Operation am Krankenhaus in Kamp-Lintfort St.-Bernhard-Hospital: Kleinster Herzschrittmacher der Welt

Kamp-Lintfort · Ärzte des Kamp-Lintforter Krankenhauses haben einem Patienten erstmals einen neuartigen Schrittmacher eingesetzt.

 Der neuartige Herzschrittmacher auf einer Röntgen-Aufnahme.

Der neuartige Herzschrittmacher auf einer Röntgen-Aufnahme.

Foto: St. Bernhard Hospital

Gerade einmal so groß wie eine Vitaminkapsel – 2,5 Zentimeter – ist der „sondenlose Herzschrittmacher“, der jetzt einem Patienten im St.-Bernhard-Hospital implantiert wurde. Ein kleiner Schnitt – mit sehr großer Wirkung. Denn das Einsetzen erfolgt minimal-invasiv, über eine Vene in der Leiste. „Diese kleine Kardiokapsel ist eine sehr gute Alternative zu den herkömmlichen Schrittmachern, die den Patienten viele Vorteile bieten kann. Welche Variante allerdings zum Einsatz kommt, hängt immer von der Art der eigentlichen Herz- und möglichen Begleit-Erkrankungen ab“, schildert Klaus Kattenbeck, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Elektrophysiologie, der die Operation durchgeführt hat.

Etwa zehnmal so groß sind die „normalen“ Schrittmacher, die bisher üblicherweise eingesetzt wurden. Sie verfügen über eine Sonde, die das Gerät mit der rechten Hauptkammer des Herzens verbindet. Die neue Variante wird mit Hilfe eines Katheters direkt dort eingesetzt und mit kleinen, flexiblen „Ankern“ befestigt. So entfallen einerseits Komplikationen und Beschwerden, die die Sonde verursachen können, andererseits auch die „Beule“ unter dem Schlüsselbein da, wo der herkömmliche Schrittmacher unter der Haut sitzt.

Trotz der deutlich geringeren Maße hält die Batterie genauso lang, wie bei den anderen Geräten, etwa zehn Jahre. Sind bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kann der Patient mit der Kapsel auch ein MRT machen lassen

Ein gesundes Herz schlägt – je nach Alter, Geschlecht und Trainingszustand – im Ruhezustand etwa 60 Mal pro Minute. „Ist der Herzschlag zu langsam oder erfolgen lange Herz-Aussetzer, besteht Handlungsbedarf“, erklärt Klaus Kattenbeck. „Denn wenn die Reizbildung oder -leitung im Herzen gestört ist, werden wichtige Organe, wie beispielsweise das Gehirn, nicht mehr ausreichend versorgt.“ Das hat oft eine Leistungsminderung und Schwächegefühle zur Folge, beim plötzlichen Auftreten kann es zu Schwindelanfällen oder gar Bewusstlosigkeit kommen.

Probleme, die auch der frisch operierte Patient hatte. Schwerwiegende Begleiterkrankungen waren der Grund, warum sich die Ärzte für den sondenlosen Herzschrittmacher entschieden. Nach Zustimmung des Patienten wurde er eingesetzt.

Über einen Schnitt in der Leiste wurde eine Schleuse bis zum Herzen vorgeschoben. „Man kann sich das wie bei einem Strohhalm vorstellen“, erläutert der Chefarzt. Die Kardiokapsel wird dann mit Hilfe eines Katheters in die rechte Herzkammer geführt. Nach dem Eingriff blieb der Patient wenige Tage im St.-Bernhard-Hospital, bevor er wieder nach Hause entlassen wurde. „Durch den Schrittmacher wird er auf Dauer wieder leistungsfähiger – und es ist deutlich sicherer für ihn“, freut sich Klaus Kattenbeck. Die erste Kontrolluntersuchung erfolgt in einem Monat, danach wird der Schrittmacher alle sechs bis zwölf Monate überprüft.

„Wir sind stolz darauf, den ‘kleinsten Herzschrittmacher der Welt‘ jetzt auch hier in Kamp-Lintfort einzusetzen. Das bedeutet nicht nur Fortschritt, sondern ist auch eine echte Bereicherung für die Patienten“, so Geschäftsführer Josef Lübbers.

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