Kamp-Lintfort Segelflieger gehen später in die Luft

Kamp-Lintfort · Die Luftsportgemeinschaft wollte an Karfreitag die Saison eröffnen. Weil die alte, schwere Winde aber im nassen Boden versackt wäre, ist der Auftakt verschoben. Die neue, leichte Winde war nicht rechtzeitig fertig.

Christof Lenz wäre am liebsten schon am Karfreitag in die Luft gegangen. "Segelfliegen macht Spaß und ist faszinierend", erzählte der 15-Jährige aus Neukirchen-Vluyn, der seit einem Jahr Flugstunden nimmt, um einmal einen Flugschein zu bekommen. "Die Aussicht ist wunderschön."

Wie er hatten auch die anderen Segelflieger der Luftsportgemeinschaft Kamp-Lintfort über die Ostertage am Boden zu bleiben. Dabei sollte Karfreitag der Saisonauftakt sein. Aber die Seilwinde, die die Segelflugzeuge in die Luft zieht, konnte nicht auf den Flugplatz gezogen werden.

"Sie ist auf einem Lastwagen montiert und wiegt 13 Tonnen", sagte Pressesprecher Joachim Wawrzeniewski. "Im nassen Boden wäre die Winde eingesackt." Schließlich hatte es von Dienstag bis Donnerstag fast ununterbrochen geregnet. "Am Niederrhein ist das nun mal eben so", meinte Wawrzeniewski. "Damit haben wir fast jedes Jahr zu kämpfen."

Um zukünftig Anfang April sicher in die Session starten zu können, hatte der Verein im vergangenen Jahr entschieden, eine leichte Winde zu kaufen. Diese steht bereits in einem Hangar der Luftsportgemeinschaft in Saalhoff. "Sie wiegt nur noch acht Tonnen", berichtete Koordinator Georg Meyer. "Dabei hat der Lastwagen Allradantrieb, auf dem sie montiert ist."

Schließlich ist die alte Winde überdimensioniert. Ein Dieselmotor mit 22 Litern Hubraum zieht das 650 Meter lange Seil, um die Segelflieger auf Höhe zu bringen. Obwohl er gedrosselt ist, leistet er immer noch 500 PS. Entsprechend groß und schwer sind auch die anderen Aufbauten. "Für uns sind 250 PS ausreichend", so Wawrzeniewski. "Der neue Motor hat 310 PS. Er stammt von einem Mercedes aus der S-Klasse."

Für 12 000 Euro konnte die Luftsportgemeinschaft die neue Winde inklusive dem Lastwagen kaufen, der im Unterschied zum alten Allradantrieb und eine Straßenzulassung hat. Der Aero-Club Bayer Leverkusen hatte sie übrig gehabt, nachdem er durch Fusion mehrerer Luftsportvereine entstanden war. Um sie optimal in Saalhoff einsetzen zu können, waren noch kleinere Umbauarbeiten notwendig, die bis zum geplanten Saisonstart nicht ganz abgeschlossen werden konnten. "Ich denke, Mitte April ist sie fertig", blickte Wawrzeniewski in die Zukunft, während die Segelflieger schon einmal ihre Flugzeuge putzten und die prüften, ob die Technik nach einem halben Jahr Flugpause noch in Ordnung ist.

Deshalb ist nächstes Wochenende noch mal die alte, schwere Winde im Einsatz, wenn es trocken bleiben sollte und die Saison mit einer Woche Verspätung beginnt. Danach soll bis zum Saisonende im Oktober die neue, leichte Winde die Segelflieger abheben lassen. "An einem Wochenende sind es zwischen zehn und 60 Starts", berichtete Meyer. "Es hängt vor allem vom Wetter ab. Insgesamt starten im Jahr 600 Segelflüge und 2200 Motorflüge."

Dabei gibt es bei sehr gutem Wetter weniger Segelstarts als bei mittlerem. "Bei guter Thermik sind die Segelflieger länger in der Luft", erläuterte Wawrzeniewski. "Da sind sie schon mal 400 bis 500 Kilometer unterwegs, zum Beispiel nach Saarbrücken und zurück. Segelflieger sind sehr naturverbunden. Sie schauen, wo Bussarde und Falken die Thermik suchen. Zusammen mit diesen Raubvögeln steigen sie auf. Sie sind Freunde. Wenn man 1000 Meter Höhe gewonnen hat, kann man 45 Kilometer weit fliegen. Segelfliegen ist faszinierend."

(got)
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