Polizei in Kamp-Lintfort Wache ist in Laga-Planung einbezogen

Die RP stellt die Polizeiwache in Kamp-Lintfort in einer Serie vor. Leiter ist seit sechs Jahren Thomas Deselaers.

 Thomas Deselaers hat vor seinem Ruhestand noch ein großes Projekt zu stemmen: die Landesgartenschau.

Thomas Deselaers hat vor seinem Ruhestand noch ein großes Projekt zu stemmen: die Landesgartenschau.

Foto: Ja/Norbert Prümen (nop)

Seit fast 42 Jahren steht Thomas Deselaers im Polizeidienst. Seit sechseinhalb Jahren leitet er die Polizeiwache an der Wilhelmstraße. Der Erste Polizeihauptkommissar ist (neben der Wachleitung in Xanten und Rheinberg) Chef der Beamten, die von Kamp-Lintfort bis Xanten für die Sicherheit der Bewohner sorgen. Bevor er Ende April in den Ruhestand geht, hat Deselaers noch ein großes Projekt zu realisieren: Er erstellt ein Konzept, wie sich die Polizei in Kamp-Lintfort zur Landesgartenschau aufstellen wird.

Herr Deselaers, in Kamp-Lintfort herrscht Aufbruchstimmung. Es wird überall gebaut, und die Menschen freuen sich auf die Landesgartenschau, die bald startet. Spiegelt sich diese positive Grundeinstellung der Bürger eigentlich auch in der Kriminalitätsentwicklung für Kamp-Lintfort wider? Gibt es weniger Verbrechen in der Stadt? Welchen Eindruck haben Sie?

Thomas Deselaers Die Bürger knüpfen große Erwartungen an die aktuelle Stadtentwicklung und hoffen sicherlich in Stadtteilen wie der Altsiedlung auf eine Verbesserung. Die vielen Baumaßnahmen fordern der Bevölkerung gleichzeitig aber sehr viel Geduld ab. Überall sind Baustellen, und es müssen Umwege in Kauf genommen werden. Wir arbeiten eng mit der Stadt zusammen. Die positive Stadtentwicklung wirkt sich allerdings noch nicht direkt auf das Thema Kriminalität aus.

Die aktuelle Kriminalitätsstatistik für den Kreis Wesel liegt zwar noch nicht vor. Im Landestrend ist die Kriminalität laut Innenministerium aber auf dem niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Gibt es in Kamp-Lintfort Schwerpunkte, die Sie und Ihre Kollegen besonders im Blick haben?

Deselaers Der Landestrend spiegelt sich meistens auch vor Ort wider. Einbruchsdelikte und diverse Betrugsmaschen wie der Enkeltrick tauchen auch in Kamp-Lintfort immer wieder in der Statistik auf. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Verkehr. In Kooperation mit den Straßenbaulastträgern geht es vor allem darum, die Unfallhäufungsstellen zu erkennen und zu entschärfen. Der Kreisel am Alten Rathaus ist so ein Beispiel, weil Radfahrer dort leider oft verkehrt in den Kreisverkehr einfahren. Nach Unfällen wird eine Kommission einberufen, die gemeinsam Maßnahmen für den Bereich entwickelt.

Die Grünen in Kamp-Lintfort sehen vor allem an der Kreuzung Feldstraße und B 510 Handlungsbedarf. Handelt es sich dort um eine Unfallhäufungsstelle?

Deselaers Die Kreuzung ist immer mal wieder ein Thema, und wir haben ein Auge drauf. Sie ist aber derzeit keine klassische Unfallhäufungsstelle. Es gab bereits Ortstermine, bei denen Anpassungen besprochen wurden. So gibt es eine neue Beschilderung, Grün wurde weggeschnitten. Nach meinen Informationen wird noch in diesem Jahr die bereits beschlossene Installation einer Ampel umgesetzt werden. Stadt und Polizei sammeln bei Geschwindigkeitsüberprüfungen eigene Daten.

Wie bereitet sich die Polizeiwache in Kamp-Lintfort auf die Landesgartenschau vor?

