Festival in Kamp-Lintfort Publikum erlebt Sternstunde der Kammermusik

Kamp-Lintfort · Auch im Rokokosaal des Kloster Kamps verzauberte das Kammermusikfest Kloster Kamp die Zuhörer mit einem ungewöhnlichen Programm. Warum es für das Publikum ein „Konzert für die Seele“ war.

 Rückkehr in den Rokokosaal: Hier liegt die Keimzelle des Kammermusikfests Kloster Kamp. Am Donnerstag fand dort ein Konzert statt.

Rückkehr in den Rokokosaal: Hier liegt die Keimzelle des Kammermusikfests Kloster Kamp. Am Donnerstag fand dort ein Konzert statt.

Foto: Norbert Prümen

Nach der Eröffnung im Schirrhof fand das zweite Konzert des Kammermusikfests im Rokokosaal des Klosters statt. „Wir freuen uns sehr, dass wir endlich wieder zur Keimzelle des Festivals zurückkehren können“, sagte die Künstlerische Leiterin Katharina Apel. Nach dem Strauss-Sextett am Vortag stand auch diesmal ungewöhnliche Kammermusik auf dem Programm. So gilt etwa das Auftaktstück des Abends, Gustav Mahlers Quartettsatz a-Moll, als Rarität im Repertoire. Ursprünglich umfasste die Komposition des damals 16-Jährigen mehrere Sätze.

„Leider ist Mahler sehr leichtfertig mit seinen Manuskripten umgegangen, und so ist nur dieser eine Satz übrig geblieben“, erklärte Apel der Zuhörerschaft. Nach Mahlers eigenem Bericht sind die übrigen Sätze auf dem Postweg zu einem Wettbewerb verlorengegangen. Ein Glück für die Musikwelt, dass wenigstens dieser eine Satz erhalten ist.

Bei der Probe am Sonntag hatten die Pianistin Roglit Ishay, der Geiger Timothy Braun, der Bratschist Alfredo Zamarra und der Cellist Alexander Hülshoff das Werk sehr intensiv analysiert und über feinste Details der Interpretation diskutiert. Im Konzert präsentierten sie das Ergebnis: ein rundum stimmiges Ensemblespiel, das Mahlers Vorbilder zwar noch durchklingen ließ, dabei aber überzeugend und entschieden das ganz eigene Genie des jungen Komponisten demonstrierte und mit Leidenschaft das Publikum faszinierte.

„Schön!“, raunte es durch die Reihen. Eine Steigerung schien nach diesem hinreißenden Einstieg kaum möglich, und doch gelang es der Geigerin Jiyoon Lee und dem Pianisten Roland Krüger, den Zuhörern mit der Sonate op. 18, einem Genie-Streich des damals 23-jährigen Richard Strauss und bei Interpreten als Prüfstein für die souveräne Beherrschung der Instrumente geltend, eine unvergessliche Sternstunde der Kammermusik zu bescheren. Solistische Bravour und kammermusikalische Sensibilität auf der Geige verband sich mit einem meisterhaft geführten Klavierpart zu einem Mit- und Gegeneinander im Zusammenspiel, das keine Wünsche offen ließ und das mit lautem Jubel gefeiert wurde.

Beethovens Streichquintett op. 104, als Bearbeitung des Trios op. 1,3 indirekt auch als Jugendwerk zu betrachten, sorgte mit Roman Patocka und Zohar Lerner (Violine), Sarina Zickgraf und Ulrich Eichenauer (Viola) sowie Christopher Franzius (Violoncello) mit einem klanglich perfekt austarierten Zusammenspiel für den krönenden Abschluss des Konzerts. Keiner war zu laut, keiner klanglich unterlegen, und alle agierten mit Temperament und sichtlicher Freude am Spiel. Das kam auch beim Publikum bestens an. Einstimmiges Resümee: „Ein Konzert für die Seele!“

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