Kindertheater in Kamp-Lintfort Hotzenplotz will kein Räuber mehr sein
Kamp-Lintfort · Mit dem Stück „Keine Angst vor dem Räuber Hotzenplotz“ präsentierte die Bühne 69 Kindertheater nach bewährtem Konzept. Nach der Premiere folgen noch Aufführungen im Januar. Warum Hotzenplotz für puren Theaterspaß sorgt.
„Na, ihr Rotzlöffel. Was macht ihr denn hier?“ Räuber Hotzenplotz will wissen, warum die Aula der Schule am Niederrhein in Kamp-Lintfort so gut gefüllt ist. Schließlich kommt er gerade aus dem Gefängnis. Das Ensemble der Bühne 69 hat sich erneut den Otfried-Preußler-Dauerbrenner der Kinderliteratur vorgenommen. Nämlich die Geschichte vom Räuber Hotzenplotz, der dieses Mal die Räuberei an den Nagel hängen will. „Ich habe keine Lust mehr, immer im Gefängnis zu sitzen“, erzählt Hotzenplotz. Das Alter kratzt an ihm, andere Gauner sind schneller und außerdem will das Finanzamt Auskünfte über seine Einkünfte haben. Ihm ist die Räuberei viel zu anstrengend geworden. Daher will er lieber ein friedlicher Bürger werden, so sein Entschluss nach dem letzten Knastaufenthalt.
Hotzenplotz hat einen genauen Plan, zu dem auch die Entsorgung seiner Waffen und des Schießpulvers per Fernbedienung gehört. Aber bis er seine Pläne umsetzen kann, erlebt das Publikum jede Menge Abenteuer. Schon gleich zu Beginn hat die Großmutter (Inge Grenzdörfer) den genialen Plan, Hotzenplotz (Rico Leie) zu überrumpeln und ihn präventiv in Ketten zu legen. Bewegung kommt ins Spiel, denn mittlerweile taucht auch Oberhauptwachmeister Dimpfelmoser (Agnes Göttel) auf der Bühne auf, wie auch Kasperl (Sabine Jorkiewicz) und Seppel (Annette Karentzos). Zum Glück kann Hotzenplotz mit Hilfe seines offiziellen Entlassungsschreibens beweisen, dass er seine Strafe abgesessen hat. Vorsicht ist aber die Mutter der Porzellankiste und deshalb beschließt der Oberwachtmeister die lückenlose Überwachung. Hellseherin Frau Schlotterbeck (Katja Kapluck) kann über ihre Glaskugel jeden Schritt Hotzenplotz bis zu seiner Räuberhöhle beobachten. Dimpfelmoser ist begeistert von dem, was er sieht.
Er hofft, den Räuber auf frischer Tat zu ertappen, um ihn wieder einzubuchten. Schließlich fehlen der Großmutter zwei ihrer besonderen Äpfel, die mit Sicherheit Hotzenplotz gestohlen haben muss. Dimpfelmoser ist davon überzeugt. Wer sonst sollte Äpfel stehlen? Und dann fehlt auch noch die Glaskugel von Frau Schlotterbeck. Räuber bleibt Räuber, so die einhellige Meinung.
An Aufregung hat das Stück genügend zu bieten, bei dem Erwachsene und Kinder gleichermaßen mitfiebern. Die Kinder tauchen für eine Stunde ab in die spannende Theaterwelt, gehen mit und sind in ihrer Begeisterung kaum zu bremsen. Sie rufen, geben Tipps und wollen helfen, aus dem Räuber einen ehrbaren Mann zu machen.
Er könnte Polizist werden, Kindergartenmann oder Fliesenleger. Das Geheimnis dieser Aufführung liegt in der Spielfreude und Bühnenpräsenz der Akteure und ihrer Kostüme. Beispielsweise entspricht in Statur und Kleidung samt Räuberhut Hotzenplotz den Vorstellungen des Publikums, wie auch der korpulente Oberwachtmeister. Das Bühnenbild lebt von per Beamer gezeigten Bildkulissen oder Einspielern in der freien Natur, beispielsweise als Hotzenplotz seine Räuberhöhle aufsucht.
Auch der direkte Kontakt zum Publikum trägt zum einstündigen, besonderen Theatererlebnis bei. So versteckt sich Hotzenplotz im Publikum. Ende gut, alles gut. Der Diebstahl der Äpfel klärt sich, die Glaskugel taucht wieder auf und der Räuber will im Wald ein Wirtshaus eröffnen. Das Ensemble von Bühne 69 hat für großen Theaterspaß gesorgt. Bereits in den Jahren zuvor brachte das Bühne 69-Ensemble die drei Hotzenplotz-Geschichten von Preußler auf die Bühne, inklusive der Mondraketen-Abenteuer.
Szenenapplaus und tosender Schlussapplaus gab es zur Belohnung. Zur Freude des jungen Publikums verabschiedeten sich alle Schauspieler ganz zum Schluss am Ausgang und verschenkten Buttons zur Erinnerung.