Moers Kamp-Lintforter radelt nach Australien

Moers · Tobias Bausch (25) ist aufgebrochen, um die andere Seite der Erdkugel zu besuchen. Weil er Flugangst hat, fährt er Fahrrad.

 Das Fahrrad ist extra für Tobias Bausch angefertigt. Sein erstes großes Etappenziel ist de Weltjugendtag in Krakau.

Das Fahrrad ist extra für Tobias Bausch angefertigt. Sein erstes großes Etappenziel ist de Weltjugendtag in Krakau.

Foto: Bistum/Breuer

Bett, Backofen, Waschmaschine, Fernseher - auf all das verzichtet Tobias Bausch (25) in den kommenden Monaten, vielleicht sogar Jahren. Er lebt im Zelt, schläft auf einer Isomatte, bereitet mit dem Campingkocher warmes Essen zu. Und er schwingt sich jeden Tag aufs Neue auf sein Fahrrad, um sein großes Ziel zu erreichen: Australien. Seit rund einer Woche ist Bausch unterwegs - in Richtung Süden.

Es war, gibt Bausch lachend zu, zunächst ein Scherz. 2008, beim Weltjugendtag in Sydney, war er so begeistert von dem Gastgeberland Australien, dass er es unbedingt wiedersehen wollte. "Ich habe allerdings Flugangst, und diese weite Strecke im Flugzeug, das war schon sehr schlimm für mich." Also habe er gesagt, dass er das nächste Mal einfach mit dem Fahrrad komme. Seitdem sind acht Jahre vergangen. In denen ist die fixe Idee zunächst zu einem Plan gereift, dann zur tatsächlichen Vorbereitung. Bausch hat ein Fahrrad, das speziell für ihn angefertigt wurde.

Das erste größere Etappenziel des Kamp-Lintforters ist der Weltjugendtag im polnischen Krakau, der am 26. Juli beginnt. Auf dem Weg dorthin will der 25-Jährige direkt noch Familie und Verwandte besuchen, die mehr oder minder an der Strecke wohnen, Dresden steht auf seinem Plan, vielleicht auch Prag, in jedem Fall Auschwitz. "Ich möchte Orte sehen, die mich interessieren. Das ist ja ein großer Unterschied zum Flugzeug: Da fliegt man einfach über die Erde, ohne die Gelegenheit zu haben, einfach stehenzubleiben, die Orte kennenzulernen, über die man hinwegfliegt, oder mit den Menschen, die dort leben, ins Gespräch zu kommen." Überhaupt sind es Begegnungen mit anderen Menschen, die Bausch faszinieren.

Vielleicht, so hofft er, sind darunter auch Menschen, denen er auf seiner weiteren Fahrt wieder begegnen wird. Wenn er durch Österreich, Italien und Kroatien Richtung Athen radelt, wo er im Herbst die letzte Fähre Richtung Türkei nehmen möchte. Wenn es dann weiter in Richtung Kasachstan geht, bis zur chinesischen Grenze. "Bis dahin steht meine grobe Route", sagt Bausch, "da werde ich dann entscheiden, wie es weitergeht." Ideal wäre für ihn, nach Indonesien weiterzukommen, bis er schließlich nur noch eine Flugstunde von Australien entfernt ist. Er lacht: "Den Flug werde ich dann schon schaffen." Wie lange er dazu braucht, weiß der 25-Jährige noch nicht. Bis zu zwei Jahre könne das dauern. Bis dahin muss das Geld reichen, das er angespart hat - wenngleich eine eiserne Reserve immer auf dem Konto ist, um jederzeit einen Rückflug zu ermöglichen.

Bausch hat die Unesco-Schule in Kamp-Lintfort besucht, sich danach zum Industriekaufmann ausbilden lassen. "Mein Arbeitsvertrag lief gerade aus. Bevor ich einen neuen Vertrag unterschrieben habe, dachte ich: ,Jetzt oder nie' - daher setze ich meinen Plan nun in die Tat um." Weite Strecken zu fahren, ist er gewohnt, Tagesausflüge mit dem Rad an die Nordsee oder nach Amsterdam sind für ihn nicht ungewöhnlich. Auch von Polen aus quer durch Russland ist er schon gefahren. Während seiner Fahrt hofft er auf viele Unterstützer. "Meine Kleidung hat mir zum Beispiel das Geschäft Sportpalast aus Kamp-Lintfort gestellt, aber ich freue mich auch über Kommentare und Zuspruch auf meinem Blog oder meiner Facebookseite", sagt Bausch. Und nicht zuletzt fühlt er sich vom Glauben an Gott getragen.

Losgefahren ist er am Sonntag während einer Feier seiner Heimatgemeinde, in der er als Messdiener und im Vorstand des Pfarreirates aktiv ist. "Während der Fahrt werde ich mich als Pilger zu erkennen geben", sagt Bausch - und hofft, dass sich so in der einen oder anderen Gemeinde Türen öffnen werden. Für eine Nacht in einem richtigen Bett, vielleicht sogar mit dem Zugang zu einer Waschmaschine.

Wer die Fahrt von Tobias Bausch verfolgen will, findet auf der Seite www.radelman.de einen Blog, den der Kamp-Lintforter während seines Abenteuers führen will. Von dort gibt es auch eine Verknüpfung zur "Radelman"-Facebookseite.

(h-m)
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