Training für Tiere in Kamp-Lintfort Wenn Hund und Halter einen Dolmetscher brauchen

Kamp-Lintfort · Das Team der Hundeschule Senco legt bei seiner Arbeit besonderes Augenmerk auf die Probleme ehemaliger Straßenhunde, die aus dem Ausland nach Deutschland kamen. Chef Senad Alic stammt selbst aus Bosnien. Er kenne das Gefühl, sich in der Fremde neu zurechtfinden zu müssen.

 Senad Alic bei der Arbeit mit einem Hund.

Senad Alic bei der Arbeit mit einem Hund.

Foto: Berina Terzic

Die Kamp-Lintforter Hundeschule Senco Dogs ist auf ehemalige Straßenhunde spezialisiert, die häufig erst einen Dolmetscher brauchen, um richtig anzukommen. „Mein besonderes Augenmerk lag schon immer auf den Straßenhunden, den Streunern, von denen inzwischen auch wieder viele in Deutschland unterwegs sind. In meiner Heimat Bosnien gehören sie seit jeher zum Straßenbild“, erklärt Senad Alic, Leiter der Hundeschule Senco Dogs.

„Streuner müssen täglich um ihr Überleben kämpfen und verfügen durch ihr Leben im Rudel oder losen Verbänden häufig über hervorragende Kommunikationsfähigkeiten mit Artgenossen“, so Alic. „So werden gefährliche Beißereien durch eine breite Palette an Kommunikationsstrategien verhindert. Diese Hunde sind zwar nicht an Menschen gewöhnt, doch es handelt sich oft um hervorragende Hunde, die man nicht zu schnell aufgeben sollte. Ehemalige Straßenhunde setzen all ihre Strategien, die bisher ihr Überleben bisher gesichert haben, auch hier ein. Das man verstehen, um mit ihnen zurechtzukommen“

Amy, ein Lauf- und Schweißhund aus Griechenland, ist solch ein ehemaliger Straßenhund. Vor drei Jahren kam ihre Besitzerin Anette mit ihr in die Hundeschule. Amy war viel zu unsicher und hatte dazu einen großen Jagdtrieb. Sobald ein Hase in Sicht kam, war sie weg. Ihren Jagdtrieb darf Amy nun beim Mantrailing, der gezielten Suche nach vermissten Menschen, einsetzen. Dies erfordert hohe Konzentration beim Hund und lenkt den Jagdtrieb des Schweißhundes gezielt um, Durch weitere Übungen wurde auch ihr Selbstvertrauen gestärkt, sodass aus Hund und Halterin doch noch ein gutes Team wurde. Inzwischen kann Anette Amy von der Leine lassen, ohne Angst zu haben, dass sie wegläuft.

„Wenn ein echter ehemaliger Straßenhund im Sicherheitsgeschirr vor mir steht, weil die Menschen Hilfe brauchen und den Hund nicht verstehen oder mit seinem oft anderen Verhalten überfordert sind, dann erinnere ich mich an meine Jugend in Deutschland. Ich kam an in einem wunderschönen Land, aber ich fühlte mich allein. Ich verstand die Sprache nicht und musste die Kultur und Gewohnheiten erst einmal kennenlernen, für mich war damals alles fremd. Dann schaue ich in die Augen des Straßenhundes vor mir und denke: Hey, ich weiß, wie du dich fühlst und ich werde dir eine Hilfe sein. Ich will versuchen, deinem Menschen beizubringen, wie du denkst und fühlst und dass du Zeit brauchst hier anzukommen um dich in einem anderen Umfeld zurechtzufinden,“ so Alic.

Er hat schon vielen Haltern von ehemaligen Straßenhunden geholfen, die Besonderheiten der Tiere näherzubringen. Durch gezieltes Training kann ein ängstliches Tier mehr Selbstbewusstsein erlangen, ein aggressiv wirkender Hund sei vielleicht nur eingeschüchtert. Alic und sein Team schauen sich die tierischen Einwanderer geduldig an, um dann ein auf den Hund und seinen Besitzer zugeschnittenes Trainingsprogramm zu entwerfen.

(RP)
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