Kamp-Lintfort Tobias Bausch ist seit einem Jahr auf Achse

Kamp-Lintfort · Vor einem Jahr ist der Kamp-Lintforter aufgebrochen, um mit dem Fahrrad Australien zu erreichen. Inzwischen ist er im Fernen Osten, derweil sein Rad in der iranischen Hauptstadt Teheran wartet. An eine Rückkehr an den Niederrhein denkt der 25-Jährige noch nicht.

Kamp-Lintfort: Tobias Bausch ist seit einem Jahr auf Achse
Foto: Bausch

Spricht man mit Tobias Bausch, dann sieht man die öden Landschaften eines Karl-May-Abenteuers vor dem geistigen Auge, oder auch buntgewandete Gestalten aus Tausendundeiner Nacht. Das liegt an den Ländernamen, mit denen Bausch um sich wirft: Tadschikistan, Usbekistan, Turkmenistan . . . Ach! Wir erreichen Bausch allerdings am Telefon in Singapur. "Ich bin hier ein paar Tage, um Ersatzteile für mein Fahrrad zu besorgen", erzählt er fröhlich. Dann fliege er zurück nach Malaysia. Sein Rad, stehe derweil in Teheran, und das schon seit Mitte April. Von Teheran aus wollte Bausch seine Weiterfahrt Richtung Osten organisieren, aber weil die nötigen Visa auf sich warten ließen, nutzte er die Zeit für einen Abstecher nach Russland und eine Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn. "Das war schon immer ein Traum von mir."

Vor einem Jahr ist Bausch in Kamp-Lintfort losgeradelt, mit Sidney/Australien als Ziel. Seit er dort 2008 beim Weltjugendtag gewesen war, hatte er sich vorgenommen, wieder hinzufahren - nur eben per Rad. Seine erste große Station war im Juli 2016 der Weltjugendtag in Krakau, danach ging es weiter über den Balkan Richtung Asien. 7500 Kilometer auf dem Rad habe er hinter sich. Die Kilometer, die er zusätzlich mit Bahn und Flugzeug zurückgelegt hat, zähle er nicht. Ermüdungserscheinungen? Ja, klar, die habe er schon gespürt. Zum Beispiel, als er wegen eines Unwetters auf der Insel Kish im Persischen Golf festgesessen habe. "Ich habe gemerkt, es geht nicht immer so, wie man es will."

 Es muss nicht immer Fahrrad sein: Tobias Bausch am Berg Tochal, Teheran, Iran.

Es muss nicht immer Fahrrad sein: Tobias Bausch am Berg Tochal, Teheran, Iran.

Foto: Bausch

Immer wieder begeistert ist Bausch von der Aufnahme durch die Menschen, die er trifft. "Im Iran haben Autos auf der Straße angehalten und die Leute mir Lebensmittel und Getränke durchs Fenster gereicht." Im Iran sei er oft auf der Autobahn gefahren, weil der Zustand der Straßen schlecht sei. Wo immer es geht, deckt sich Bausch mit neuen Fahrradschläuchen ein. Seit der Türkei brauche er ungefähr alle 300 Kilometer einen neuen. Die Qualität des Materials sei schlecht. "Radfahren hat dort nicht den gleichen Stellenwert wie bei uns." Immer wieder trifft Bausch auch andere Weltenbummler. Mit einigen feierte er seinen 25. Geburtstag. "Ich hab schwäbische Käsespätzle gekocht." Und an der armenischen Grenze traf er einen Einheimischen, der vorbeikommenden Radfahrern sogar Nummern gab. "Ich war die 600 und noch was." Da sah er, dass das, was er tut, gar nicht so selten ist.

Bausch ist gelernter Industriekaufmann, er hat bei Huntsman in Homberg (jetzt Venator, ehemals Sachtleben) gearbeitet. "Ich habe eisern gespart", sagt er auf die Frage, wie er seine Reise finanziert. Sein Plan sieht vor, vom Iran aus per Rad über Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan China zu erreichen. In Tadschikistan will er auf dem Pamir-Highway fahren. Auch das ist ein Traum. "Es ist der zweithöchste Straßenpass der Welt." In China werde er auch fliegen müssen, sein Visum reiche 30 Tage, in dieser Zeit werde er das riesige Land nicht durchradeln können. Auf jeden Fall wolle er das Rad bis Singapur bringen. Und Australien? "Ich versuche es." An ein Ende seines Abenteuers denkt der Kamp-Lintforter noch nicht. Nur eines wisse er genau: In seinen alten Beruf wolle nicht zurück. "Einen Bürojob, das könnte ich nicht mehr machen."

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(RP)
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