Deselaers Die Geschäftsführung der Landesgartenschau-GmbH erstellt das Sicherheitskonzept für die Veranstaltung. Unsere Wache in Kamp-Lintfort war von Anfang an in die Planung einbezogen und steht in einem engen Austausch mit der GmbH. Wir haben einige Verbesserungsvorschläge gemacht, die ins Sicherheitskonzept eingearbeitet wurden. Das Konzept ist so gut wie fertig. Wir entwickeln zurzeit ein eigenes Konzept, weil auch die Polizei auf die Großveranstaltung vorbereitet sein muss. Wir gehen von 500.000 bis 800.000 Menschen aus, die innerhalb eines halben Jahres in die Stadt strömen werden. Besonders an den langen Wochenenden rechnen wir mit vielen Besuchern. Es gilt deshalb, Verkehrsmaßnahmen zu entwickeln. Und wir müssen uns personell darauf einstellen. Auf der Landesgartenschau wird die Polizei ja auch im Rahmen der Veranstaltungen – neben der Security – die Sicherheit gewährleisten.

Wird die Wache während der Landesgartenschau personell aufgestockt?

Deselaers Nein. Die Dienststelle bekommt nicht mehr Personal. Sie wird aber durch die Kollegen an den anderen Standorten im Kreis Wesel unterstützt, zumindest zum Start der Landesgartenschau. Bis wir wissen, wie sich das Verkehrsaufkommen und die Lage entwickelt. Die Veranstaltung unterscheidet sich von anderen Landesgartenschauen ja darin, dass es gleich zwei Veranstaltungsräume gibt: am Kloster Kamp und auf dem ehemaligen Zechengelände, verbunden durch den Wandelweg. Das Gartenschau-Gelände grenzt zudem direkt an den Stadtkern und ist mitten in der Stadt eingebunden. Das ist ganz sicher eine Besonderheit und muss in unserem Konzept bedacht werden.

Welchen Eindruck hatten Sie von Kamp-Lintfort, als sie vor mehr als sechs Jahren die Leitung der Polizeiwache übernommen haben?

Deselaers Ich hatte sogar den Vergleich, da ich bereits zweimal vorher in Kamp-Lintfort eingesetzt war. Ich muss sagen, dass mich die rasante Stadtentwicklung sehr überrascht hat. Ich kenne noch die Weißen Riesen und den Vinnmannsweg, der seinerzeit als sozialer Brennpunkt in der Stadt galt. Heute sind die Häuser abgerissen, und Logport hat sich angesiedelt. Die Stadt hat sich sehr verändert, bekommt sogar einen Bahnanschluss. Das finde ich gut.

Gibt es in Kamp-Lintfort denn heute noch soziale Brennpunkte?

Deselaers Es gibt Problemstellen. Sie treten aber nicht mehr in einer so konzentrierten Form auf wie seinerzeit am Vinnmannsweg. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Stadt auf eine gleichmäßige Verteilung der Bewohner und auf eine integrative Unterbringung von Zuwanderern im gesamten Stadtgebiet setzt. Auf Schulhöfen entstehen immer mal wieder Treffpunkte, die sich aber auflösen, sobald die Kontrolle durch Kameras und Hausmeister verstärkt wird. Auch da ist Kamp-Lintfort auf einem guten Weg. Ich glaube, dass die Altsiedlung, die Jahrzehnte lang direkt an der Zechenmauer lag, nach der Landesgartenschau das bevorzugte Wohngebiet in der Stadt sein wird. Die Mauer ist abgerissen, und die Kolonie liegt direkt am Fuße eines Parks mit Spielplätzen und einem kleinen Tierpark. Eine schöne Gegend zum Wohnen.

Die Polizeiwache in Kamp-Lintfort ist für einen sehr großen Bereich zuständig. Wie stellt man sich für ein so großes Gebiet auf?

Deselaers Kamp-Lintfort gehört mit Xanten, Rheinberg, Sonsbeck und Alpen zum Wachbereich West. Jede Stadt hat eine andere Struktur, auf die wir uns einstellen. Die Wachen in Xanten und Rheinberg sind zwar nicht rund um die Uhr besetzt. Es ist aber gewährleistet, dass an jedem Wachstandort Streifenwagen rund um die Uhr im Einsatz sind. Die Kollegen, die in Rheinberg und Xanten ihren Dienst versehen, kennen sich gut aus. Außerdem tauschen wir uns aus, so dass wir in der Lage sind, uns gegenseitig jederzeit zu vertreten. Ich habe beispielsweise vor Kurzem eine Bombenentschärfung in Xanten geleitet. In Kamp-Lintfort haben darüber hinaus das Kriminalkommissariat 23 und das Verkehrskommissariat 1 ihren Sitz.

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