Keine Angst vor dem Jugendamt Kindernest-Team begrüßt alle Babys

Kamp-Lintfort · Petra Treeter und Ina van Buren vom Kindernest haben im vergangenen Jahr die Eltern von 343 Neugeborenen besucht. Es ist ein frühes Hilfsangbot.

 Petra Treeter vom Kindernest hat für Christian und Yvonne Maletz sowie Sohn David ein Babybegrüßungspaket mitgebracht.

Petra Treeter vom Kindernest hat für Christian und Yvonne Maletz sowie Sohn David ein Babybegrüßungspaket mitgebracht.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Selig schlummert David auf dem Arm von Yvonne Maletz. Vor fünf Wochen ist die 33-jährige Kamp-Lintforterin zum ersten Mal Mutter geworden. Sie und ihr Ehemann Christian erleben gerade eine spannende und aufregende Zeit – mit vielen schönen Erlebnissen, aber auch mit neuen Herausforderungen. Und mit vielen Fragen, die Petra Treeter, Erzieherin und Mitarbeiterin im Kindernest, mit den jungen Eltern gerne im Gespräch aufgreift. Als kurz nach Davids Geburt Post vom „Kindernest“ in seinem Briefkasten lag, war das Paar zwar zuerst überrascht, nahm das Besuchsangebot aber gerne in Anspruch: „Der Brief war freundlich geschrieben, gar nicht so formell, wie man es vom Amt eigentlich erwartet“, erzählt Christian Maletz. Angekündigt war ein Babybegrüßungsbesuch des Kindernests.

Die Einrichtung ist eine Kooperationsgemeinschaft von Stadt Kamp-Lintfort (Jugendamt) und Grafschafter Diakonie. Sie verfolgt einen präventiven Ansatz durch frühe Hilfen. Ziel ist es, jungen Familien schon mit der Geburt des Kindes wichtige Informationen an die Hand zu geben, bedarfsgerechte Angebote zu machen und Hilfen anzubieten. Das Kindernest füllt die Lücke, die ab der Geburt bis zum ersten Kita-Besuch entsteht, richtet sich also an Familien mit Kindern bis zu drei Jahren. Das Kindernest setzt aber auch gerne schon vor der Geburt an.

„Uns war gar nicht klar, wie viele verschiedene Angebote es für Eltern mit Neugeborenen in unserer Stadt doch gibt“, sagt Christian Maletz, und seine Ehefrau Yvonne fügt hinzu: „Ich dachte, wir müssten nach der Geburt unsere Fühler nach Moers ausstrecken, weil es hier am St.-Bernhard-Hospital ja gar keine Geburtsklinik mehr gibt.“ Petra Treeter und ihre Kollegin Ina van Buren, die zusammen mit zwei Kolleginnen des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) das Kindernest-Team bilden, haben im vergangenen Jahr 343 jungen Familien in Kamp-Lintfort einen Babybegrüßungsbesuch abgestattet. Im Begrüßungspaket hat Petra Treeter ein Spucktuch als Geschenk dabei, ein Untersuchungsheft für die ersten Zähnchen, einen Gutschein fürs Babyschwimmen und einen dicken Ordner mit vielen verschiedenen Informationen für die Eltern.

„Der Ordner ist wie ein Bauchladen, den wir öffnen, und all unsere Hilfen kommen zum Vorschein“, sagt Treeter. Beim Begrüßungsbesuch geht es um Themen wie Vorsorgeuntersuchungen, Impfen, die Beratungsangebote der verschiedenen Träger in der Stadt und die Kinderbetreuung. Yvonne und Christian Maletz erhalten Adressen für Pekip-Spielgruppen sowie Erste-Hilfe-Kurse. Und sie erfahren, dass erfahrene Hebammen im Kindernest ein Zwergencafé führen, in dem man sich mit anderen Eltern austauschen kann. Die Expertin vom Kindernest hat außerdem wissenswerte Informationen über Fragen zum Thema Kinder- und Elterngeld parat. Auch Kinderärzte sind in dem Gespräch ein Thema, denn bei den ortsansässigen Ärzten gibt es aktuell einen Aufnahmestopp. „Eine Praxis nimmt nur noch Geschwisterkinder auf“, weiß Petra Treeter. Betroffene Eltern müssen deshalb auf umliegende Praxen ausweichen. Grund: „Es gibt wieder mehr Geburten in Kamp-Lintfort und im Kreis Wesel.“ Das Kindernest-Team überarbeitet den Babybegrüßungsordner regelmäßig, um den Familien einem möglichst aktuellen Stand zu übermitteln. „Wir hatten uns diese Informationen schon von unserer Ärztin erwartet“, erzählt das junge Paar und ist froh, dass sich das Kindernest gemeldet hat.

Die Babybegrüßungsbesuche dienen dazu, das Kindernest bei jungen Familien bekannt zu machen. „Es ist uns wichtig, dass die Eltern wissen, dass sie sich mit allen Fragen, Sorgen und Nöten an uns wenden können und dass jemand da ist, wenn es auch mal schwierig wird“, erläutert Petra Treeter die Idee, die hinter den Begrüßungsbesuchen steckt.

Yvonne Maletz möchte nach einem Jahr Elternzeit gerne in ihren Beruf zurückkehren – in Teilzeit. Petra Treeter weiß Rat. Und sie erklärt, wie in Kamp-Lintfort die Bewerbung um einen Platz in einer der 19 Kindertagesstätten funktioniert. „Über Kita-Online.“ Spätestens ein Jahr, bevor David in die Kita gehen soll, müssen die Eltern ihn anmelden. Drei Kitas, die für sie in Betracht kommen, dürfen sie angeben.

Petra Treeter freut sich über die positive Resonanz der Eltern auf die Babybegrüßungsbesuche. „Wir haben im vergangenen Jahr 97 Prozent aller Neugeborenen in Kamp-Lintfort besucht“, erzählt sie. „Selbst Eltern, die das zweite und dritte Kind bekommen haben, wollen von uns besucht werden.“

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