Kamp-Lintfort Rokokosaal erstrahlt in Original-Farbe

Kamp-Lintfort · Bei Sanierungsarbeiten im Rokokosaal sind Restauratoren auf die Originalwandfarbe aus dem 18. Jahrhundert gestoßen. Peter Hahnen, Leiter des Zentrums Kloster Kamp, machte sich für einen Anstrich in der Ursprungsfarbe stark.

 Peter Hahnen war immer überzeugt, dass der Rokokosaal niemals in Mintgrün gestrichen war. Jetzt wurde bei Sanierungsarbeiten der erste Anstrich aus dem 18. Jahrhundert gefunden. "Er war so kräftig wie eine Sommerwiese." LVR und Bistum gaben ihm grünes Licht, den Rokokosaal in dieser Farbe zu streichen.

Peter Hahnen war immer überzeugt, dass der Rokokosaal niemals in Mintgrün gestrichen war. Jetzt wurde bei Sanierungsarbeiten der erste Anstrich aus dem 18. Jahrhundert gefunden. "Er war so kräftig wie eine Sommerwiese." LVR und Bistum gaben ihm grünes Licht, den Rokokosaal in dieser Farbe zu streichen.

Foto: K. Dieker

Mintgrün - so kennen Besucher den Rokokosaal im Kloster Kamp. Für Peter Hahnen war jedoch seit dem Tag, als er vor fünf Jahren zum ersten Mal seine damals neue Wirkungsstätte besuchte, klar: "Diese Farbe ist nicht richtig", erinnert sich der Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums Kloster Kamp. Er habe in seinen zwölf Jahren bei der Bischofskonferenz europaweit viele Rokokosäle besichtigt. "Das Besondere war immer der starke Kontrast von Wand- und Deckenfarbe zum weißen Stuck." Er sollte Recht behalten.

Als die RAG Handwerker ins Kloster Kamp schickte, um dort Bergschäden sanieren zu lassen, nutzte Hahnen die Gunst der Stunde. Er bat Restaurator Nikolai Hartmann von der Firma Lehmkuhl aus Steinfurt, den Farbschichten im Rokokosaal auf den Grund zu gehen und den ersten Farbstrich zu finden. Und an der Südwand des Rokokosaals wurde Hartmann tatsächlich fündig. Er hatte sich auf der Fläche eines Fünf-Mark-Stücks bis zur letzten Schicht vorgearbeitet: Zum Vorschein kam ein sattes Grün. "So stark wie eine Sommerwiese. Man konnte die Farb- und Putzschichten ganz klar mit den Fingern erspüren", erzählt der Geschäftsführer des Zentrums begeistert.

Das musste der Farbton sein, den Dionysius Genger, von 1771 bis 1778 Abt auf dem Kamper Berg, ausgewählt hatte. Der Rokokosaal war damals noch ein Konventsraum im Krankenhaus. "Genger hatte jedoch verstanden, dass Kunst und Religion Geschwister sind", sagt Peter Hahnen. Er ließ in dem Raum ein Musikzimmer einrichten." Der Abt muss ein großer Kulturfreund gewesen sein. Er lud nicht nur Künstler nach Kamp ein, sondern kaufte auch etliche Kunstwerke. "Das war zu seiner Zeit nicht unumstritten", erläutert Hahnen. Obwohl die Zisterzienser bereits ein wohlhabender Orden waren, entsprach Gengers Vorgehen nicht den Grundsätzen der Mönche. Sein Porträt wird übrigens schon bald wieder in den Rokokosaal einziehen. "Er ist mein Lieblingsabt, weil er unsere Idee des Geistlichen und Kulturellen Zentrums schon damals vorgelebt hatte", begründet Hahnen. Die Fertigstellung des Rokokosaals erlebte Dionysius Genger vermutlich nicht. "Wir gehen davon aus, dass zu der Zeit bereits Eugenius Reinartz (1778 bis 1785) Abt auf dem Kamper Berg war." Für Peter Hahnen stand fest, dass der Rokokosaal auf jeden Fall wieder in seiner Originalfarbe erstrahlen muss. Damit stellte der Geschäftsführer des Zentrums Kloster Kamp sich und die Handwerker vor eine enorme Herausforderung. "Wir hatten die Sanierung des Haupthauses fast zwei Jahre mit allen Beteiligten geplant. Der Zeitplan war ganz eng gestrickt, damit das Haus nicht zu lange für die Öffentlichkeit geschlossen werden musste. Der Tag der Wiedereröffnung stand schon fest." Doch Peter Hahnen war wie elektrisiert. "Ich habe sofort nach der Entdeckung bei der unteren Denkmalbehörde in Kamp-Lintfort angerufen und Bericht erstattet." Fast gleichzeitig schaltete er den LVR ein. Jetzt galt es den Farbton auch an anderen Stellen im Rokokosaal zu finden. Der erste Fund hätte ja ein Zufallstreffer sein können. Als an der Westseite und auch an der Decke der alte Grünton gefunden war, gaben sowohl LVR als auch der Kunstsachverständige des Bistums Münster grünes Licht, den Rokokosaal in seinem Originalton zu streichen. Das neue Grün hat übrigens auch eine Din-Norm: NCSS 2030G 30Y. Es handelt sich um eine leimbasierte Farbe, die die Firma Beeck aus Landshut herstellte. Finanziert wurde der neue Anstrich durch die RAG im Rahmen ihrer Bergschadensanierung. "Es war nicht teurer, als wenn wir den Fehler wiederholt hätten, der vor zehn Jahren beim letzten Anstrich passiert ist", betont Hahnen. Er freut sich, dass das Projekt in einem wunderbaren Zusammenspiel aller Beteiligten realisiert werden konnte, und zwar in nur vier Wochen. "Wir konnten Ostermontag schon wieder öffnen. Unsere Besucher erfahren jetzt, wie der Rokokosaal um 1775 gewirkt hat." Der weiße Stuck wurde übrigens nur gereinigt.

(RP)
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