Kamp-Lintfort Ruhnau nimmt Abschied von der Politik

Kamp-Lintfort · Ein politisches Urgestein hört auf: Nach 39 Jahren kontinuierlicher Ratsarbeit zieht sich Horst Ruhnau, stellvertretender Bürgermeister, aus der Kommunalpolitik zurück. Der Christdemokrat will Platz für junge Leute machen.

 Horst Ruhnau, CDU-Mitglied und stellvertretender Bürgermeister in Kamp-Lintfort, war seit 1975 ununterbrochen Ratsmitglied der CDU in Kamp-Lintfort.

Horst Ruhnau, CDU-Mitglied und stellvertretender Bürgermeister in Kamp-Lintfort, war seit 1975 ununterbrochen Ratsmitglied der CDU in Kamp-Lintfort.

Foto: Klaus Dieker

Das macht ihm niemand so schnell nach: Der CDU-Politiker Horst Ruhnau gehörte 39 Jahre lang dem Rat der Stadt Kamp-Lintfort an — und zwar ununterbrochen seit 1975. Jetzt hört er auf: "Irgendwann muss mal Schluss sein", begründet der stellvertretende Bürgermeister seinen Entschluss, nicht mehr für ein Ratsmandat zu kandidieren. "Ich werde im September 70 Jahre alt, und die neue Legislaturperiode dauert immerhin sechs Jahre." Horst Ruhnau, Jahrgang 1944, ist ein Vollblutpolitiker, der als junger Mann in die Fußstapfen seines Vaters trat. "Er war ebenfalls Stadtverordneter in Kamp-Lintfort", erzählt Horst Ruhnau, der in Dassow/Mecklenburg geboren wurde. "Als ich vier Jahre alt war, flüchteten meine Eltern mit uns in einem Schlauchboot über den Dassower See aus der DDR. Nach der Wende sind wir mal nach Dassow gereist. Ich wollte wissen, wie mein Geburtsort so ist", erzählt der Kamp-Lintforter schmunzelnd. "Viel los war dort nicht." Schon früh engagierte sich Ruhnau in der Kamp-Lintforter Jungen Union. "Die Jung-Sozialisten hatten sich die Verstaatlichung der Banken ins Programm geschrieben. Das hat mich gestört", erzählt Ruhnau. Einige Jahre später folgte das politische Engagement in der CDU und im Stadtrat — aber erst nach Abstimmung mit seiner Ehefrau, die ebenfalls CDU-Mitglied ist. "Als es darum ging, wer von uns beiden für den Stadtrat kandidieren soll, hat meine Frau mir den Vortritt gelassen." Der heute 69-Jährige hat die Aufstellungsversammlung vor der Kommunalwahl im Jahr 1975 noch bestens in Erinnerung. "Sie dauerte bis zum anderen Morgen um vier Uhr. Jede Position wurde einzeln gewählt." Ruhnau schaffte es auf Platz sieben. Gerd Ripkens war damals Fraktionsvorsitzender der CDU. "Er sagte: Mal gucken, was der junge Ruhnau so bringt. Ich wurde Geschäftsführer. Ripkens war seinerzeit die graue Eminenz in der CDU und auch der Politiker, der mich am nachhaltigsten geprägt hat", betont der Kamp-Lintforter: "Er war ein genialer Mann", erinnert sich der Vater eines Sohnes gerne an den ersten von insgesamt vier Fraktionschefs während seiner politischen Laufbahn im Kamp-Lintforter Stadtrat. Soziales und Integration waren die beiden politischen Themen Ruhnaus, der sich auch als Präsident des Kamp-Lintforter Karnevalsvereins (KKV) in der Stadt einen Namen machte. "Ich saß für die CDU unter anderem im Jugendhilfeausschuss — dort habe ich mich sehr wohl gefühlt." Ruhnau, der auf dem Bergwerk West, damals noch Friedrich-Heinrich /Rheinland, in der Markscheiderei und später als freigestellter Betriebsrat beschäftigt war, bereut es nicht, sich über so viele Jahre politisch engagiert zu haben. "Man hatte zwar keine Zeit mehr für anderes, weil die Partei viel fordert, aber es war eine gute Zeit." Mit einigen Höhen, Tiefen und kuriosen Entscheidungen: "Das war, als für den Pappelsee eine Eislauffläche angeschafft wurde. Sie war nur einen Tag lang in Betrieb. Es wurde festgestellt, dass sie nur bei Minustemperaturen funktioniert", erinnert sich Ruhnau schmunzelnd an diese politische Entscheidung Ende der 70er Jahre. "Die Betonfläche wurde erst jetzt zusammen mit dem alten Hallenbad abgerissen." Stolz ist Ruhnau auf die Entwicklung in der Innenstadt mit dem Abriss der Weißen Riesen und der Verschönerung der Fußgängerzone.

"Die SPD tut zwar immer so, als sei es ihr Werk. Aber das haben wir gemeinsam vollbracht." Ruhnau hat auch gerne das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters ausgeübt, das er 1999 übernahm. "So ein Amt bekommt man nur einmal im Leben angeboten. Das ist eine Ehre." Wie er sich künftig engagieren wird, darüber hat sich Horst Ruhnau noch keine Gedanken gemacht: "Ich habe mir noch nichts vorgenommen. Klar ist aber, dass noch etwas kommen muss. Ich möchte nicht nur im Garten das Unkraut zupfen oder meine Eisenbahn zusammenbauen."

(RP)
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