Moers/Kamp-Lintfort Niag-Busse: Die Stufen des Anstoßes

Moers/Kamp-Lintfort · Die Niederrheinische Verkehrsbetriebe AG hat seit März vier Fahrzeuge in Betrieb, die im hinteren Bereich über Stufen verfügen. Das sorgt für Kritik von Gehbehinderten. Die Niag sieht die Barrierefreiheit erfüllt.

 Behindertenbeauftragter Bernhard Krebs.

Behindertenbeauftragter Bernhard Krebs.

Foto: Dieker

Vier neue Busse der Niederrheinischen Verkehrsbetriebe Aktiengesellschaft Niag sorgen bei Senioren und Behinderten für Gesprächsstoff. Denn sie haben im Fahrzeug Stufen. Diese liegen zwischen der Mitteltüre und der Hinterachse.

"Ich wollte es anfangs gar nicht glauben, als ich das zum ersten Mal von Gehbehinderten und Rollatorfahrern gehört habe", erzählt Bernhard Krebs. "Ich bin ich zum Kamp-Lintforter Busbahnhof gegangen, um mir einen dieser neuen Busse anzuschauen." Der Kamp-Lintforter Behindertenbeauftragte entdeckte einen der vier neuen Niederflurbusse. "Ich habe hineingeschaut und die Stufen gesehen", sagt er.

"Natürlich kann man sagen, die Rollator- und Rollstuhlfahrer können bis zur Stufe fahren und sich vorher einen Platz suchen. Aber das ist Theorie. Die Praxis sieht anders aus, zum Beispiel in Stoßzeiten, wenn Schüler unterwegs sind. Die Sitzplätze zwischen Fahrer und Mitteltür sind beliebt und zuerst besetzt. Gehbehinderte haben es schon schwer, auf der Sperrfläche einen Stellplatz für ihren Rollator zu finden. Noch schwerer haben sie es, einen Sitzplatz zu finden."

Der Behindertenbeauftragte kann den Kauf der vier Busse nicht verstehen. "Die Niag legt Wert auf Behindertengerechtigkeit", berichtet er. "Viele Bushaltestellen werden zurzeit umgerüstet. Die Bordsteinkante wird erhöht, um ebenerdig in den Bus fahren zu können. Dazu erhalten die Bushaltestelle taktile Pflasterung für Sehbehinderte."

Die Niag sieht die Barrierefreiheit bei den vier neuen Bussen erfüllt, die vom Hersteller Iveco gebaut wurden. "Der Einstieg von den Haltestellen mit erhöhter Bordsteinkante ist auch bei diesen Fahrzeugen barrierefrei", erläutert Niag-Pressesprecherin Beate Kronen.

Die sogenannten "Low Entry"-Fahrzeuge ("niedriger Einstieg") seien - wie alle Fahrzeuge der Niag - mit Klapprampen und Absenkautomatik versehen. Die Mehrzweckstellfläche für Kinderwagen, Rollatoren und Rollstühle sei bei den vier Iveco-Bussen erweitert worden und mit vier Klappsitzen ausgestattet, nicht mit zwei, wie üblich. "Es ist richtig, dass der hintere Bereich der Iveco-Busse nur über Stufen zugänglich ist", bestätigt die Pressesprecherin. "Hier haben wir auch schon positive Rückmeldungen von Fahrgästen erhalten, die diese erhöhte Sitzposition sehr schätzen."

Auch in den anderen Fahrzeugen der Niag sei der Zugang für Rollstuhl- und Rollatorfahrer in diesem Bereich nicht möglich, da die Mittelgänge aus Sicherheitsgründen freizuhalten seien. Deshalb gäbe es im Bereich der Türe die Mehrzweckstellfläche. Im vorderen Bereich alle 183 Fahrzeuge der Niag-Gruppe befänden sich Schwerbehindertensitzplätze. "Ältere Fahrgäste sollten Personen ruhig ansprechen, die dort unberechtigt sitzen", sagt Beate Kronen. "Hier müssen wir auch an das Miteinander der Kunden appellieren."

Neben den Iveco-Fahrzeugen kaufte die Niag im Frühjahr auch zwei neue MAN-Gelenkbusse. "Sie bieten sogar zwei Stellplätze für Rollstühle, Rollatoren und Kinderwagen, da sie insgesamt 75 Zentimeter länger als die üblichen Gelenkbusse sind", unterstreicht die Pressesprecherin die barrierefreie Flottenpolitik der Niag.

(RP)
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