Diskussion in Kamp-Lintfort Widerstand gegen Inklusionsplan des Landes

Kamp-Lintfort · „Gemeinsamer Unterricht“ an weiterführenden Schulen soll nur noch an Europa- und Unesco-Schule stattfinden. Das lehnen diese Schulen ebenso wie das Gymnasium ab. Auch die Stadtverwaltung ist gegen eine „einseitige Belastung“ von Schulen.

 Die Europaschule Kamp-Lintfort.

Die Europaschule Kamp-Lintfort.

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Die weiterführenden Schulen in Kamp-Lintfort lehnen sich gegen die Bildung von „Schwerpunktschulen für Inklusion“ auf, wie sie die Landesregierung plant. Vielmehr möchten alle drei Schulen – Europaschule, Georg-Forster-Gymnasium und Unesco-Schule – wie bisher Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufnehmen. Das geht aus einer gemeinsamen Resolution der Schulen hervor. Die Stadtverwaltung teilt ihren Standpunkt. Sie empfiehlt dem Rat der Stadt, sich der Resolution anzuschließen.

Das „gemeinsame Lernen“ soll ab dem Schuljahr 2019/20 nicht mehr an allen weiterführenden Schulen angeboten, sondern an einigen Schulen gebündelt werden. Die weiterführenden Schulen in Kamp-Lintfort sehen sich aber nicht zu einer solchen „Schwerpunktbildung“ imstande. Die Bedingungen für Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Bedarf hätten sich verschlechtert, sagen sie, das Personal sei knapp, die Lerngruppen würden zunehmend größer, es fehle an Unterrichtsräumen.

In Kamp-Lintfort hat die Bezirksregierung am 11. Oktober die Europa-Sekundarschule und die Unesco-Gesamtschule als neue Schulen des Gemeinsamen Lernens benannt – ohne sich vorher mit dem Schulträger – also der Stadt – abzustimmen. Die Stadtverwaltung betont, dass genau dies, nämlich eine Abstimmung, ihr im September aus Düsseldorf angekündigt worden. Nun heiße es, dass Schulen und Schulträger über die Entscheidung lediglich informiert, aber nicht formell beteiligt werden.

Die Stadtverwaltung begrüßt es, dass alle drei weiterführenden Schulen weiterhin gleichberechtigt gemeinsames Lernen anbieten wollen. Die Argumente der Schulen seien nachvollziehbar. Die Raumsituation an der Europaschule werde sich allerdings zum Schuljahr 2019/20 durch die Errichtung eines neuen Lernhauses verbessern. Aber an der Gesamtschule sowie an Gymnasium gebe es „Raumdefizite“, am Gymnasium nicht zuletzt wegen der bevorstehenden Rückkehr zu G9. Deshalb sollte die Gesamtschule nach Meinung der Stadt „nicht einseitig belastet werden, sondern auch das Gymnasium – wie bisher – die Aufgabe der inklusiven Beschulung annehmen können.“

Auch andernorts gibt es Widerstand gegen die Pläne der Landesregierung. So haben in Moers bereits Eltern und Lehrer der Geschwister-Scholl-Gesamtschule Moers die Rolle einer Schwerpunktschule abgelehnt – unter anderem, weil sie die Schulform gegenüber Gymnasien benachteiligt sehen (wir berichteten). An Gymnasien soll die sonderpädagogische Förderung künftig in der Regel „zielgleich“ erfolgen. Das bedeutet, dass zwar Schüler mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden, aber keine mit Lerneinschränkungen.

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