Mehrwegbecher in Kamp-Lintfort So hält es die Stadt mit dem Kaffee „to go“

Kamp-Lintfort · In vielen Städten wird der Einsatz von umweltfreundlichen Mehrweg­bechern diskutiert. In Kamp-Lintfort liegen die Ergebnisse einer städtischen Recherche vor. Sie sind ernüchternd.

 Ein Mehrweg-Kaffeebecher wird in einem Cafe mit Kaffee gefüllt.

Ein Mehrweg-Kaffeebecher wird in einem Cafe mit Kaffee gefüllt.

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Im Rathaus schenkt man bei Feierlichkeiten und Personalversammlungen den Kaffee in Porzellantassen ein. Statt Plastikgeschirr werden kompostierbare Palmblätter verwendet. Auf Veranstaltungen des Kulturbüros in der Stadthalle, beim Freilichttheater oder beim Open-Air-Kino kommen ausschließlich Gläser zum Einsatz. Caterer setzen vielfach aber noch auf Einweg. Von den 22 Vereinen im Stadtgebiet verzichten 13 Vereine auf Einweggeschirr, neun verwenden ein Mischsystem. Beim Postsportverein hat man 2010 den Mehrweg eingeschlagen. Und: Bis auf eine Schule setzen alle anderen sowie alle Kitas auf Mehrweggeschirr. So lautet das Ergebnis einer städtischen Recherche zur Einführung eines einheitlichen Mehrwegbecher-Pfandsystems in der Kloster- und Hochschulstadt, das die Verwaltung in der letzten Sitzung des Stadtrates vorgelegt hatte.

„Ernüchternd“, wie SPD-Fraktionsvorsitzender Jürgen Preuß in der Sitzung feststellte. „Bei eigenen Veranstaltungen können wir Einfluss nehmen“, erklärte Bürgermeister Christoph Landscheidt. „Bei den Unternehmen vor Ort ist das schwierig.“ Der Sachstandsbericht der Verwaltung beruht unter anderem auf einer Anfrage der Grünen, die sich im Herbst 2018 für die Einführung eines Becher-Pfandsystems stark gemacht hatten. Der Antrag ging deutlich weiter als die nun vorliegenden Recherche-Ergebnisse. Die Fraktion forderte die Verwaltung auf, einen Runden Tisch zu bilden. Der Teilnehmerkreis sollte sich aus Betreibern von Cafés, Fast-Food-Ketten, Bäckereien, Tankstellen, aber auch aus Vertretern von Einzelhandels-, Tourismus- und Umweltverbänden zusammensetzen.

So weit kam es nicht. Bürgermeister Christoph Landscheidt verwies auf den hohen Verwaltungsaufwand, versprach aber, die Zielgruppen für die Thematik zu sensibilisieren und in Gesprächen zu mehr Umweltbewusstsein zu bewegen. Der nun im Stadtrat vorgelegte Sachstandsbericht beschreibt die aktuelle Situation, erläutert den Unterschied von einheitlichen Mehrwegbechern und den Mehrwegbecher-Pfandsystemen, geht jedoch nicht darauf ein, ob und welche Bemühungen unternommen wurden, örtliche Gastronomiebetriebe und Einzelhändler für den Mehrweg-Kaffeebecher zu sensibilisieren. „Bei den Mehrwegbechern, die zu einem Selbstkostenpreis erworben werden müssen, erhält der Kunde gegebenenfalls einen Rabatt, wenn der eigene Mehrwegbecher mitgebracht wird. Diese Becher werden teilweise auf Stadtebene als Stadtbecher eingeführt oder auch von verschiedenen Unternehmen angeboten.“ In Kamp-Lintfort biete die Jet-Tankstellen einen solchen Becher an. Auch die Stadt Marburg habe Stadtbecher eingeführt. Wie die Stadtverwaltung auf Anfrage in Marburg erfuhr, seien diese anfangs sehr nachgefragt gewesen, mit der Zeit habe das Interesse aber stetig abgenommen. Für Mehrwegbecher-Pfandsysteme gebe es verschiedene Anbieter. Wie die Verwaltung mitteilte, bietet die Caféteria im Kommunalen Rechenzentrum (KRZN) den Mehrwegpfandbecher eines Unternehmens an. Sie würden aber, wie die Stadt erfuhr, nur schleppend bis gar nicht von den Kunden benutzt.

Und: „In den meisten Franchise-Unternehmen“, so das Fazit der Verwaltung, „ist die Einführung eines Mehrwegbechers oder -pfandsystems ohne entsprechenden Zwang durch gesetzliche Rahmenbedingungen aussichtslos: Projekte dieser Art verschlingen sehr viel Zeit und bringen leider nicht den gewünschten Erfolg.“

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