Einzelhandel in Kamp-Lintfort Tante Emma führt schlesische Spezialitäten

Kamp-Lintfort · Im Gestfeld gibt es seit langem wieder einen Nahversorger: Seit Mitte Dezember bieten Uwe Girse und seine Lebenspartnerin Izabela in einem kleinen Ladenlokal an der Rundstraße 31 a Lebensmittel des täglichen Bedarfs an.

 Die Freude ist groß, dass ihr „Tante-Emma-Laden“ so gut angenommen wird. Die Einrichtung haben sie und ihr Mann selbst gebaut. „Der Kontakt mit den Kunden macht mich glücklich“, sagt Uwe Girses Lebenspartnerin. Foto: Klaus Dieker

Die Freude ist groß, dass ihr „Tante-Emma-Laden“ so gut angenommen wird. Die Einrichtung haben sie und ihr Mann selbst gebaut. „Der Kontakt mit den Kunden macht mich glücklich“, sagt Uwe Girses Lebenspartnerin. Foto: Klaus Dieker

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Bei Tante Emma gibt es Pirogi, Krokiety, Bigos, dazu Krakauer und Schinken aus der Kühltheke. Davor stehen Holzfässer mit frischem Sauerkraut und Körbe mit Obst und Gemüse. Bereits Mitte Dezember haben Uwe Girse und seine Lebenspartnerin Izabela das Geschäft im Gestfeldcenter eröffnet. Auf kleinem Raum bieten sie schlesische Spezialitäten und allerlei Waren aus Polen zum Verkauf an. „So wie früher in einem Tante-Emma-Laden“, erklärt Girses Lebenspartnerin. Und weil das Geschäft an der Rundstraße 31 a so klein ist, ergab sich auch schnell die Namenswahl: „Tante Emma“ heißt der neue kleine Nahversorger, der im Gestfeld eine große Lücke schließt.

Denn einen Lebensmittelmarkt gab es dort seit vielen Jahren nicht mehr. Wer seinen Wochenendeinkauf erledigen oder nur schnell eine Kleinigkeit besorgen wollte, musste bislang immer in die City oder in einen der anderen Stadtteile fahren. Um die Nahversorgung im Viertel war es so schlecht bestellt, dass die Stadt 2016 das Unternehmen Stadt + Handel beauftragte, ein Handlungskonzept zu erstellen. Das Gestfeld ist ein älter werdendes Quartier in Kamp-Lintfort. 1000 der insgesamt 4000 Bewohner sind älter als 65 Jahre. Das beauftragte Unternehmen hatte Haushaltsbefragungen durchgeführt und ein viel versprechendes Konzept erstellt, das nicht nur die Nahversorgung sicherstellen sollte, sondern auch Treffpunkt für die Bewohner sein sollte. Am Ende zerschlug sich jedoch das Projekt.

Diese Diskussion haben auch Uwe Girse und seine Lebenspartnerin Izabela im Internet und in den Tageszeitungen verfolgt. „Wir fanden es schade, dass so viele Leute keine Möglichkeiten haben, im Stadtteil einzukaufen. Da mein Lebenspartner selbst im Gestfeld aufgewachsen ist, haben wir uns überlegt, etwas für die Menschen zu tun“, erzählt Izabela. Bald war die Idee geboren, schlesische Spezialitäten anzubieten. „Wir haben drei Zulieferer, die uns dreimal wöchentlich mit Waren beliefern – immer frisch“, sagte die Kamp-Lintforterin, die ihren Lebenspartner unterstützt. Das nächste Geschäft mit ähnlichem Angebot ist in Geldern. Die Geschäftsgründung sei zwar aufwendig und mit viel Papierkram verbunden gewesen, bereut haben sie die Entscheidung aber nicht. „Die Leute haben positiv reagiert. Manche haben vor Freude sogar geweint. Sie waren herzlich und dankbar.“ Anfangs seien nur Kunden ins Geschäft gekommen, die selbst aus Polen stammen. „Inzwischen ist unsere Kundschaft aber gut durchmischt.“ Die meisten kämen täglich vorbei, um im Tante-Emma-Laden ihre Einkäufe zu erledigen und freuen sich über die angebotenen Spezialitäten wie Pirogi (gefüllte Teigtaschen), Bigos (Eintopf aus gedünstetem Sauerkraut) oder polnische Hotdogs, die es warm zu kaufen gibt. „Es ist hier wie in einem kleinen Dorf. Man kennt sich“, erzählt sie. Mit den Nachbarn im Gestfeldcenter, einem Bäcker und einem Friseur, hat sie guten Kontakt. „Wir wollen hier zusammenhalten und vielleicht Ende des Jahres einen kleinen Weihnachtsmarkt aufziehen.“ Im Sommer sollen vor dem Tante-Emma- Laden Tische und Stühle zum Verweilen aufgestellt werden. Und weil das Geschäft so gut angenommen wird, können es sich die beiden auch gut vorstellen, den Laden ein wenig zu erweitern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort