Kamp-Lintfort Lineg stellt Pumpwerke auf den Prüfstand

Kamp-Lintfort · Der Bauplan 2013, sozusagen der Masterplan der Lineg, wird konkreter: Ein Großteil der begutachteten Pumpanlagen könnte zurückgebaut werden. Entlang der Fossa Eugeniana wären das zwei.

 Die Lineg hat sich die ökologische Durchgängigkeit ihrer Gewässer wie die Fossa Eugeniana zur Aufgabe gemacht.

Die Lineg hat sich die ökologische Durchgängigkeit ihrer Gewässer wie die Fossa Eugeniana zur Aufgabe gemacht.

Foto: kdi

Die Lineg hat ihre Vorflutpumpanlagen in den letzten Monaten genau in den Blick genommen: Das Ziel ist, deutlich weniger pumpen zu müssen, bis das Wasser in den Rhein fließt. Dazu ließ die Entwässerungsgenossenschaft insgesamt 45 Projekte mit 42 Anlagen bewerten. Ergebnis: Es könnten voraussichtlich 65 Prozent der Vorflutpumpanlagen im Untersuchungsgebiet zurückgebaut werden. Beispielhaft dafür steht die Fossa Eugeniana mit ihren drei Pumpwerken an der Alten Landstraße, am Krummensteg sowie im Kamperbruch. Allein durch den Rückbau dieser drei Anlagen könnte die Lineg zwei Millionen Kilowattstunden Energie im Jahr einsparen. Der Bauplan 2013, eine groß angelegte Machbarkeitsstudie, hat vor allem die nachhaltige Entwässerung der Landschaft am Niederrhein zum Ziel.

Der Rückbau der Pumpwerke an der Fossa Eugeniana könnte in naher Zukunft beginnen. "Wir haben bereits die Denkmalbehörde eingeschaltet", berichtete gestern Lineg-Vorstand Karl-Heinz Brandt in einem Pressegespräch vor der regulär stattfindenden Genossenschaftsversammlung, die am Nachmittag in Rheinberg stattfand. Man habe so die Chance, die Anlage zurückzubauen, ohne das Denkmal zu verfälschen. Die Arbeiten würden darüber hinaus archäologisch begleitet. Der Bauplan 2013 war aber nur ein Thema, über das der Lineg-Chef in der Versammlung berichtete.

Ein Thema, das ihn im Rahmen der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie beschäftigt, ist die aktuelle Diskussion über die sogenannte vierte Reinigungsstufe. Dabei geht es um die Entfernung von beispielsweise Medikamenten-Rückständen in den Gewässern. Die Lineg hat für ihre beiden Kläranlagen in Moers-Gerdt und in Rheinhausen eine Studie in Auftrag gegeben, in der die verschiedenen Möglichkeiten der Entfernung solcher Spurenstoffe aus dem Wasser und die Kosten untersucht werden sollen. "Wir wollten wissen, was sich alles in den Gewäsern befindet", erklärt Karl-Heinz Brandt. Der Bewirtschaftungsplan des Landes sieht 173 Ausbaumaßnahmen von kommunalen Kläranlagen vor. Die Wasserwirtschaftsverbände sowie kommunale Spitzenverbände sähen zwar auch die Notwendigkeit, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen, so Brandt, es herrsche aber noch ein großer Forschungs- und Entwicklungsbedarf. "Der Abbau dieser Stoffe ist mit der heutigen Technik nicht möglich", erläutert Brandt und sieht die Notwendigkeit einer parlamentarischen Lösung. Die Entscheidung liege beim Land Nordrhein-Westfalen. Ein Thema, mit dem sich die Lineg befassen muss, ist die neue Klärschlammverordnung. Sie sieht unter anderem ein Mitverbrennungsverbot von Klärschlämmen nach der Phosphatabtrennung vor.

"Das heißt, wir können die Klärschlämme nicht mehr in die Verbrennung am Asdonkshof geben", so Brandt. Die Lineg prüft zurzeit verschiedene Möglichkeiten, eine ist die Errichtung einer Mono-Verbrennung. Man wolle auf jeden Fall eine gemeinsame Lösung mit der Kreis Weseler Abfallgesellschaft anstreben, betonte der Chef der Entwässerungsgenossenschaft. Er hat auch den demografischen Wandel innerhalb der Lineg weiterhin fest im Blick. "In vier Jahren müssen wir jährlich acht bis zehn neue Leute einstellen." Es fehlen vor allem im handwerklichen Bereich die Nachwuchskräfte: Techniker, Elektriker und Wasserbauer zum Beispiel. Die Lineg sucht deshalb den regelmäßigen Kontakt zu Schulen, bietet Betriebs- und Gewässererkundungen an, nimmt an Ausbildungsmessen und Berufetagen teil, um sich als attraktiver Arbeitgeber vorzustellen.

(RP)
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