Kamp-Lintfort Stadtrat: Kamp-Lintfort beteiligt sich nicht am Bieterverfahren

Kamp-Lintfort · Die Wohnungsbau Stadt Moers hat das Bieterverfahren eingeleitet, nachdem auch der Kreis Wesel die Grafschaft-Anteile kaufen will.

In Kamp-Lintfort herrscht Verdruss darüber, dass auch der Kreis Wesel beabsichtigt, die Anteile der Wohnungsbau Stadt Moers an der Grafschaft Moers zu kaufen (die RP berichtete). "Ich verstehe nicht, dass der Kreis dazwischen geprescht ist. Es war doch bekannt, dass Kamp-Lintfort ein Angebot abgegeben hatte", sagt Johannes Tuschen, Fraktionschef der Kamp-Lintforter Grünen. Er hätte sich gewünscht, dass die Kreistagsfraktionen die Stimmung und Meinung in der Kommune erst einmal abgefragt hätten. "Das war nicht der Fall. Es muss im Kreis Wesel bekannt gewesen sein, dass die Grafschaft Moers unter anderem im Bereich von Tor Ost in Kamp-Lintfort bezahlbaren Wohnraum schaffen soll. Ich finde das nicht in Ordnung." Und der SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß erklärte: "Ich finde es außerordentlich schade, dass Kreis und kreisangehörige Kommune an verschiedenen Enden des Tisches sitzen. Das trägt nur Unruhe in die Grafschaft Moers und in die Bewohnerschaft." Das will man in Kamp-Lintfort offenbar nicht mitmachen.

Wie Bürgermeister Christoph Landscheidt gestern auf RP-Nachfrage bestätigte, hat der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, sich an dem von der Wohnbau Stadt Moers initiierten Bieterverfahren nicht zu beteiligen. "Das haben wir der Wohnungsbau Stadt Moers auch so mitgeteilt." Das vorliegende Kamp-Lintforter Angebot zum Kauf der Moerser Anteile an der Grafschaft solle aber weiterhin Bestand haben. "Die plötzliche Intervention des Kreises Wesel hat uns überrascht", betont der Kamp-Lintforter Bürgermeister. "Wir halten es nicht für angemessen, im Bereich der kommunalen Wohnversorgung als Bestandteil der allgemeinen Daseinsvorsorge mit Steuermitteln ähnlich einem Basar den Preis für einen kommunalen Geschäftsanteil in die Höhe zu treiben." Die Stadt Kamp-Lintfort hat bereits seit einigen Jahren ein Interesse daran, Mehrheitsgesellschafterin in der Grafschaft Moers Siedlungs- und Wohnungsbau GmbH zu werden, um vor allem eigene städtebauliche Projekte zu entwickeln. Zuerst sei mit dem Kreis Wesel über den Erwerb seiner Anteile gesprochen worden. Als sich abgezeichnet habe, dass die Moerser kein Interesse mehr an einer Beteiligung hatten, habe man dorthin Gespräche aufgenommen und letztlich ein schriftliches und gutachterlich geprüftes Angebot von 2,2 Millionen Euro für die Anteile vorgelegt. Wie es heißt, sei erst danach aus Moers die Mitteilung gekommen, dass ein weiterer Mitgesellschafter ebenfalls sein Interesse bekundet habe. In Kamp-Lintfort ist man der Meinung, dass der Wohnungsbau nicht originäre Aufgabe des Kreises Wesel ist.

SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß hofft, dass es doch noch zu einer einvernehmlichen Lösung kommen wird.

(RP)
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