Kamp-Lintfort Über 1600 Spender wollen Sina retten

Kamp-Lintfort · Ein kleiner Pieks, der für die blutkranke Zehnjährige aus Kamp-Lintfort Leben bedeuten kann: Die große Bereitschaft, sich als Stammzellenspender für Sina zu registrieren, hat ihre Familie bei der großen Hilfsaktion gestern überwältigt.

 Gute Stimmung trotz des ernsten Anlasses: Während im Schulgebäude die Registrierung für die DKMS auf Hochtouren lief, sorgten ein Trödelstand und der German Garrison Star Wars-Kostümklub für Ablenkung auf dem Schulhof.

Gute Stimmung trotz des ernsten Anlasses: Während im Schulgebäude die Registrierung für die DKMS auf Hochtouren lief, sorgten ein Trödelstand und der German Garrison Star Wars-Kostümklub für Ablenkung auf dem Schulhof.

Foto: Klaus Dieker

Es ist viel los auf dem Schulhof der Ernst-Reuter-Grundschule, und das an einem Sonntag. Hier, wo die zehnjährige Sina aus Kamp-Lintfort sonst mit ihren Freunden in der großen Pause spielt und gerade die vierte Klasse abgeschlossen hat, versammeln sich Menschen, die ihre Zukunft bedeuten können.

Freunde, Bekannte, Fremde: Mehr als 1600 Menschen aus Kamp-Lintfort und Umgebung sind zu der großen Registrierungsaktion der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) unter bürgermeisterlicher Schirmherrschaft gekommen und bereit, Stammzellen für das Mädchen zu spenden, die sie so dringend für ein Weiterleben braucht. Denn Sina leidet an MDS (Myelodysplastisches Syndrom), einer Blutkrankheit, bei der die körpereigenen Stammzellen keine vollständigen Blutzellen bilden können. Auf eine Transplantation ist sie angewiesen, je eher, desto besser. Die Chance, einen "genetischen Zwilling" mit nahezu den gleichen Gewebemerkmalen zu finden, ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:20.000 gering. Doch sie steigt mit jedem potenziellen Spender, der sich in der bundes- und länderweiten Kartei registriert.

Der Zulauf bei der Aufnahmeaktion am Sonntag in Kamp-Lintfort war groß. Mehr als 100 ehrenamtliche Helfer waren bis in die Nachmittagsstunden damit beschäftigt, Spenderdaten auf- und Blut abzunehmen. Wo sonst Sina und ihre Mitschüler Matheaufgaben lösen, gingen Formulare und Blutkanülen in Fließbandarbeit über die niedrigen Holztische in den Klassenzimmern im ersten Stock. Währendessen sorgten ein Trödelstand und der German Garrison Star Wars-Kostümklub auf dem Schulhof für Ablenkung.

Keine fünf Minuten hat es gedauert, bis auch Bozena Dopatka in die Deutsche Knochenmarkspenderdatei aufgenommen war. Die junge Mutter ist über einen Facebook-Aufruf auf die Aktion aufmerksam geworden. "Ich hoffe, dass ein Spender gefunden wird", sagt sie. "Sollte gerade ich in Frage kommen, würde ich es selbstverständlich sofort tun." So lautete der Tenor aller Spender. Der Motorclub Gremium Krefeld ist mit 300 Mann aufgefahren, lokale Unternehmen wie Privatpersonen haben Geldspenden überreicht. 50 Euro kostet die gemeinnützige DKMS die Registrierung und Typisierung eines Spenders. Bis diese endgültig vorgenommen ist und die genauen Blutwerte vorliegen, dauert es noch rund acht Wochen. Der Spendenaufruf kann kurz danach erfolgen. Oder nie. Überwältigt von der großen Hilfsbereitschaft zeigen sich Sinas Eltern, Daniela und Andreas Grundmann. Zu Tränen gerührt danken sie allen Freiwilligen. "Auch wenn es keine Erfolgsgarantie gibt: Der Zulauf gibt uns Rückhalt und Kraft, sonst können wir wenig tun." Sina selber konnte am Sonntag nicht dabei sein. Zu groß ist das Risiko, durch einfaches Rempeln oder Hinfallen innere Blutungen zu erleiden, die tödlich sind. Über das Handy halten ihre Eltern sie auf dem Laufenden, Sina möchte über alles Bescheid wissen.

(RP)
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