Kamp-Lintfort Schützen pflegen 300-jährige Tradition

Kamp-Lintfort · Ein Fund in den Archiven gab vor einigen Jahren Gewissheit: Die St.-Sebastianus-Bruderschaft Camperbruch geht auf das Jahr 1695 zurück. Heute organisieren die Schützen unter anderem den Martinszug in ihrer Ortschaft.

 Brudermeister Hans-Hermann Evers (rechts) und sein Stellvertreter Manfred Schlossarek vor dem Ehrenmal am Pfarrheim der ehemaligen Pauluskirche.

Brudermeister Hans-Hermann Evers (rechts) und sein Stellvertreter Manfred Schlossarek vor dem Ehrenmal am Pfarrheim der ehemaligen Pauluskirche.

Foto: siwe

Die Geschichte der Sankt Sebastianus-Schützenbruderschaft Camperbruch beginnt vor vor mehr 300 Jahren - im Jahr 1695. Diesen unwiderlegbaren Nachweis dokumentiert ihre Gründungsurkunde. Sie wurde im Jahr 1962 bei der Überprüfung der Archivunterlagen des Kamper Klosters entdeckt - und trägt das Datum 20. Januar 1695.

"Diese Jahreszahl war zwar lange schon bekannt", bemerkt Brudermeister Hans-Hermann Evers. "Doch wir hatten immer wieder Zweifel, weil einige Plaketten des Königssilbers Jahreszahlen tragen, die zum Teil erheblich vor diesem Datum liegen." Außer dieser Urkunde besitzt St. Sebastianus aber noch weit aus mehr bedeutsame und interessante Unterlagen.

Es ist das Verdienst des ehemaligen Schützenbruders Heinrich Dalschen, dass diese historischen Zeugnisse über die Kriegswirren und den Einmarsch im Jahre 1945 hinaus gerettet wurden. Er hatte das wertvolle Königssilber sowie ein im Jahr 1795 angelegtes Kassenbuch, das bis zum Jahre 1920 regelmäßig geführt wurde, sowie Mitglieds- und Protokollbücher sicher in seiner Rübenmiete versteckt, berichtet die Chronik. Aus den alten Mitgliedsbüchern sei zu erkennen, dass St. Sebastianus schon damals weit über die Grenzen hinaus Bedeutung hatte. Die erste Niederschrift über Veranstaltungen stammt aus dem Jahr 1875, heißt es weiter. Hervorgehoben wird auch das Dokument über das 200-jährige Bestehen der Gesellschaft am 21. Januar 1895 mit einem Festgottesdienst in der Abteikirche und einem anschließenden Festakt. Immer noch wird das Patronatsfest des heiligen Sebastianus, der als römischer Offizier den Märtyrertod starb, von der Bruderschaft gefeiert - sie treffen sich dann zum gemeinsamen Kirchgang im Pfarrheim St. Paulus.

Im Jahre 1937 wurden die Aktivitäten der Bruderschaft durch eine Anordnung der Geheimen Staatspolizei gebremst, heißt es weiter in den Annalen. Die Durchführung aller Veranstaltungen sei untersagt worden. Sie hatten sich geweigert, dem "Nationalsozialistischen Reichsschützenbund" beizutreten. Heute fühlt sich die Bruderschaft mehr denn je der Tradition verpflichtet. Die Pflege der Tugenden "Glaube, Sitte Heimat" stehen im Mittelpunkt ihrer Aktivitäten. Auch die Pflege des kirchlichen Lebens und ihr soziales Engagement haben einen hohen Stellenwert. In diesem Jahr aber gibt es ein besonderes Highlight.

Seit nunmehr 90 Jahren richtet die Sebastianus-Bruderschaft den Martinszug für Kamperbruch aus. Und dieses Jubiläum wird entsprechend gefeiert. "Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren" so Manfred Klassarek, der als Vize-Brudermeister die Planungen bereits fest im Blick hat. "Mehr als 1000 Tüten werden gefüllt, jedes Kind bekommt seine Tüte und eine Brezel." Häuser und Gärten werden zu dieser Gelegenheit festlich geschmückt und Musikkapellen mit mehr als 100 Musiker machen den Zug und die Mantelteilung zu einem Erlebnis. Und ein beeindruckendes Lichtbild, das den heiligen Martin mit seinem Pferd zeigt, wird den Glockenturm der ehemaligen Pauluskirche schmücken.

Aber auch das Schützenfest im Sommer wird zum Happening für Kamperbuch. Zusammen mit der Bruderschaft ermitteln die behinderten Menschen des Peter-Janssen-Hauses ihr Königspaar. "Ihre Begeisterung und ihre Freude am Spiel ist ansteckend", so Manfred Schlossarek .

Mit rund 60 Mitgliedern ist St. Sebastianus eine der kleinsten Bruderschaften in der Region. Die Verantwortlichen beklagen das mangelnde Interesse der Jugend für die Ideale der Bruderschaften, freuen sich aber über den regen Zuspruch an weiblichen Mitgliedern. Schlossarek spricht von rund 30 Prozent.

(h-m)
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