Historischer Hof wird abgerissen Die Tage von Gut Asdonk sind gezählt

Kamp-Lintfort · Die verfallende denkmalgeschützte Hofanlage, deren Wurzeln tief ins Mittelalter reichen, darf jetzt abgerissen werden. Versuche, die Gebäude neu zu nutzen, sind gescheitert. Die Kreis Weseler Abfallgesellschaft will das Gelände kaufen.

 Der Asdonkshof, im Hintergrund sind die A 57 und der Enni-Windpark Kohlehuck zu sehen.

Der Asdonkshof, im Hintergrund sind die A 57 und der Enni-Windpark Kohlehuck zu sehen.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Die Stadt hat bald ein Baudenkmal weniger. Ob das bedauerlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Viele werden im Gut Asdonk wohl nicht mehr als die Hofruine gesehen haben, die am Weg von der A 57 zum Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof ein trauriges Dasein fristet. Demnächst ist es damit vorbei. Der Eigentümer habe einen Abrissantrag gestellt, der von der Stadt positiv beschieden worden sei, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Christoph Müllmann, am Donnerstag. Zwar habe das Gelände unter Denkmalschutz gestanden. „In Fällen, in denen ein Gebäude abgängig ist, gibt es aber die Möglichkeit, das Denkmal zu kartieren und eine Dokumentation zu erstellen, damit die Nachwelt Kenntnis von dem Denkmal erhält“, sagte Müllmann. Die Abrissgenehmigung sei mit der Auflage erteilt worden, eine solche Dokumentation anzufertigen. Ein Architekt habe sie im Auftrag des Eigentümers angefertigt und vorgelegt. „Wir prüfen sie“, sagte Müllmann. Wenn alles in Ordnung sei, dürfe abgerissen werden. Das werde vermutlich in Kürze geschehen.

Die Geschichte des Anwesens reicht weit ins Mittelalter zurück. Bereits 1227 wurde es in Zusammenhang mit einem Ritter Jacobus de Asdunc erwähnt. Das jetzt noch stehende Herrenhaus wurde laut einer Inschrift am Portal 1836 von Peter Johannes Asdunk und Anna Mechthilde Borgmans errichtet. Ein Spross der Familie gelangte Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre zu einer zweifelhaften Berühmtheit: die Terroristin Brigitte Asdonk, Mitbegründerin der Rote Armee Fraktion, die 1972 zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde. Die letzten Bewohner verließen den Hof vor fast 30 Jahren.

Versuche, das landwirtschaftliche Anwesen neu und anders zu nutzen, gab es immer wieder mal. Von einem aus dem Jahr 2012 zeugt noch heute ein Internetauftritt. „Mit dem Investitionsvolumen von etwa zehn Millionen Euro werden Gesamtflächen von 3200 bis 3300 Quadratmeter denkmalgeschützter Substanz restauriert und zu Gewerbe-, Wohn- und Schulungseinheiten umgestaltet“, heißt es unter www.rittergut-asdonk.de. Daraus wurde nichts. 2015 erwarb ein Moerser Unternehmer die Hofanlage, um dort Wohnungen einzurichten. Auch daraus wurde nichts. Es soll eben dieser Unternehmer sein, der jetzt den Abriss beantragt hat. „Der Standort zwischen Müllverbrennungsanlage und Autobahn ist nicht attraktiv“, sagte Müllmann zu den vergeblichen Wiederbelebungsversuchen. Die baurechtlichen Möglichkeiten seien begrenzt. Zudem sei der Aufwand hoch, die Gebäude in Schuss zu bringen. Das Denkmalschutzgesetz schließt den Abriss geschützter Gebäude unter bestimmten Voraussetzungen nicht aus. Die Untere Denkmalbehörde muss einem Abriss unter Umständen zustimmen, wenn es für den Eigentümer wirtschaftlich unzumutbar ist, den Erhalt zu sichern.

Das Hofgelände wird nach dem Abriss wohl an die Kreis Weseler Abfallgesellschaft gehen. Geschäftsführer Peter Bollig bestätigte ein Interesse am Kauf des Areals an der Zufahrt zum Abfallentsorgunszentrum.

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