Kommunalwahl 2020 in Kamp-Lintfort „Zeit, dass die Stadtspitze weiblicher wird“

Kamp-Lintfort · Sabine Hermann aus Hoerstgen bewirbt sich für die CDU um das Bürgermeisteramt in Kamp-Lintfort. Die Kandidatin macht sich für eine bessere Ausstattung der Schulen stark und möchte die Studenten der Hochschule Rhein-Waal mehr in das städtische Leben einbinden.

 Sabine Hermann möchte, dass die Stadtspitze in Kamp-Lintfort weiblicher wird. Sie hat sich deshalb entschlossen, bei der Kommunalwahl im Herbst  gegen den Amtinhaber Christoph Landscheidt anzutreten.

Sabine Hermann möchte, dass die Stadtspitze in Kamp-Lintfort weiblicher wird. Sie hat sich deshalb entschlossen, bei der Kommunalwahl im Herbst  gegen den Amtinhaber Christoph Landscheidt anzutreten.

Foto: Anja Katzke

Frau Hermann, Sie haben sich mit Ihrer Entscheidung, für das Bürgermeisteramt in Kamp-Lintfort zu kandidieren, Zeit gelassen. Warum?

Sabine Hermann Sich für dieses Amt zu bewerben, sollte eine Überlegung wert sein. Es ist eine große Aufgabe. Da ich in Kamp-Lintfort geboren und aufgewachsen bin, fühle ich mich der Stadt sehr verbunden. Und das hat mir die Entscheidung schließlich leichtgemacht. Ich möchte mich für eine gerechte Demokratie stark machen, in der alle Vorschläge gehört werden. Die SPD, die in Kamp-Lintfort noch die absolute Mehrheit hat, schmettert ohne in die Diskussion zu gehen, leider immer wieder die Anträge anderer Fraktionen ab.

Amtsinhaber Christoph Landscheidt blickt auf mehr als 20 Jahre Erfahrung als Bürgermeister zurück. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Hermann Man muss weder Jurist noch Professor sein, um sich dieser Herausforderung zu stellen und Verantwortung für seine Stadt zu übernehmen. Es ist an der Zeit, dass die Stadtspitze in Kamp-Lintfort weiblicher wird – ohne eine Quote zu einfordern.

Der Stadtverband der CDU hat ein Zehn-Punkte-Programm für die Kommunalwahl entwickelt. Das Motto lautet „Zuhause in Kamp-Lintfort“. Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?

Hermann Wir haben das Wahlprogramm in Arbeitskreisen zusammen entwickelt. Das war eine fruchtbare Arbeit. Es ist mir wichtig, dass die Ausstattung unserer Schulen weiter vorangetrieben wird. Ich spreche damit nicht nur die Digitalisierung an. Wir müssen die Gebäude samt der sanitären Ausstattung und der Schulhöfe zu einem attraktiven Lernumfeld gestalten und im Bildungsbereich selbst Geld an die Hand nehmen. Zurzeit verlassen wir uns nur auf Fördermittel aus dem Land. Im Frühjahr hatte die CDU-Fraktion zum Beispiel beantragt, die Schulpauschale um 50.000 Euro zu erhöhen, um die Grundschulen mit mehr Material ausstatten zu können. Das hat die Mehrheitsfraktion abgelehnt. Die Familien, die in unsere Stadt ziehen, sollen sich hier aber wohlfühlen können. Schauen Sie, wie schnell das Wohngebiet am Volkspark gewachsen ist. Wir müssen da am Ball bleiben.

Was ist mit dem sozialen Wohnungsbau?

Hermann Den dürfen wir nicht außer Acht lassen. Die stadteigene Starter-Zentrum Dieprahm GmbH wurde im Frühjahr umfirmiert und soll später als Wohnungsbaugesellschaft tätig werden. Ihre Ausgestaltung ist bis heute jedoch noch mehr als unklar. Wir kennen auch nur die Drucksachen der Verwaltung. Uns fehlt die weitergehende Hintergrundinformation dazu. Neben dem kommunalen Engagement muss Kamp-Lintfort aber auch für private Investoren und für Familien attraktiv sein, die sich hier in ihren Eigenheimen niederlassen. Das unterscheidet uns von den Grünen.

