Kamp-Lintfort Schulleiterin wird die Kinder vermissen

Kamp-Lintfort · Christine Buyken hat am 31. Juli ihren letzten Schultag - nach 40 Jahren im Schuldienst. Die Rektorin der Ernst-Reuter-Grundschule geht in den Ruhestand. Dem Abschied blickt sie mit gemischten Gefühlen entgegen.

Christine Buyken erinnert sich gut an ihre Grundschulzeit in Niedersachsen: an den Lehrer, der ihr die Welt ins Lesen eröffnete, an die samstägliche Buchausleihe in der Schule, an den Geruch in den Klassenzimmern. Ungetüm hieß ihr Lehrer. "Und manchmal war er auch ein solches", sagt die 63-Jährige. "Schwache Mitschüler hat er mit Strenge und Druck bestraft." So soll es nicht sein, befand die damalige Grundschülerin und nahm sich vor, es besser zu machen. Fünf Jahrzehnte später steht sie nun vor ihrem letzten Schultag und blickt auf 40 Jahre im Schuldienst zurück, davon 16 Jahre als Rektorin der Ernst-Reuter-Schule. Kollegium und Schüler stecken seit Wochen in den Vorbereitungen, um der Rektorin am Freitag, 6. Juli, ein schönes Abschiedsfest zu bereiten.

Die Erfahrungen an der eigenen Grundschule bestärkten sie damals, Pädagogik zu studieren. Ihre Fächer waren Mathematik, Sachunterricht und Musik. Fürs Referendariat zog sie später nach NRW. "In einem Urlaub in der Schweiz hatte ich meinen Mann kennengelernt. Und er kam aus Kamp-Lintfort", erzählt die dreifache Mutter. Das Referendariat absolvierte sie an einer Hauptschule in Rheurdt, später wechselte sie an die Julius-Leber-Hauptschule in Kamp-Lintfort - obwohl sie ja damals schon lieber an einer Grundschule unterrichtet hätte. "Es ist die Arbeit mit den kleinen Kindern, die mich so begeistert. In dem Alter vermittelt man ihnen die Grundlagen für das lebenslange Lernen, die Freude und Motivation." Einige Jahre später wechselte Christine Buyken dann tatsächlich für 16 Jahre an die Grundschule am Niersenberg, davon das letzte als Konrektorin.

Vor 16 Jahren kam sie schließlich als Leiterin an die Ernst-Reuter-Schule und setzte sogleich einen kulturellen und musischen Schwerpunkt. "Mein Vorgänger Dieter Sommer hatte diesen Weg eingeschlagen. Für mich gab es gute Anknüpfungspunkte." Buyken gründete den Schulchor und eine Tanz-AG. "Beim Musizieren, Singen und Erlernen eines Instruments entwickeln Kinder soziale Kompetenzen. Es macht sie persönlich stark. Und darum geht es doch in unserem Beruf: Kinder stark machen, damit sie ihre Talente entdecken können." Dass die Leitung einer Schule ihr liegt, hat Christine Buyken schnell gemerkt. Sie wollte bewegen, gestalten und entscheiden. Schule habe sich, sagt die Rektorin, sehr verändert. "Obwohl wir an den Grundschulen immer auch die Vorreiter waren, die Kinder in ihrer Vielfalt gesehen haben und versucht haben, sie in ihrer Individualität abzuholen." Als sie an die Reuter-Schule kam, traf sie auf 250 Kinder in zwölf Klassen. Zwölf Lehrer besetzten das Kollegium. Heute besteht das Kollegium aus 48 Personen: Lehrer, Sonderpädagogen, die Erzieher im offenen Ganztag sowie Schulsozialarbeiter - Menschen aus verschiedenen Professionen. Sie setzen auf demokratisches Lernen. Kinder werden in Planungen einbezogen, haben gerade ein eigenes Schulparlament gegründet. Auch das Thema Inklusion ist ihr ein Anliegen. Dafür müssten jedoch, sagt sie, auch das Personal und ein entsprechendes Angebot an schön gestalteten Räumen zur Verfügung stehen.

Die Reuter-Schule bekommt 2019 endlich eine eigene Mensa. "Da bin ich nicht mehr dabei", sagt sie und gesteht, dass es ihr sehr schwerfalle, alles zum letzten Mal zu tun. Dem Abschied sieht sie mit gemischten Gefühlen entgegen. "Ich werde die lachenden Kindergesichter auf dem Schulhof vermissen." Sie freut sich aber darauf, herauszufinden, wo sie sich noch einbringen kann.

(RP)
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