Kamp-Lintfort Musikschule für alle - ein schöner Traum

Kamp-Lintfort · Die Musikschule Kamp-Lintfort bemüht sich, auch Kindern aus sozial schwachen Verhältnissen Unterricht zu bieten. Aber die Finanzierung der Einrichtung bleibt schwierig. "Das Schulgeld schließt Kinder vom Unterricht aus", sagt Schulleiter Begall.

27 Jahre existiert die Musikschule Kamp-Lintfort bereits, 1991 wurde sie als erste kulturbildende Einrichtung der Stadt eröffnet. Seit 2004 stehen nicht mehr nur die Instrumente im Mittelpunkt, sondern es lockt auch eine Tanzabteilung an die Moerser Straße. Insgesamt nutzen aktuell rund 800 Schülerinnen und Schüler im Alter von eineinhalb bis 80 Jahren das breite Angebot.

Damit eine musikalische Früherziehung für jedes Kind möglich wird, engagiert sich die Musikschule bereits seit über zehn Jahren in der Initiative "Jedem Kind ein Instrument" (Jeki). Seit 2015 hat das Projekt seinen Fokus erweitert und nennt sich "Jedem Kind Instrumente, Tanzen, Singen" (Jekits). Zweck des Ganzen ist es, dass jedes Grundschulkind des Ruhrgebiets die Möglichkeit besitzt, ein Musikinstrument zu erlernen. Welches, das entscheiden die Kinder selbst.

"Wir gehen von uns aus in die Schulen und zu den Kindern. Da ist es dann häufig der Fall, dass Familien sich das nicht so leisten können", sagt Martin Begall, Leiter der Musikschule. "Möglichst sollen alle Kinder mit Instrumenten ausgestattet und einmal in der Woche unterrichtete werden." Das erste Jahr bei Jekits ist für die Kinder an den Kooperationsschulen kostenfrei, ab dem zweiten Jahr fallen Gebühren an, die auf Antrag erlassen werden können. Kooperationspartner der Musikschule Kamp-Lintfort sind derzeit die Ernst-Reuter-Grundschule, die Grundschule am Niersenberg, die Astrid-Lindgren-Grundschule, die Josefschule und die Overbergschule. Das Jekits-Projekt ist kostenintensiv. Um den Fortbestand zu gewährleisten ist die Musikschule auf Spendengelder angewiesen. Im vergangenen Jahr erhielt die Einrichtung 10.000 Euro aus dem Fördertopf von "Kinder und Jugend in Kamp-Lintfort". Insgesamt unterstützte die Stiftung der Sparkasse Duisburg im vergangenen Jahr neun Kinder-Förderprojekte in der Hochschulstadt, schüttete dabei 51.200 Euro aus. Kein anderes Projekt erhielt so viele Mittel wie die Musikschule.

Für den Fortbestand von Jekits sind die Gelder aus privater Hand dringend notwendig. Für Begall ist dies jedoch nicht die beste Lösung. "Private Geldgeber sind immer temporär, dauerhafte Unterstützung ist da nicht zu erwarten. Staatliche Förderung ist insgesamt der bessere Weg", sagt der Musikschulleiter. Für ihn ist dies jedoch reines Wunschdenken. "Es fehlt an allen Ecken und Enden im kulturellen Bereich. Das war immer so und ist nicht besser geworden."

Der Bund fördert die Musikschule Kamp-Lintfort nicht, vom Land kommen 1,5 Prozent des aktuellen Etats. Zusammen mit einem städtischen Zuschuss von knapp 28,5 Prozent sind somit 30 Prozent der Kosten durch die öffentliche Hand gedeckt. Mehr als die Hälfte des Etats wird durch das Schulgeld finanziert, hinzu kommen Konzerteinnahmen, Leihgebühren und private Unterstützung. Bei dieser Sachlage fällt es schwer, eine Musikschule für alle zu sein. "Das Schulgeld schließt Kinder vom Unterricht aus, das ist Fakt", sagt Begall. Nur eine langfristige Finanzierung könne diese traurige Realität nachhaltig ändern.

(mlat)
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