Kamp-Lintfort Nach Ostern kommen die Flüchtlinge

Kamp-Lintfort · Viele Kamp-Lintforter nutzten am Sonntag die Möglichkeit, sich die neue Landesnotunterkunft für Flüchtlinge auf dem ehemaligen Parkplatz des Bergwerks West anzusehen. Vor dem Eingang zur Zeltstadt bildeten sich lange Schlangen.

 Im Gänsemarsch durch die Zeltstadt.

Im Gänsemarsch durch die Zeltstadt.

Foto: Klaus Dieker

Eine Schlange bildete sich am Sonntagmittag vor der neuen Flüchtlingsunterkunft am Bendsteg, als sie zu einem Informationstag offenstand. Obwohl alle fünf bis sieben Minuten eine neue Gruppe startete, der sich jeweils 30 bis 35 Personen anschlossen, löste sich die Schlange erst am frühen Nachmittag auf. So dürften hochgerechnet 800 Kamp-Lintforter die Zeltstadt besichtigt haben, die in den letzten drei Monaten auf dem ehemaligen Parkplatz des Bergwerkes "Friedrich Heinrich" entstand.

"Wann kommen die ersten Flüchtlinge?" Diese Fragen hatten alle sieben Besucherführer zu beantworten, bevor ein Rundgang startete, zum Beispiel Jan Hündorf. "Nach Ostern sind die ersten da", sagte der Pressesprecher des Vereins Zukunftsorientierte Förderung (ZOF). "Die Unterkunft füllt sich Schritt für Schritt. Wie schnell es geht, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Faktor ist, wie viele Flüchtlinge in Deutschland ankommen. Zurzeit sind es weniger als erwartet, weil die Balkanroute gesperrt ist. In der Flüchtlingsunterkunft können bis zu 1000 Personen leben."

Die Flüchtlinge kommen aus den Erstaufnahmelagern nach Kamp-Lintfort, wobei der Verein ZOF den Betrieb in der Zeltstadt organisiert. "In den Erstaufnahmelagern findet die Registrierung statt", berichtete der 30-jährige ZOF-Mitarbeiter aus Duisburg. "In der Flüchtlingsunterkunft liegt die Verweildauer zwischen sechs Tagen und drei Monaten. Wahrscheinlich kommen vor allem Flüchtlingen aus Syrien, dem Iran und dem Irak."

Die Besucher gingen in Gruppen den Weg durch die Zeltstadt, den in einigen Wochen auch die Flüchtlinge nehmen. "Hier halten die Busse, und die Flüchtlinge steigen aus", erklärte Jan Hündorf. Im ersten Zelt wird die Registrierung abgeglichen werden. Dann werden die Asylbewerber in das Sanitätszelt gehen.

"Wir haben bis zu fünf Ärzte hier", erläuterte Stephanie Landers als Leiterin der Medizinischen Abteilung. "Sie können die Flüchtlinge bei Bedarf an niedergelassene Ärzte überweisen.

Es gibt 16 Wohnzelte, in denen jeweils zehn Zimmer liegen. Zurzeit stehen in jedem Zimmer drei Doppelbetten. Die Seiten der Zelte bestehen aus dünnen Wänden. Der Innenraum wird mit Heizlüftern geheizt, die über Fernwärme versorgt werden. Zeltbahnen bilden die Decke. Die Zimmer sind mit festen Wänden abgetrennt. "Es sieht so aus wie auf einem Campingplatz", rutscht es einem Besucher heraus, als er in die Zimmer blickte, die mit Vorhängen von den Fluren getrennt sind. Noch fehlen Kleinigkeiten wie Steckdosen, Wärmeisolierungen um Rohre oder Geländer.

In einem Zelt ist die Gastronomie untergebracht. Dort werden die Bewohner der Zeltstadt Frühstück, Mittagessen und Abendessen erhalten. Das Essen ist "halal", entspricht also den islamischen Reinheitsvorschriften. Das Mittagessen wird in Bochum warm vorbereitet, direkt danach auf drei Grad heruntergekühlt und nach Kamp-Lintfort geliefert und dort erwärmt.

Für die soziale Betreuung der Flüchtlinge sind 55 Personen eingeplant,etwa für Integrationskurse, Kindergarten oder Frauen- und ein Männercafé. Dazu kommt die gleiche Zahl an Sicherheitskräften. "Wir sehen die Flüchtlinge als Menschen an und behandeln sie so", versicherte der ZOF-Pressesprecher.

(got)
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