Illegal entsorgter Müll in Kamp-Lintfort Waldgebiet wird zur wilden Müllkippe

Immer öfter entsorgen Unbekannte ihren Unrat an der Norddeutschlandstraße. Sie befindet sich in Privatbesitz. Vor kurzem kippte ein Lkw eine Ladung Bauschutt mitten auf der Straße ab.

 SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß und Kai Holstein zeigen Spuren der wilden Müllentsorgung an der Norddeutschlandstraße. Solche Müllberge sind dort auch an anderen Stellen zu finden.

SPD-Fraktionschef Jürgen Preuß und Kai Holstein zeigen Spuren der wilden Müllentsorgung an der Norddeutschlandstraße. Solche Müllberge sind dort auch an anderen Stellen zu finden.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Alte Matratzen, Parkettboden und zahllose Plastikbeutel voller Unrat: Es vergeht kaum eine Woche, in der Kai Holstein nicht neuen illegalen weggeworfenen Müll an der Norddeutschlandstraße in Kamp-Lintfort entdeckt. „Vor kurzem hat hier jemand etwa 30 Bürostühle entsorgt“, erzählt der Kamp-Lintforter und reagiert mit großem Unverständnis. Ein anderes Mal kippten Unbekannte nachts einfach ihren Bauschutt mitten auf der schmalen Straße ab. „Stellen Sie sich mal vor, es wäre ein Radfahrer in den Schutt rein gefahren.“

Kai Holstein, der das Unternehmen Frika-Kies in Kamp-Lintfort führt, hat die Nase voll. Denn die Entsorgung des wilden Mülls bleibt an ihm hängen: Die Norddeutschlandstraße befindet sich seit Anfang des Jahres in seinem Privatbesitz. „Wir bringen hier alle 14 Tage mit einem Vierachser den Unrat weg“, sagt er und ist verärgert. Was wieder zu verwerten ist, kommt zu einem Recycling-Unternehmen. „Der Rest wandert dann zum Abfallentsorgungszentrum Asdonkshof.“ Und weil das so nicht weiter gehen kann, hat er sich mit einem Hilferuf an die SPD-Fraktion in Kamp-Lintfort gewendet. Die hatte sich Anfang des Jahres selbst mit einem Antrag für mehr Sauberkeit in der Hochschulstadt stark gemacht. „Wir haben eine mobile Eingreiftruppe gefordert, die künftig für mehr Sauberkeit im öffentlichen Raum sorgt“, sagt Fraktionschef Jürgen Preuß.

Er geht davon aus, dass der Vorschlag seiner Fraktion in der nächsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses grünes Licht bekommt und auf den Weg gebracht werden kann. Die Entscheidung über den Antrag war vor dem Beginn der Corona-Krise verschoben worden, weil die CDU Beratungsbedarf angemeldet hatte. Der SPD schwebt ein zusätzliches Team beim städtischen Servicebetrieb ASK vor, das schnell und flexibel auf Beschwerden über wilden Müll in der Stadt reagiert und diesen auch beseitigt. Dazu sollen beim ASK unter anderem zwei zusätzliche Mitarbeiter eingestellt und ein Fahrzeug angeschafft werden.

Der Vorstoß für mehr Sauberkeit ist Teil einer „Initiative 2020 plus“. So widmet sich ein weiterer Punkt dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Menschen. Preuß hat Holstein seine Unterstützung zugesagt, als der ihn ansprach – wenngleich es sich bei der Norddeutschlandstraße um Privatbesitz handelt und die schnelle Eingreiftruppe dort nicht aktiv werden könnte. Die schmale Straße verläuft parallel zur Friedrich-Heinrich-Allee durch ein Waldgebiet und ist vor allem einheimischen Kamp-Lintfortern ein Begriff.

 „Wir rufen die Bürger auf, die Straße im Blick zu haben und auf Fahrzeuge zu achten, die beladen in das Waldgebiet hineinfahren und entladen wieder raus kommen“, betont Jürgen Preuß. Erwischt hat Kai Holstein noch niemanden, der seinen Müll ins Grün entsorgt hat. „Die kommen ja meistens in der Nacht und werfen ihre Sachen die Böschung hinunter.“ Tiefer als zehn Meter brauche man gar nicht in den Wald zu gehen, um den wilden Unrat zu finden, berichtet er. „Und selbst wenn man im Müll Hinweise auf die Übeltäter findet, muss man es ihnen immer noch nachweisen, dass sie es waren. Die behaupten einfach, der Müll wäre ihnen gestohlen worden wäre“, erklärt Jürgen Preuß.

Kai Holstein hatte das Waldgebiet und damit auch die Norddeutschlandstraße Anfang des Jahres von der Ruhrkohle AG übernommen. Er plant zurzeit die, wie er sagt, „überfällige“ Durchforstung des Waldgebietes. Holstein kann sich gut vorstellen, den Wald zusammen mit der Stadt als Naherholungsbereich zu erschließen und ein Flächenkonzept zu erstellen. Ein Ingenieurbüro ist bereits beauftragt. Ein Thema ist für ihn auch die Entwicklung vom Wirtschafts- zum Naturwald.

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