Kamp-Lintfort Mahir Dyli erlernt bei Berns den Bäcker-Beruf

Kamp-Lintfort · Der 16-Jährige war vor zwei Jahren allein nach Deutschland gereist. Er freut sich, dass er in der Bäckerei Bern eine Lehrstelle gefunden hat. Der Betrieb bildet erstmals zwei Flüchtlinge zu Bäckern aus.

 Johann Berns (links) hat Mahir Dyli (Mitte) über einen privaten Kontakt kennengelernt. Katja Schauenburg steht dem Auszubildenden zur Seite.

Johann Berns (links) hat Mahir Dyli (Mitte) über einen privaten Kontakt kennengelernt. Katja Schauenburg steht dem Auszubildenden zur Seite.

Foto: kdi

Wenn die Bäckerei Berns am Sonntag das Café an der Friedrich-Heinrich-Allee zum Tag der offenen Tür öffnet, wird auch Mahir Dyli zeigen, was er in den vergangenen anderthalb Monaten gelernt hat. Der 16-jährige Albaner hat am 1. August bei Berns eine Ausbildung zum Bäcker begonnen. "Gestern hat er Blätterteig-Teilchen hergestellt", berichtet Bäckerin Katja Schauenburg, die dem 16-Jährigen zur Seite steht. Über einen privaten Kontakt hat Chef Johann Berns den Jungen kennengelernt. "Eine Bekannte, die sich in Neukirchen-Vluyn um Flüchtlinge kümmert, hat uns Mahir vorgestellt", erzählt der Kamp-Lintforter Unternehmer. "Er ist pfiffig, wissbegierig und motiviert", erklärt Berns, warum er dem Albaner eine Ausbildungschance in seinem Betrieb gegeben hat.

Vier Lehrlinge hat Johann Berns eingestellt. Neben zwei angehenden Konditorinnen bildet er zwei Bäcker aus. Beide sind Geflüchtete. Zadav Ali Shadav (22) kommt aus Afghanistan. Sein junger Kollege Mahir Dyli war vor rund zwei Jahren als alleinreisender Jugendlicher aus Albanien nach Deutschland gekommen. In Albanien habe er viele Probleme gehabt, berichtet der 16-Jährige, während er hinten in der Backstube gerade den fertigen Teig portioniert. Mehr möchte er nicht erzählen. "Ich habe in Moers bis zu den Sommerferien die Geschwister-Scholl-Gesamtschule besucht", erzählt der Jugendliche, der von CJD und Grafschafter Diakonie betreut wird. Bei Berns in Kamp-Lintforter habe er im Anschluss ein zweiwöchiges Praktikum gemacht, sagt der Jugendliche, der sehr gut Deutsch spricht. "Bäcker ist ein guter Job. Es macht mir Spaß", findet Mahir Dyli. Und die Bäckerei Berns sei eine gute Ausbildungsfirma. Mit den beiden jungen Männern aus Albanien und Afghanistan bildet Johann Berns erstmals Flüchtlinge aus.

"Wir wollten schon früher junge geflüchtete Leute einstellen, wussten aber nicht, wie wir es machen sollten", berichtete Berns gestern im Gespräch mit dem Grafschafter. "Der Beruf des Bäckers ist ja immer schon ein Einwandererberuf", sagt der Unternehmer. "Und heute haben Bäcker wieder gute Berufsperspektiven, vor allem weil viele der kleineren Betriebe gar nicht mehr ausbilden. 11.000 von 56.000 Bäckereibetrieben sind überhaupt noch Ausbildungsbetriebe", weiß Berns. Bevor die beiden jungen Männer ihren Ausbildungsvertrag bei Johann Berns unterschreiben konnten, mussten sie jedoch zunächst Deutschkurse belegen und ein Praktikum im Betrieb absolvieren. "Unsere Mitarbeiter in der Backstube haben über die Einstellung mit entschieden", erzählt Johann Berns.

Seit dem 1. August beginnt für Mahir Dyli der Arbeitstag an der Friedrich-Heinrich-Allee nun morgens um 6.30 Uhr. In den nächsten drei Jahren lernt er, wie Teig hergestellt wird, wie die verschiedenen Brotsorten und Brötchen gebacken werden. "Aber auch, wie wir Kuchen, Sahnetorten und Kleingebäck wie Spekulatius herstellen", berichtet der Chef. Zwei mal in der Woche steht darüber hinaus die Berufsschule auf dem Ausbildungsprogramm. Drei Jahre, bis 2020, dauert die Ausbildung. Mahir Dyli hofft, dass er dann bei Berns bleiben darf.

Die Bäckerei Berns lädt Sonntag, 17. September, 10 bis 18 Uhr, zum Tag der offenen Tür in das seit fünf Jahre bestehende Café an der Friedrich-Heinrich-Allee ein. "Wir öffnen die Backstube und geben Einblicke in die verschiedenen Abteilungen unserer Bäckerei", betont Johann Berns. Bis dahin ist auch der erste Preiselbeerstollen des Jahres fertig", verspricht der Chef.

(RP)
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