Kamp-Lintfort Stadt und Kirchen helfen den Jesiden

Kamp-Lintfort · Die menschliche Katastrophe im Grenzgebiet von Irak und Syrien lässt die Glaubensgemeinschaften in Kamp-Lintfort zusammenrücken. Sie unterstützen den Spendenaufruf des Kamp-Lintforters Halis Erkis für die jesidischen Flüchtlinge.

 Bürgermeister Christoph Landscheidt traf sich gestern mit den Organisatoren des Spendenaufrufs. Halis Erkis und seine Familie leben seit mehr als 25 Jahren in Kamp-Lintfort. Die Not der Menschen in ihrer Heimat nimmt die Familie sehr mit.

Bürgermeister Christoph Landscheidt traf sich gestern mit den Organisatoren des Spendenaufrufs. Halis Erkis und seine Familie leben seit mehr als 25 Jahren in Kamp-Lintfort. Die Not der Menschen in ihrer Heimat nimmt die Familie sehr mit.

Foto: Klaus Dieker

Am Morgen hatte Semo Hasan noch mit der Familie telefoniert: "Es verharren noch immer 2000 Menschen im Sindschar-Gebirge, verfolgt von der TerrorOrganisation Islamischer Staat", berichtete er gestern im Kamp-Lintforter Rathaus. Seine Schwester und seine Nichten sind in der Hand der Terrororganisation. Sein Bruder ist mit seiner neunköpfigen Familie auf der Flucht. "Jeder Tag beginnt mit einer schrecklichen Nachricht über neue Gräueltaten", betonte Halis Erkis. Der in Kamp-Lintfort lebende Betriebswirt ist Jeside und Mitglied in der Gesellschaft jesidischer Akademiker. Mit der jesidischen Gemeinde in Wesel hat die Gesellschaft eine große Hilfsaktion für die Flüchtlinge in Irak und Syrien gestartet. Seit gestern stehen die Stadt Kamp-Lintfort und der theologische Arbeitskreis an ihrer Seite.

Der Arbeitskreis vereint seit mehr als 20 Jahren alle Glaubensgemeinschaften, die es in Kamp-Lintfort gibt. "Egal ob Christen, Muslime, Jesiden oder Aleviten, es geht hier um die Menschen. Es geschehen grausame Taten im Namen Gottes", betonte Karl-Josef Rieger, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Josef. Halis Erkis war auf die Stadtverwaltung zugegangen und bat um die Unterstützung. "Wir brauchen Ihre Solidarität. Wir leben mit Ihnen in dieser Stadt." Wie Erkis berichtete, sind etwa 25 jesidische Familien in Kamp-Lintfort zu Hause. Viele haben Angehörige im Irak, Brüder, die an der Front kämpfen. "Es nimmt uns mit, was in unserer Heimat geschieht", sagt Halis Erkis. Er möchte nicht mehr tatenlos zu sehen. Zwar erhält die irakische Regierung humanitäre Unterstützung. "Sie dringt aber vielfach nicht zu den Betroffenen durch."

Vor ein paar Wochen, berichtete Erkis, sei eine dreiköpfige Delegation im Irak gewesen, um zu sehen, wie Hilfe aussehen könnte. Zuerst habe man vorgehabt, einen Transport zu organisieren. Nach einem Gespräch mit dem Kamp-Lintforter Bürgermeister haben die Organisatoren beschlossen, bei einer Hilfsorganisation ein Spendenkonto einzurichten. "Wir arbeiten mit der Diakonie-Katastrophenhilfe zusammen. Sie engagiert sich auch für Brot für die Welt", betont Halis Erkis und fügt hinzu: "Es wurde uns zugesichert, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird."

Angesichts der menschlichen Katastrophe im Grenzgebiet von Irak und Syrien rücken auch alle Glaubensgemeinschaften in Kamp-Lintfort zusammen und unterstützen vorbehaltlos den Spendenaufruf der Jesiden in Kamp-Lintfort.

Klaus Rosorius, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde, erklärte gestern: "Es müssen alle ihre Stimmen erheben." Mustafa Klanco, Imam der bosnischen Gemeinde in Kamp-Lintfort, betonte: "Wir haben selbst Gewalt und Verfolgung vor 20 Jahren erlebt. Wir wissen, was die Menschen jetzt brauchen." Aktuell leben 150 Flüchtlinge in Kamp-Lintfort, 30 sind Jesiden.

(RP)
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