gestern eine Schülergruppe der Hauptschule Diesterweg das Foyer des Rathauses . Einerseits stellten die beiden Töpfer-AGs der Jahrgangsstufen 7 und 8 ihre Keramik-Arbeiten aus. Andererseits präsentierten sie dort ihr Theaterstück "Total vernetzt", das in direktem künstlerischen Bezug zu den ausgestellten Tonarbeiten steht. Für den kommissarischen Schulleiter Carsten Hiller ist die Ausstellung, wie er sagt, "ein tolles Highlight für die Schüler. Sie sind stolz und erfahren die Sinnhaftigkeit ihres Tuns. Ihre Arbeiten werden im öffentlichen Raum gewürdigt und sorgen für Gesprächsstoff."

Kunstpädagogin Edith Beck-Kowolik hat mit den 16 Schülern der beiden Töpfer-AGs seit den Sommerferien jeweils zwei Stunden pro Woche im Rahmen des schulischen Ganztags gearbeitet. Tierfiguren, Köpfe, Schalen und Dekoartikel gab sie als konkrete Themen vor. Auch im Rheinberger Raum arbeitet sie mit Schülergruppen und fördert Kreativität über künstlerische Arbeiten, an deren Ende die öffentliche Präsentation steht. Beispielsweise als Hingucker in einem leerstehenden Rheinberger Ladenlokal mit großer Schaufensterfront. Auch wenn mit dem Material Ton beim figürlichen Arbeiten nicht auf Anhieb alles glückte, "lernten die Jugendlichen, wie sich in diesen künstlerischen Situationen mit entsprechenden Handgriffen Tonarbeiten retten lassen. Das Prinzip Hoffnung hat in solchen Fällen für manchen Aha-Effekt gesorgt", sagt die Kunstpädagogin. Bewusst setzt sie auf das Training von handwerklichen Fähigkeiten und die Vermittlung alter Handwerkstradition, die beim Umgang mit dem Werkstoff Ton am Brennofen in der Hauptschule Diesterweg endet. Jugendliche in den Arbeitsablauf bis zum fertigen Keramikprodukt einzubinden, ist ihr wichtig. Dass unter anderem mit Bildern gestaltete Tongefäße seit Menschengedenken auch als Kommunikationsmedium eingesetzt wurden, inspirierte die Töpfer-AGs zu einem Theaterstück. Damit schlugen die Schüler einen Bogen von der Antike mit ihrer alten Handwerkskunst zur Medienkunst der Gegenwart mit Verständigungsformen wie SMS und Handy.

Für den Sonderpädagogen Bernd Pottbäcker spiegeln die Arbeiten ein ansprechendes Maß an Kreativität wider. Er weist auf eine weitere Besonderheit hin. Mit acht vertretenen Nationalitäten sei die Gruppe multikulturell aufgestellt, dem der Titel "Keramik - freischaffende Kunst verbindet Nationalitäten" Rechnung trägt. Mit den Händen kreativ zu sein, war für die Schülergruppe eine positive Erfahrung. "Super", sagt dazu Achtklässler Andreas Ditmer (14). Siebtklässlerin Elsa Hajdini (12) bestätigt mit Blick auf ihre glasierte Tonfigur: "Mir hat es Spaß gemacht." Für Petra Niemöller, Leiterin des Kulturbüros, ist das Foyer des Rathauses ein geeigneter wie bürgernaher Ausstellungsort.

(sabi)
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