Kamp-Lintfort Kirche steht im Kloster Kamp zur Diskussion

Kamp-Lintfort · Katholische Kirchengemeinde und Zentrum Kloster Kamp starten eine neue Diskussionsreihe. "DenkPlatz" soll den Anstoß geben, auch über Form und Zukunft der Kirche offen nachzudenken.

Erkennen, was in der katholischen Kirche nicht gut ist, und überlegen, was man in Zukunft besser machen kann, das ist das Anliegen einer neuen Vortrags- und Diskussionsreihe, zu der die Kamp-Lintforter Pfarrei St. Josef und das "Geistliche & Kulturelle Zentrum Kloster Kamp" am Sonntag erstmals in den Rokokosaal des Kamper Klosters eingeladen hatten.

Unter dem Titel "DenkPlatz" will die zweimal im Jahr stattfindende Veranstaltung nicht nur Katholiken ein Forum "mutigen Denkens und gegenseitigen Respekts" liefern, "neu über Form und Zukunft der Kirche nachzudenken". Den Auftakt dazu machte am Sonntag der studierte Theologe und jetzige Chefkorrespondent der Frankfurter Rundschau Joachim Frank mit einem gut 50-minütigen Referat über sein 2014 im Alfred Neven Dumont Verlag erschienenes Buch "Wie kurieren wir die Kirche? - Katholisch sein im 21. Jahrhundert".

"Ich sehe die katholische Kirche zurzeit auf einer Brücke im Nebel stehen", leitete er nach einer kurzen Begrüßung durch den Kamp-Lintforter Dechanten Karl Josef Rieger und den Geschäftsführer des Geistlichen und Kulturellen Zentrums, Dr. Peter Hahnen, sein Referat zunächst mit einer bildlichen Methapher ein.

Das Bild der Brücke sei dabei als Übergang der Kirche in eine neue Rolle als Begleiterin ihrer Mitglieder und nicht mehr länger als deren Regulatorin zum Beispiel in Fragen der Partnerschaft und Sexualität zu sehen. "Wir müssen nicht immer in alles reinreden", empfahl er und verwies dabei auf die 1968 von Papst Paul VI. veröffentlichte, so genannte "Pillenenzyklika", die damals zum Verlust vieler, vor allem weiblicher Mitglieder geführt und die Glaubwürdigkeit der Kirche als moralische Autorität nachhaltig untergraben habe.

Ein weiterer schwerer Fehler, so meinte er, sei es, die Frauen in den Gemeinden nach wie vor aufs Kaffeekochen und Organisieren von Kirchenfesten zu beschränken, ansonsten aber von allen geistlich verantwortungsvollen Posten auszuschließen: "Da reicht es nicht, aus Mangel an männlichen Anwärtern auch weibliche Messdiener zuzulassen. Da geht es ums Prinzip." Auch in Fragen zu den Themen Zölibat und Homosexualität wünschte er sich einen Einsatz der Kirche für das, was "in unserer Gesellschaft längst erreicht worden ist".

Seine letzte Sorge an diesem Nachmittag galt schließlich der abnehmenden Mitgliederzahl der katholischen Kirche in unserem Land. Hier konnten ihn einige Besucher, darunter der Pastoralreferent der Kamp-Lintforter St. Josef Gemeinde Hans-Peter Niedzwiedz, in der anschließenden Publikumsdiskussion jedoch davon überzeugen, dass sich die Qualität der Gemeindearbeit nicht unbedingt nur in der Zahl der Gottesdienstbesucher ausdrückt, sondern in vielen katholischen Gemeinden nach wie vor sehr lebendig ist. Oder wie es eine andere Besucherin ausdrückte: "Es geht nicht darum, dass wir sonntags die Bude voll haben, sondern dass wir den Menschen im Alltag als christliche Ansprechpartner zur Verfügung stehen."

"Ein schönes Abschlusswort", wie Dr. Hahnen fand: "Ich denke, wir haben als Christen in diesem Land tatsächlich noch immer etwas zu bieten."

Der nächste Termin im Rahmen der neuen Kamp-Lintforter Vortrags- und Diskussionsreihe "DenkPlatz" über die Form und Zukunft der katholischen Kirche steht zurzeit noch nicht fest, wird laut Veranstalter aber rechtzeitig angekündigt werden.

(lang)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort