Kamp-Lintfort Stadt digitalisiert das Standesamtregister

Kamp-Lintfort · Die ältesten Kamp-Lintforter Geburts- und Sterbeurkunden reichen bis ins Jahr 1798 zurück. Das Personenstandsregister wird zurzeit gescannt.

 Das Standesamtsregister im Stadtarchiv reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Archivar Dr. Albert Spitzner-Jahn hat sich genau damit beschäftigt.

Das Standesamtsregister im Stadtarchiv reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Archivar Dr. Albert Spitzner-Jahn hat sich genau damit beschäftigt.

Foto: kdi

207 Bände mit rund 60 000 Seiten berichten über Geburten, Hochzeiten und Todesfälle in den Ortschaften Kamp, Hoerstgen und Vierquartieren seit 1798. "Dass unser Standesamtregister bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, haben wir den Franzosen zu verdanken", sagt der Kamp-Lintforter Stadtarchivar Dr. Albert Spitzner-Jahn. Sie hatten in dieser Zeit den linken Niederrhein besetzt und die in Frankreich geltenden Gesetze eingeführt. Dazu gehörte auch der Aufbau von Standesamtsregistern. Die Preußen führten sie erst 1874 ein, deutschlandweit wurden sie schließlich erst zwei Jahre später verbindlich. Bis ins Jahr 2009 wurden diese Dokumente im Standesamt aufbewahrt.

Dann trat eine Änderung im Personenstandsgesetz in Kraft. "Das hatte zur Folge, dass alle Geburten, Eheschließungen und Sterbefälle nach bestimmten Fristen dem Archiv zu geben sind", sagt der Stadtarchivar. Kommunen standen nun vor der Frage, wie man historische Dokumente schützen und gleichzeitig der Öffentlichkeit frei zugänglich machen konnte. "Sie unterliegen dem Archivrecht, und nach dem Landesarchivgesetz gibt es für die Bürger ein Benutzungsrecht", erklärt Spitzner-Jahn. "Das betrifft nicht nur die Stadt Kamp-Lintfort. Alle Stadtarchive haben ab 2009 damit begonnen, die Personenstandsregister zu digitalisieren."

In der Kloster- und Hochschulstadt starteten 2012 erste Planungen. Im April dieses Jahres wurde eine externe Firma, Haus Freudenberg in Bedburg-Haus, mit der Digitalisierung des Standesamtsregisters beauftragt. "Es handelt sich um ein Unternehmen, das behinderte Menschen beschäftigt", berichtet Spitzner-Jahn, der die Firma vor der Auftragsvergabe besichtigte. Alle Geburtsdaten, Hochzeiten und Sterbefälle zu digitalisieren, wäre zu aufwendig geworden. "Es müssen rund 60 000 Seiten gescannt werden."

Spitzner-Jahn geht davon aus, dass die Arbeiten bis Ende Oktober abgeschlossen sind, so dass beispielsweise Familienforscher die Unterlagen ab November im Rathaus am Computer einsehen können. "Dann kehren die Originale zurück." Gerade für Ahnenforscher sind die alten Personenstandsregister interessant. "Wir bekommen regelmäßig aus Belgien, den Niederlanden und den USA Anfragen. Besonders für Amerikaner ist es das Größte, ihre Wurzeln in Deutschland zu finden und nachweisen zu können." Albert Spitzner-Jahn weiß aus eigener Erfahrung, wie spannend Familienforschung sein kann. Er selbst beschäftigt sich seit 30 Jahren mit der Geschichte der Familie Spitzner. Bis ins Jahr 1531 kann er sie zurückverfolgen.

"Man wird nie fertig", erzählt er lachend. Seine eigene genealogische Datenbank erfasst 8000 Personen. "Wir hatten über die Jahrhunderte allein 22 evangelisch-lutheranische Pfarrer in der Familie." Die Stadt lässt in Haus Freudenberg Geburten von 1798 bis 1899, Hochzeiten bis 1929 und Todesfälle bis 1983 digitalisieren. Jedes Jahr kommen drei Bände dazu. Die vorgegebenen Fristen sind bei Geburten 110 Jahre, bei Hochzeiten 80 Jahre und bei Sterbefällen 30 Jahre. Die Stadt wird im Rathaus einen Raum einrichten, in dem Interessierte am Computer in den größtenteils handschriftlichen geschriebenen Urkunden recherchieren können.

(RP)
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