Kamp-Lintfort Lintforter ist Zahnarzt in dritter Generation

Kamp-Lintfort · Sein Großvater Julius Holland arbeitete schon als Dentist. Dr. Michael Holland führt heute den Beruf des Zahnarztes weiter.

 Julius Holland gründete vor genau einem Jahrhundert das Zahn-Atelier in Kamp-Lintfort.

Julius Holland gründete vor genau einem Jahrhundert das Zahn-Atelier in Kamp-Lintfort.

Foto: Klaus Dieker

Über den Fund einer alten Anzeige vom 28. Februar 1914 freut sich Zahnarzt Dr. Michael Holland. Beim Aufräumen stieß der Kamp-Lintforter auf die Ausgabe der Rheinberger Zeitung, ein "amtliches Kreisblatt für den Kreis Moers sowie Amtlicher Anzeiger für die Amtsgerichte Rheinberg und Xanten".

 Zahnarzt Dr. Michael Holland mit Tante Eleonore Marwitz, Tochter von Julius Holland, zeigen die Anzeige in der Rheinberger Zeitung.

Zahnarzt Dr. Michael Holland mit Tante Eleonore Marwitz, Tochter von Julius Holland, zeigen die Anzeige in der Rheinberger Zeitung.

Foto: Klaus Dieker

Darin fand er die Anzeige seines Großvaters. Julius Holland zeigte dort die Dienste seines Zahn-Ateliers in Lintfort an. "Künstliche Zähne, Plomben, Nervtöten, Zahnziehen mit und ohne Betäubung, Umarbeiten schlecht sitzender Gebisse" gehörten zu den Tätigkeitsschwerpunkten des Dentisten. Im Zusatz ist zu lesen: "Bin berechtigt, Mitglieder der Krankenkasse Rheinberg zu behandeln."

Für den Enkel Michael Holland bedeutet dieser Fund eine schöne Erinnerung an den Großvater. Gleichzeitig lässt sich die Entwicklung eines Berufsstandes daran nachzeichnen, der genau ein Jahrhundert und drei Generationen die Familie Holland prägte. Verschiedene Erzählungen kursieren in der Familie über Julius Holland. Wohnzimmer und Sprechzimmerlagen lagen im Zahn-Atelier dicht beieinander. Man kannte sich, Lintfort als aufstrebende Bergmannsstadt war überschaubar und gemütlich.

"Für das Tässchen Kaffee im Wohnzimmer vor und nach der Behandlung war immer Zeit", sagt Michael Holland. Die Patienten kamen aus der Gegend, denn so stark verbreitet war der Beruf des Dentisten, dem Zahnheilkundigen ohne Studium, nicht. "Keine Zahnarztdichte wie heute", sagt Michael Holland. Eleonore Marwitz, Tochter von Julius Holland und ebenfalls mit einem Zahnarzt verheiratet, kann weitere Geschichten beisteuern. "Zahn ziehen kostete damals zehn Mark, mit Betäubung 20 Mark", erinnert sie sich. Nach dem Tod von Julius Holland 1943 übernimmt nach dem Studium Guido, Sohn von Julius Holland, als Zahnarzt die Praxis an der Moerser Straße und baut sie weiter aus "Ich weiß, dass die Patienten meines Großvaters zu meinem Vater gingen." Schon als Kleinkind im Kinderwagen kannte er seinen Berufswunsch: Zahnarzt.

Nach dem Studium in den 80er Jahren in Düsseldorf übernahm er am 3. März 1997 die Praxis des Vaters, der Jahre zuvor verstorben war. "Der Beruf macht mir viel Spaß, weil das Handlungsspektrum immer größer geworden ist und sich vieles im Bereich der zahnärztlichen Versorgung verändert hat", sagt der 50-Jährige. Vieles steckte zu seinen Studienzeiten in den Anfängen. Ähnliches gilt für die Patientenaufklärung vor einer Behandlung. Eleonore Marwitz, die als Zahnarzthelferin arbeitete, erinnert sich an Materialien wie Kautschuk zur Herstellung von Zahnersatz. "Dann kam der Kunststoff. Ein Segen", sagt sie. "Es ist im Rückblick spannend zu sehen, wie sich Zahnmedizin alleine seit meinem Studium verändert hat", sagt Michael Holland.

(RP)
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