Kamp-Lintfort/Moers Torsten Kapturek: Aus dem Bergbau in die Jugendarbeit

Kamp-Lintfort/Moers · Der 49-Jährige, der bisher an der evangelischen Gemeinde Lintfort tätig war, ist neuer Jugendreferent im Kirchenkreis Moers.

 Torsten Kapturek freut sich auf seine neue Aufgabe.

Torsten Kapturek freut sich auf seine neue Aufgabe.

Foto: Kirchenkreis

Die Initialzündung gab es an einem genau benennbaren Abend: Torsten Kapturek kam nach Hause, sein Vater schaute gerade Nachrichten im Fernsehen, und die Meldung wurde verlesen, dass die Zeche Rheinpreußen geschlossen wird. "Das Zechensterben hatte die Region erreicht, meine Karriereplanung im Bergbau war für mich unsicher geworden und beim Zivildienst hatte ich gemerkt, dass mir die Arbeit mit Menschen Spaß macht. Also überlegte ich, ob ich nicht umsattele." Er studiert Sozial- und Freizeitpädagogik in Düsseldorf. "Im Rückblick kann ich sagen, dass es gut war, den Bergbau erlebt zu haben, aber auch den Mut zu haben, etwas Neues zu beginnen, was mich zu meiner Arbeit mit Jugendlichen geführt hat."

Nach einem Anerkennungsjahr und einer Elternzeitvertretung in der Evangelischen Kirchengemeinde Baerl, wo er fast zwei Jahre die Jugendarbeit leitete, übernahm er vor fast 17 Jahren die Jugendarbeit in der Evangelischen Kirchengemeinde Lintfort. Seit Januar ist der 49-Jährige Jugendreferent beim Kirchenkreis Moers und folgt damit Lutz Zemke, der im Dezember verabschiedet worden war. Der Evangelischen Kirchengemeinde Lintfort ist er mit einem Drittel seiner Arbeitszeit gleichwohl treu geblieben.

"Ich freue mich auf meine Arbeit, die ich auch schon sehr gut kenne, denn ich bin in der steten Zusammenarbeit mit meinem Vorgänger Lutz Zemke bereits tief darin verwurzelt", sagt der Moerser. "Zu meinen Aufgaben gehört, Haupt- und Ehrenamtliche in der Jugendarbeit zu begleiten und zu beraten, etwa über Fortbildungen, außerschulischer Bildung oder öffentlicher Förderungen für Jugendarbeit." Ehrenamtliche kann er zudem qualifizieren, so dass sie zum Beispiel die Jugendleitercard bekommen können. "Diese ist bei allen Trägern anerkannt und zeigt, dass die Ausgebildeten verantwortlich und qualifiziert Gruppen leiten können."

Auch die Reisen für Jugendliche zu den Partnerkirchen des Kirchenkreises Moers, insbesondere zur UCC in den USA, wird er weiter organisieren. "Ich war selbst mehrmals in den USA im Jugendaustausch. Es hat sich gezeigt, man kann viel voneinander lernen. Gottesdienste feiern die Partner zum Teil völlig anders. Wenn man das erlebt, beginnt man, die eigene Weise des Glaubens zu reflektieren. Die Arbeit in Sozialprojekten etwa zeigt, wie Sozialsysteme in anderen Ländern funktionieren oder eben nicht funktionieren. Die Jugendlichen nehmen viel für sich mit."

Schließlich wird er auch die Erinnerungsarbeit zum Nationalsozialismus fortführen, die im Kirchenkreis Moers große Bedeutung hat. "Gerade wir in Deutschland haben eine große Verantwortung und müssen aus der Geschichte lernen. Wir müssen uns fragen, wie konnte das im 20. Jahrhundert passieren. Jungen Menschen mitzugeben 'Nie wieder!', ist mir Verpflichtung, gerade auch im Hinblick auf die derzeitige politische Situation, in der rechtes Gedankengut salonfähig gemacht werden soll. Zu den weiteren Inhalten der Jugendarbeit werden zudem die Themen Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und Angst vor dem Fremden gehören."

Zu Beginn seiner Tätigkeit freut sich Kapturek auf die vielen Begegnungen in den Gemeinden, die er hinsichtlich der Jugendarbeit beraten wird. Auch die Arbeit in verschiedenen Gremien, innerkirchlichlich und in unterschiedlichen Kommunen, wird er noch kennenlernen.

(RP)
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