Fast 200.000 Besucher Die Landesgartenschau in Kamp-Lintfort trotzt der Corona-Pandemie

Kamp-Lintfort · Als das Virus kam, drohte die Vollbremsung: Kamp-Lintfort entschied sich aber für den Start der Landesgartenschau. Trotz Corona strömten bereits Zehntausende Besucher auf das Gelände. Die Macher sehen sich bestätigt.

Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort: Fotos der Laga
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So schön ist die Landesgartenschau 2020 in Kamp-Lintfort

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Foto: Christoph Reichwein (crei)

Noch ist es einsam hoch oben auf dem Förderturm. Die Kassen der Landesgartenschau in Kamp-Lintfort haben an diesem Morgen gerade aufgemacht. Von der Aussichtsplattform des eleganten Beton-Förderturms der früheren Steinkohlezeche kann man beobachten, wie sich die Schlangen an den Kassen bilden - aber immer mit Corona-Abstand. Es ist einer dieser Schönwetter-Tage, die genau richtig sind für den Besuch der Landesgartenschau (Laga).

Wenn es in den nächsten Monaten sehr gut läuft, dann könnte die Laga trotz der Corona-Krise bis Oktober doch noch die ursprüngliche Zielmarke von 560.000 Besuchern erreichen - jetzt zur Halbzeit sind es fast 200.000. Für Geschäftsführer Heinrich Sperling wäre das ein „starker Erfolg“, wie er sagt. Kamp-Lintfort ist die zehnte Landesgartenschau in NRW, die er als Geschäftsführer betreut. Und nicht nur wegen des Virus dürfte es auch die ungewöhnlichste sein.

Nach der Schließung der Zeche Friedrich-Heinrich 2012 hatten Stadt und Immobilienvermarkter des Zechenbetreibers RAG richtig Gas gegeben: Ziel war die Landesgartenschau 2020 als Katalysator für den Strukturwandel. Alles lief parallel: Die ersten Bäume wurden schon während der Abbrucharbeiten gepflanzt, ein Park modelliert, Platten verlegt, saniert, vermarktet. Alles lief gut. Bis das Coronavirus kam. Es drohte die Vollbremsung.

Wie in Baden-Württemberg: „Die Landesgartenschau Überlingen wird wegen der Corona-Pandemie auf nächstes Jahr verschoben und findet vom 9. April bis 17. Oktober 2021 statt“, heißt es dort auf der Internetseite. Ingolstadt in Bayern verschob ebenfalls. Allein Kamp-Lintfort hielt daran fest.

„Wir hätten sehr viel Geld investieren müssen, um das hier zu konservieren“, nennt Andreas Iland einen entscheidenden Grund dafür. Als Wirtschaftsförderer hat er das Projekt von Anfang an mit nach vorne getrieben und gehört jetzt zur Geschäftsführung der Landesgartenschau. Außerdem ausschlaggebend: Noch während der Schau will die Stadt die rechtliche Grundlage schaffen für den Bau der ersten von rund 800 neuen Wohneinheiten auf dem Areal.

Von dem 66 Meter hohen Förderturm geht es mit dem Aufzug wieder nach unten. Natürlich mit Mund- und Nasenschutz. Unten warten Menschen in einer Schlange, damit sie hoch dürfen. Die Zahl ist begrenzt, genauso wie die der Besucher, die gemeinsam in der Blumenhalle die Rosenschau sehen dürfen. Am Eingang sitzt ein Mann und zählt.

Sperling schaut auf eine App: Über 1000 Besucher sind mittlerweile auf dem Gelände. Sie flanieren durch kleine Gärten, bestaunen die Rabatte mit der kunstvoll gestalteten Komposition aus Lilien, Veronika, Eisenkraut, Schafgarbe, Tausendschön und anderen Schönheiten. Manche Besucher entspannen in einem der Liegestühle in dem Park.

Das Gelände ist so weitläufig, dass es nicht so schnell zum Gedränge kommt. Das sei ein schlagendes Argument gewesen, warum die Schau in NRW stattfinden konnte, sagt Andreas Iland. Die Macher glaubten an den Erfolg, trotz Corona. In den ersten vier Wochen kamen schon 100.000 Besucher.

Mit einer kleinen Enttäuschung schauen die Veranstalter allerdings auf die Busparkplätze. Ein einziger Bus steht an dem Morgen da und wirkt etwas verlassen auf den insgesamt 30 Plätzen. Busreisen sind inzwischen zwar wieder möglich. Aber offensichtlich wollen die Leute das noch nicht richtig. Die meisten reisen in Eigeninitiative an. Was die Macher aber freut: Es kommen viele junge Leute, auch mit ihren Familien.

(chal/dpa)
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