Jubiläum, Geselligkeit und Bergbautradition Die Steigergemeinschaft gibt es seit 75 Jahren in Kamp-Lintfort

Kamp-Lintfort · 1948 gründeten einige Reviersteiger der damaligen Schachtanlage Friedrich Heinrich die Gemeinschaft. Man wollte die Kameradschaft und das gesellige Zusammensein über Tage pflegen. Der Bergbau ging, die Gemeinschaft blieb. Wie das Jubiläum gefeiert wird.

 Der Bergbau ging, die Steigergemeinschaft West blieb. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten.

Der Bergbau ging, die Steigergemeinschaft West blieb. Die Mitglieder treffen sich regelmäßig zum Austausch und zu gemeinsamen Aktivitäten.

Foto: Klaus Deuter

Über die alten Bergbauzeiten zu fachsimpeln, die Kameradschaft und den Zusammenhalt auch über Tage weiterzupflegen und gemeinsam etwas zu unternehmen – all dies hält die Steigergemeinschaft West auch mehr als zehn Jahre nach dem Ende der Steinkohlenförderung in Kamp-Lintfort noch heute zusammen. 2023 kann sie sogar ein besonderes Jubiläum feiern: Sie besteht seit 75 Jahren. 145 Mitglieder gehören der Gemeinschaft noch immer an. 2015 öffnete sie sich auch für Frauen und Männer, die nicht im Bergbau tätig waren. „Es sind etwa zehn Mitglieder“, sagt Klaus Deuter, der seit 1995 Vorsitzender der Steigergemeinschaft ist. Das größte gemeinsame Projekt in der 75-jährigen Vereinsgeschichte war sicherlich der Einsatz für den Erhalt des Lehrstollens, der heute interessierte Besucher von nah und fern anlockt.

 Klaus Deuter ist seit 1995 Vorsitzender der Steigergemeinschaft West. Er plant schon die Jubiläumsveranstaltung.

Klaus Deuter ist seit 1995 Vorsitzender der Steigergemeinschaft West. Er plant schon die Jubiläumsveranstaltung.

Foto: Norbert Prümen

Die Steigergemeinschaft übernahm 2014 nach dem Übergang des Bergwerks West an die RAG Montan Immobilien die Verwaltung des Lehrstollens, organisierte den Betrieb und baute ihn bis zu seiner heutigen Form aus. 2020, pünktlich zur Landesgartenschau, war die Erweiterung fertig. „Ohne die Steigergemeinschaft“, sagt Klaus Deuter, „würde der Lehrstollen heute nicht mehr existieren.“ Die Steigergemeinschaft betreute den Lehrstollen, bis die Stadt Kamp-Lintfort ihn mitsamt Schirrhof erwarb.

Seit diesem Jahr ist der Kamp-Lintforter Landtagsabgeordnete René Schneider (SPD) Schirmherr der Steigergemeinschaft West.

Seit diesem Jahr ist der Kamp-Lintforter Landtagsabgeordnete René Schneider (SPD) Schirmherr der Steigergemeinschaft West.

Foto: Klaus Deuter

Das hätten sich die Gründungsväter der Steigergemeinschaft 1948 sicherlich nicht träumen lassen. Sie waren vor 75 Jahren von der Idee angetan, dass es doch „noch etwas mehr geben könne, als sieben Tage in der Woche Kohle zu schaufeln“, heißt es in der Vereinschronik. „Die Währungsreform hatte dafür gesorgt, dass es wieder etwas zu kaufen gab. Deutschland stürzte sich in den Wiederaufbau. Kohle war eine wesentliche Grundlage dafür“, heißt es weiter. Der Jahresbeitrag kostete damals zwei DM. „Mit den Einnahmen kam man aber offensichtlich schon in den 1950-er Jahren nicht mehr sehr weit, denn es wurde beschlossen den Beitrag auf zwei DM im Monat zu erhöhen.“ 2002 wurde er auf 35 Euro angehoben.

In den 1960er kam es dann, so berichtet die Chronik, zu einem Umbruch in der Steigergemeinschaft. Damals wurde der Bergbaustandort Norddeutschland aufgegeben. Ein Teil der Belegschaft wechselte nach Friedrich Heinrich 1/2, der andere zu dem gerade in Betrieb genommenen Schacht 4. „In dieser Zeit kam es zur Aufspaltung der Steigergemeinschaft – in Nordfeld und Südfeld.“ Es sollte noch Jahre vergehen, bis die Gemeinschaften wieder zusammengeführt wurde. Und zwar erst mit dem Zechenverbund mit Niederberg im Jahr 2002.

Jahreshauptversammlung, Wandertage und Ausflüge sind seit 75 Jahren fester Bestandteil der gemeinsamen Aktivitäten. In frühen Jahren wurden mehrtägige Ausflugsfahrten nach Berlin, Italien, Oberbayern, in den Bayrischen Wald, nach Prag und an die Ostsee unternommen. Das Patenboot der Stadt Kamp-Lintfort wurde auf Einladung des Kommandanten besucht und vieles mehr. Altersbedingt, aber auch aus finanziellen Gründen haben sich die gemeinsamen Aktivitäten verändert, berichtet Vorsitzender Klaus Deuter. Nach der Jahreshauptversammlung Ende Mai besuchten die Mitglieder das Trainingsbergwerk in Recklinghausen. Im August ist eine Fahrt zur Grube Adolf bei Heinsberg geplant. Im Oktober wird das Jubiläum mit einer Schifffahrt auf dem Rhein gefeiert. Erstmals in ihrer Vereinsgeschichte hat die Steigergemeinschaft seit diesem Jahr einen Schirmherrn, der nicht aus dem Bergbau stammt: Man gewann den SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider für dieses Amt. „Es ist im Landtag auch für die Bergbausicherheit zuständig“, betont Deuter und freut sich auf spannende Gespräche über den Bergbau mit Schneider, der seine Unterstützung zugesagt habe.

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