Kamp-Lintfort Safari zu glücklich grasenden Rindern

Kamp-Lintfort · Der Biolandhof Frohnenbruch in Hoerstgen gehört zu den wenigen Biolandhöfen am Niederrhein, die neben de Ackerbau auch Tiere halten. Deshalb wird er regelmäßig von interessierten Gruppen besucht.

 Auge in Auge mit den Limousin-Rinder auf dem Biolandhof Frohnenbruch. Klaus Bird bietet die Safari schon seit einigen Jahren an.

Auge in Auge mit den Limousin-Rinder auf dem Biolandhof Frohnenbruch. Klaus Bird bietet die Safari schon seit einigen Jahren an.

Foto: kdi

"Wir sind hier kein Zoo, sondern ein landwirtschaftlicher Betrieb. Wir schlachten jede Woche, sonst könnten wir die Tiere nicht halten." So recht glauben wollen das die 30 Personen, die sich auf Strohballen auf einem langen Anhänger gesetzt haben, Landwirt Klaus Bird nicht. "Alles sieht so idyllisch aus", sagt eine Teilnehmerin der Rindersafari, die vom Stadtmarketing nach den Safaris organisiert wurde, die der Landwirt sonst für Schulen und Vereine anbietet, aber nicht für Einzelpersonen.

Anders als auf einer Safari im Stil des Schriftstellers Ernest Hemingway, sind die Teilnehmer dieser Safari nicht auf der Jagd nach Löwen und Elefanten, sondern nur nach Ausblicken auf Landschaft und rotbraune Limousinrinder, die auf den Grasflächen um das einstige Rittergut Frohnenbruch weiden. Sind Wiederkäuer doch selten vor Kopfweiden und Kuhlen zu sehen, wenn es Biolandhöfe sind. Schließlich bauen die Biolandhöfe am Niederrhein überwiegend Gemüse und Getreide an. Nur drei davon halten Rinder, Schweine oder Hühner. Das sind der Stautenhof in Willich-Anrath, der Demeterhof Hüsch in Weeze und der Biolandhof Frohnenbruch, der von Klaus und Bärbel Bird in Hoerstgen betrieben wird.

"Wir haben 2002 auf die Biolandwirtschaft umgestellt", berichtet Klaus Bird, als der Anhänger, der von einem Traktor gezogen wird, zum ersten Mal hält. "Wir sind glücklich, diesen Schritt gewagt zu haben." Der 52-jährige staatlich geprüfte Landwirt blickt mit den Safariteilnehmern auf einige Rinder, die glücklich in einem offenen Stall stehen. Er berichtet, welche Vorteile Ställe haben, die nur aus einem Boden, einigen Trägern und einem Dach bestehen: "Die Rinder sind topgesund, weil immer die gleiche Temperatur herrscht wie außen, im Winter schon einmal fünf Grad minus. Dann stehen sie vier bis fünf Monate im Stall. Sie haben keine Atemwegserkrankungen."

Bird erzählt nicht, wie er im Jahr 2000 der Erste am Niederrhein war, der einen offenen Stall baute, um immer wieder kopiert zu werden. Genauso war er Vorreiter, als er 2012 die fahrbaren Hähnchenställe entwickelte und einführte, wie er 2013 zu den Vorreitern gehörte, als er mit der Aufzucht der Brüderhähnchen begann, die bis dahin alle als Küken getötet worden waren. Auch bei den Hörnern, die er seinen Kälbern früher nach einigen Wochen abbrannte, fand er als einer der Ersten eine pragmatische Lösung, die auch im Winter funktioniert, wenn 230 Rinder auf engerer Fläche im offenen Stall zusammenstehen. "Der Deckbulle ist heute ein Angus", erläutert Bird, als der Anhänger zum zweiten Mal hält und schnell von 25 Mutterkühen mit ihren halbjährigen Kälbern umgeben ist. "Durch die Kreuzung haben die Kälber keine Hörner mehr." Beim dritten Halt pausiert der Anhänger bei einer, in der die Kälber acht Monat alt sind und bald von ihren Mutterkühen getrennt werden, um selbst Mutterkuh zu werden, oder bei einem anderen niederrheinischen Biolandwirt in die Bullenmast zu gehen.

Klaus Bird spricht von einer sanfteren Art des Todes, die er in Schleswig-Holstein kennengelernt hat. Dort würde ein Rind geschossen und zu Boden fallen. Die anderen Rinder würden einmal hinschauen, aber es liegen lassen. Dann blute das Rind in einem Fahrzeug aus und werde zum Schlachthof gebracht. "Das ist für das Tier nicht mit dem Stress des Lebendtransportes und Schlachtens im Schlachthof verbunden", erklärt der Landwirt. "Wer Fleisch isst, muss sich auch mit dem Tod der Tiere auseinandersetzen. Hier lässt das Veterinäramt diese Methode nicht zu."

Weil die Rindersafari mehrfach überbucht war, bietet das Stadtmarketing zwei Ersatztermine an: Samstag, 11. Juli, der bereits ausverkauft ist, und Samstag, 11. August, jeweils um 11 Uhr. Anmeldungen bei Sonja Kadesreuther unter Telefon 02842 912-452.

(got)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort