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Demonstration in Kamp-Lintfort Reisebüros: „Wir arbeiten für null Cent“

KAMP-LINTFORT · Mitarbeitende der Tourismusbranche haben in Kamp-Lintfort demonstriert und einen Rettungsschirm gefordert. Sie warnten vor einem Abbau von Arbeitsplätzen und einer „nie dagewesenen Katastrophe“ für die Tourismuswirtschaft.

 Die Demonstranten auf dem Prinzenplatz beachteten die Corona-Abstandregeln.

Die Demonstranten auf dem Prinzenplatz beachteten die Corona-Abstandregeln.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Urlaubsstimmung sieht anders aus. Dunkle Wolken liegen über der Tourismusbranche. Auf dem Prinzenplatz in Kamp-Lintfort demonstrierten ihre Vertreter im sicheren Abstand zueinander und machten auf die dramatische Situation einer als „nicht systemrelevant“ eingestuften Branche aufmerksam. Sie forderten einen Rettungsschirm, beispielsweise als Finanzhilfe in Form eines Notfallfonds für die Tourismuswirtschaft.

Mit leeren Koffern, Reiseprospekten, Strandstühlen und großen Schirmen, stellvertretend für den geforderten Rettungsschirm, machten die Teilnehmenden ihrem Ärger und ihrer Angst vor einem Verlust des Arbeitsplatzes Luft. Auf Transparenten stand „Uns steht das Wasser bis zum Hals“, „Tourismus verbindet die Welt“ oder „Wir kämpfen für euren Urlaub“. Rabea Will, Reisekauffrau bei Artz Reisen, informierte über die weltweiten Folgen in der Branche. Nicht nur die bloße Vermittlung einer Reise gehöre zum Tagesgeschäft, vielmehr sorge der Tourismus bei den Reisenden für ein Verständnis der Welt. In den Reiseländern sichere die Branche Arbeitsplätze, schaffe wirtschaftlichen Aufschwung, verhelfe sozial schwächeren Ländern zu Stabilität, sorge für Bildungsprojekte, stärke Klima- und Artenschutz. „Wenn die Reisebranche untergeht, werden neue Flüchtlingsströme uns erreichen und die Konflikte in unserem Land werden sich verschärfen“, so Rabea Will. In Richtung Bundesregierung sagte sie: „Wir sind nicht systemrelevant. Wir sind viel mehr, wir sind weltsystemrelevant.“

Unterstützung erhielten die Demonstranten unter anderem von Bürgermeister Christoph Landscheidt. Gerade die kleinen und mittleren Betriebe der Branche inklusive der Busreiseanbieter seien professionelle Dienstleister, die strategische Unterstützung brauchten. „Sie haben mit der Forderung nach einem Schutzschirm recht.“ Der SPD-Landtagsabgeordnete René Schneider empfahl, mit gezielten Aktion „sichtbar zu werden“ und klare Forderungen in Cent und Euro aufzustellen.

Vom Klever Reisebüro Janestch verdeutlichte Reiseexpertin Dorothee Meeuwesse den drastischen Brancheneinbruch: „Aktuell werden aufgrund von Corona keine Reisen gebucht. Bereits im letzten Jahr gebuchte Reisen werden rückabgewickelt. Wirtschaftlich gesehen arbeiten wir seit Oktober für null Cent.“ Emotional der Appell von Manuel Larios von der Fernwehlounge in Waltrop: „Rettet unsere Branche!“ Unverständlich sei es, dass von Rettungsaktionen für Lufthansa oder die Bahn die Rede sei, die nur einen Teil in der großen Branche ausmachen. Bettina Strobel, Geschäftsführerin des Derpart Reisebüros Kios West in Kamp-Lintfort, sagte: „Wir haben fünf vor zwölf und geraten in eine noch nie dagewesene Katastrophe.“ Und damit das nicht passiert, dafür waren sie alle am Mittwoch auf den Beinen.

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