Kamp-Lintfort Mit weißen Helmen das Bergwerk entdecken

Kamp-Lintfort · Drei Baustellenführungen bot die RAG Montan Immobilien und ermöglichte den Besuchern so einen Blick hinter die Kulissen des ehemaligen Schachtes West in Kamp-Lintfort.

 Die Besuchergruppe nahm an der einstündigen Führung teil. Viele fotografierten die alten Anlagen.

Die Besuchergruppe nahm an der einstündigen Führung teil. Viele fotografierten die alten Anlagen.

Foto: Klaus Dieker

Den Blick hinter die Kulissen wollten die Besuchergruppen nicht missen. "Mit diesem Andrang hätten wir nicht gerechnet", sagte Hermann Timmerhaus, zuständiger Projektleiter der RAG Montan Immobilien. Lange im Vorfeld waren die Plätze vergeben.

Ausgerüstet mit Helm und sicherem Schuhwerk, eroberten die Gruppen am Samstag das Areal, das entsprechend mit Bauzäunen abgesichert war. Das Interesse der Besuchergruppe gestaltete sich unterschiedlich. "Wir fahren immer nur an den Gebäudefronten vorbei. Was sich dahinter verbirgt, das wollten wir wissen", murrte eine Besucherin. Auf dem rund 40 Hektar großen Zechenareal wird zurzeit gearbeitet. Nach und nach sind verschiedene Gebäude und Anlagen verschwunden.

Für den ehemaligen Kumpel Helmut Ebert war es ein Wiedersehen mit seinem ehemaligen Arbeitsplatz. "Ich habe 14 Jahre hier gearbeitet. Mich interessiert jetzt, was aus der gesamten Fläche geworden ist. Vor allem möchte ich auch wissen, wie weit die Abbrucharbeiten sind, wie der Zeitplan aussieht. 2020 soll bei uns die Landesgartenschau stattfinden", sagt er.

Dass die Landesgartenschau ihre Schatten vorauswirft und die Stadt in den Fokus des Landes rückt, ist ein starker Motor. Timmerhaus: "Der Masterplan zum Bergwerk West ist bei der Bevölkerung bekannt. Wir leisten dazu die Vorarbeiten und sind im Zeitplan." Bestandsgebäude stehen unter Denkmalschutz. Gebäude, beispielsweise das Magazin zur Straßenfront, werden mittlerweile von der Hochschule Rhein-Waal genutzt, andere sind verkauft. Derzeit wird das so genannte "Sumpfgebäude" abgerissen - dort, wo seit dem Bau 1904 der Kohlewaschprozess stattfand. Die Bagger fressen sich Meter für Meter in das Gebäude, dessen Stahlgerippe in der Luft hängt. Der Schrott wird später aus dem Schutt rausgezogen. Ein Hydraulikbagger mit einer Schere wird das Material dann zerschneiden. Etwa drei Wochen wird der Rückbau noch dauern. Rund 15 000 Kubikmeter Bauschutt liegen, 50 000 Kubikmeter werden es zum Schluss sein.

"Kann das Gebäude nicht gesprengt werden?", heißt es aus den Besucherreihen. "Die Sprengung kann zu Wellen im Grundwasser führen", erläuterte der für den Rückbau zuständige Jan Tervoort. Die Herausforderung sei der Rückbau mit dem Separieren von Gefahrenstoffen und die zügige Neubebauung.

Ob die Zechenmauer zur Ringstraße bestehen bleibt, wollten Besucher wissen. "Verschiedene Bereiche sind sanierungsbedürftig", sagt Tervoort. Teile blieben erhalten. Nach der Führung erwartete der LaGa-Chor der Unesco-Schule die Besucher mit einem Ständchen.

(sabi)
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