Kleinkunst in Moers Romantik, Blödsinn und Poesie

Moers · Die „Kleinen Welten“ haben ein neues Programm herausgebracht mit viel Poesie, Musik und Bildern. Sechs Vorstellungen bis Weihnachten.

 Kleinkünstler Christian Behrens  gab den Donald Trump.

Kleinkünstler Christian Behrens  gab den Donald Trump.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Das 18. Kleinkunst-Programm der „Kleinen Welten“ im „Kleinen Reichstag“ – ein Hinweis, dass demnächst etwas Kleines große Veränderungen bringen wird im Leben von Christian Behrens. Und vielleicht ein Grund, weshalb es im neuen Programm nur so wimmelt von kindlichem Übermut und von Liebeserklärungen an seine Freundin Janina. „Es wird scho/ön werden“ – eine Weisheit, die in stürmischen Zeiten Gelassenheit verspricht, nicht nur, aber auch am Niederrhein. In einer Welt, die immer komplizierter und verrückter wird, gilt es, den Blick für die Schönheit und den Mut für den Neubeginn nicht zu verlieren.

„Wir sind in den letzten 23 Jahren älter, aber nicht klüger geworden“, stellte Behrens zu Beginn fest. „Keiner hat Ahnung!“ Dass es wieder schön werden wird, mit leckerem Essen, heiteren und besinnlichen Texten, beseelender Musik und zum Seufzen schönen Bildern, das lockte alte und neue Fans am Dienstag zur Premiere des neuen Programms ins Stammlokal der Niederrhein-Poeten. Zwei Stunden lang konnten die Gäste an den voll besetzten Tischreihen vom Alltag abschalten und in die „Kleinen Welten“ abtauchen: Wunderschöne Musik, eigens komponiert von Pianist Thomas Hunsmann, wechselte sich ab mit „Romantik, Blödsinn und Poesie“, wie Behrens selbst die Mischung beschrieb.

Eine musikalische Reise durch die vier Jahreszeiten präsentierte Hunsmann zusammen mit Karin Jochums am Cello und Volker Kuinke an der Flöte. Die passenden Fotos von der Schönheit des Niederrheins hatte Behrens selbst aufgenommen. Einige eindrucksvolle Luftaufnahmen hatte Kuinke beigesteuert, der leidenschaftlicher Ballonfahrer ist. In seinen poetischen Texten sprach und sang Behrens vom Zauber der Veränderung: „Das Glück ist wie ein Falter, den man niemals fängt“, hieß es da, und: „Nur, wer riskiert, dass er fällt, erobert sich und die Welt“. Zu letzterem Lied ließ er passenderweise die leuchtenden Jonglierbälle durch die Luft fliegen. Doch diesmal jonglierte er auch mit überraschenden Promi-Parodien, bei denen mit ihm, wie er selbst zugab, die Pferde durchgingen: So tauchte er mit wilder Perücke, Amerika-Fahne und passendem Akzent als Donald Trump auf, der erklärte, der Niederrhein sei der beste Ort für einen Hornochsen wie ihn. Er versprach eine Mauer zu Holland zu bauen, hatte sich den Rheinhausener Stadtteil „Trumpit“ als Domizil erwählt und gipfelte in den Ausruf „Mörs först!“

Ansonsten hielt sich der Niederrhein-Poet aber auffällig häufig im heimischen Friemersheim auf, wo er sich von Schiffsnamen zu einem Gedicht inspirieren ließ und von leidvollen Erfahrungen mit exotischen Obstsorten erzählte. So viel Privates gab es noch nie, als er Bilder aus Wolken, im Kaffee, im Spülwasser und aus Wurstpellen zeigte, auf die Janina ihn hingewiesen habe. Auch wenn Liebesgedichte immer dabei waren, diesmal hielt man fast den Atem nach einer innigen Liebeserklärung an die anwesende Lebensgefährtin an, in Erwartung, er würde jeden Moment vor ihr auf die Knie fallen. Mit viel Liebe, Fantasie, Sehnsucht und Hoffnung schloss sich der Kreis am Ende mit einem bedeutungsvollen Bild von weißen Kieselsteinen in der Form eines Babyfüßchens. Und als Zugabe gab es für jeden im Saal ein Tütchen mit Wildblumensamen mit den Worten: „Und dort, wo es einst öde war, wachsen nun bunte Blumen … und wenn die Blumen verblüht sein werden wie jede Pflanze, jedes Tier und jeder Mensch am Ende ihres Lebens, dann werden diese Samen keimen und wachsen und blühen irgendwo, irgendwie, irgendwann wird es schon werden, wird es schön werden!“

Bis Weihnachten gibt es sechs weitere Termine im Kleinen Reichstag, Uerdinger Straße. Alle Termine: unter www. niederrheinischeskleinkunsttheater.de

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