Kamp-Lintfort/Moers Ordnungshüter vermissen Anerkennung

Kamp-Lintfort/Moers · SPD-Landtagsabgeordnete diskutierten über die gesellschaftliche Wertschätzung von Hilfs- und Ordnungsdiensten.

 Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider und Ibrahim Yetim (erste Tischreihe, Mitte) trafen sich in Kamp-Lintfort mit Vertretern von Feuerwehr, Polizei und Ordnungsbehörden. Im Mittelpunkt stand die Feststellung, dass die Respektlosigkeit zunimmt.

Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten René Schneider und Ibrahim Yetim (erste Tischreihe, Mitte) trafen sich in Kamp-Lintfort mit Vertretern von Feuerwehr, Polizei und Ordnungsbehörden. Im Mittelpunkt stand die Feststellung, dass die Respektlosigkeit zunimmt.

Foto: Stoffel

Kai Feige ist ein Ehrenamtler mit Herzblut. "Seit 51 Jahren bin ich beim Technischen Hilfswerk", sagt der 51-Jährige schmunzelnd, der die Moerser THW-Ortsgruppe leitet. "Schon mein Vater war beim THW. Ich war seit Kindesbeinen mit dabei, obwohl ehrenamtliches Engagement nicht bei allen auf Begeisterung stößt. Denn man macht alles umsonst. Außerdem kann es passieren, dass man dumm angemacht wird, zum Beispiel wenn man an einer Absperrung steht." Der THW-Mann wünscht sich mehr Anerkennung und Respekt. Diesen Wunsch hatten auch die anderen 30 Ordnungsdiener und Rettungskräfte, die zur Diskussionsveranstaltung in die Feuerwache gekommen waren.

Eingeladen hatten die SPD-Landtagsabgeordneten aus Moers und Kamp-Lintfort, Ibrahim Yetim und René Schneider. Der Titel des neuen Formats der SPD-Landtagsfraktion lautete "Gesellschaftliche Wertschätzung der Hilfs- und Ordnungsdienste". Mit ihrem Wunsch, mehr Anerkennung und Respekt für ihre Arbeit zu erhalten, stehen die Polizisten, Feuerwehleute und Aktiven bei den Hilfsdiensten nicht alleine da. Darauf machte Jörg Lukat in seiner Analyse aufmerksam, mit der der Abend begann. "Die Respektlosigkeit nimmt zu", sagte der Referatsleiter im Innenministerium, der für die großen Einsätze der Polizei im Land verantwortlich ist. Er zitierte mehrere große Untersuchungen als Belege. Mit diesem Problem hätten aber nicht nur Polizisten oder Feuerwehrleute zu kämpfen, sondern auch Mitarbeiter bei der Arbeitsagentur oder anderen Behörden. Der einstige Leiter der ständigen Einsatzkommission in Dortmund wollte die nackten Zahlen nicht überbewertet wissen. Denn er schaute auf Emotionen und das, was fehlender Respekt bei Ordnungshütern und Helfern psychologisch bewirkt. "Fehlender Respekt perlt nicht an einem ab", sagte der 53-Jährige. "Das macht etwas mit einem."

Der Referent forderte, die mentale Vorbereitung der Polizisten zu verbessern und Unterstützung nach traumatischen Situation zu geben. Dazu erwartete er von Polizisten, sich in die Situation des Gegenübers hineinzudenken und zu erspüren, wie der andere "tickt". Nur wenn Polizisten, Feuerwehrleuten und Aktiven von DRK oder THW Respekt entgegengebracht werde, würden sie diesen Beruf motiviert und gerne machen. "Meines Erachtens kommt Beruf von Berufung", sagte der Referent. "Man ist nur gut, wenn man mit Herzblut dabei ist." Dieses Herzblut gehe verloren, wenn die Gesellschaft ihren Kindern nicht mehr ihre Werte vermittele. Außerdem seien Straftäter schneller zu bestrafen, indem das Land mehr Richter und Staatsanwälte einzustellen habe, um Verfahren zu beschleunigen. Das schrecke mehr ab als höhere Strafen.

"SPD-NRW - Die Fraktion vor Ort" ist ein neue Initiative. Premiere feierte sie in Moers. "Vielleicht übernimmt die Landtagsfraktion dieses Format", sagt Ibrahim Yetim. "Das wäre schön, weil es die Menschen näher an die Politik in Düsseldorf bringen würde."

(RP)
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