Die Stadtentwicklung ist seit 20 Jahren ein großes Thema in Kamp-Lintfort. Gefällt Ihnen das neu entstandene Rathausquartier?

Hermann Mein erster Eindruck war, dass der Rathausvorplatz geordneter als früher wirkt. Ich kann mir aber noch nicht vorstellen, wie es sein wird, wenn erst die geplanten Neubauten drum herumstehen. Es ist mir aufgefallen, dass der Platz noch nicht fertig gestellt und schon an etlichen Stellen stark verschmutzt ist: mit Kaugummis und achtlos weggeworfenen Zigaretten. Wir setzen uns für mehr Sauberkeit in der Stadt ein. Jeder Bürger muss dafür seinen Beitrag dazu leisten, dass wir in einer schönen Stadt leben. Es bedarf aber auch einer höheren Präsenz der Ordnungsbehörden.

Sie leben in Hoerstgen. Keine zwei Kilometer Luftlinie weiter kämpfen die Bürger im Wickrather Feld gegen die Auskiesung ihrer Heimat. Wie stehen Sie zur Kies-Debatte?

Hermann Kies ist zurzeit ein großes Politikum. Ich glaube aber, dass in der Diskussion Ängste geschürt werden. Ich kann verstehen, dass die Menschen, die dort wohnen, Angst um ihre Heimat haben. Das Wickrather Feld ist als Auskiesungsfläche aber noch nicht aktiviert. Der Abbau ist vorerst in weite Ferne gerückt. Die CDU möchte Auskiesungsflächen begrenzen und vorhandene für Freizeitangebote und Wassersport entwickeln.

Wo sehen Sie in Kamp-Lintfort Handlungsbedarf?

Hermann Wir brauchen einen komplett neuen Impuls für die Innenstadt. Der Leerstand in der City ist groß, gleichzeitig schwindet die Kaufkraft. Unsere Wirtschaftsförderung muss gestärkt werden – mit dem Ziel, weitere Unternehmen in der Stadt anzusiedeln. Wir müssen das Starterzentrum Dieprahm beleben, damit dort junge Startup-Firmen ihre ersten Schritte machen können. Ich denke zum Beispiel an die Absolventen der Hochschule Rhein-Waal. Es ist uns bisher noch nicht gelungen, die Studierenden in das städtische Leben einzubinden. Ein weiteres Thema, das mich beschäftigt, sind die vielen ungenutzten Sportstätten. Wir haben zwar eine gute Vereinsstruktur, die Sportstätten müssen aber mehr und besser gepflegt werden und für die Öffentlichkeit begehbar und nutzbar sein. Auch das Thema Mobilität wollen wir vorantreiben. Vor allem die Außenbereiche Kamp-Lintforts müssen insbesondere für ältere Menschen mit dem Bus besser erreichbar werden, ich denke hier an den Einsatz von kleineren Bürgerbussen mit alternativen Antriebskonzepten.

 Kommunalwahl 2020 QUER

Kommunalwahl 2020 QUER

Foto: grafik

Wann läuten Sie den Wahlkampf ein?

Hermann Aktuell haben wir die Flyer drucken lassen, in denen wir über das Kommunalwahlprogramm der CDU Kamp-Lintfort informieren. Diese werden wir in der nächsten Woche an alle Haushalte verteilen. Außerdem haben wir ein neues Format entwickelt. „Auf ein Wort“ sind Veranstaltungen, zu denen alle Ratskandidaten der CDU die Bürger zu Gesprächen einladen. Dreiviertel der CDU-Kandidaten wohnen wie ich in ihren Wahlkreisen.

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