Kinder- und Jugendmusikfestivals Kloster Kamp Von einem Baum, der Cello werden will

Kamp-Lintfort · Kinder der Ernst-Reuter-Schule erlebten im Schirrhof ein besonderes Weihnachtsmärchen. Der Musiker Alexander Hülshoff erzählte und spielte im ehemaligen Pferdestall im Schirrhof.

 Alexander Hülshoff mit seinem Publikum. Zweimal erzählte der Cellist das Märchen „O Tannenwaldi“.

Alexander Hülshoff mit seinem Publikum. Zweimal erzählte der Cellist das Märchen „O Tannenwaldi“.

Foto: Rüdiger Bechhaus

Rund 130 Erstklässler der Kamp-Lintforter Ernst-Reuter-Schule haben im Rahmen des Kinder- und Jugendmusikfestivals Kloster Kamp am Freitag ein musikalisches Weihnachtsmärchen erlebt. „O Tannenwaldi“ hieß es im Reitstall des ehemaligen Schirrhofs der Zeche Rheinpreußen. Der Cellist und künstlerische Leiter des Kammermusikfestivals Kloster Kamp, Alexander Hülshoff, erzählte um neun Uhr zunächst 80 Kindern der Klassen 1 a,b und e, und dann noch einmal um elf Uhr 50 Kindern aus zwei weiteren Klassen die Geschichte des kleinen Tannenbaums „Waldi“ – natürlich von Celloklängen begleitet.

Eigentlich sollte aus Waldi, wie auch aus all den anderen Tannen in seinem Baumschul-Zuhause, einmal ein stattlicher Weihnachtsbaum werden, doch als er eines Tages zufällig einen Cellisten und sein Instrument kennenlernt, ist für ihn klar: „Ich werde ein Cello.“ Und zwar genau so eines, wie es Alexander Hülshoff zum Auftakt an diesem Freitag mit einigen Variationen des Weihnachtsliedes „Oh Tannenbaum“ vorführte. Das gefiel den kleinen Zuhörerinnen und Zuhörern.

Mit seinen dazu gesungene Texten wie zum Beispiel „O Tannenwald, o Tannenwald, im Winter sind die Füße kalt“ oder „O Knusperhaus, o Knusperhaus, da schaut ja meine Oma raus“ waren sie jedoch weniger einverstanden. „Nein“, beschwerten sie sich daraufhin lautstark, wurden dann aber wieder ganz leise, als Hülshoff dazu erklärte, dass es genau diese falschen Texte gewesen seien, durch die er mit „Waldi“ bekannt geworden war. „Ich weiß, wie der Text richtig lautet“, habe dieser ihn angesprochen, sagte Hülshoff. Das wussten die Kinder natürlich auch und bewiesen es sogleich fehlerlos mit der gemeinsam im Chor gesungenen ersten Strophe.

„Ein Tannenbaum, der sprechen konnte, war schon etwas seltsam, aber so begann unsere wunderbare Freundschaft“, erzählte der Musiker. Zuerst sei er anfangs nur sporadisch, später aber immer häufiger in die Baumschule gegangen und habe „Waldi“ und dessen Freunden alle möglichen Musikstücke auf seinem Cello vorgespielt. Schließlich habe er ihn dann mit nach Hause genommen, in seinen Garten gepflanzt, fuhr er anschließend mit seiner Geschichte fort.

Zu diesem Zeitpunkt war „Waldi“ schon entschlossen, selber ein Cello zu werden, doch dazu musste er noch eine ganze Weile wachsen. „Wie lange dauert das denn noch?“ fragte er damals ungeduldig. „Für den Bau eines Cellos braucht es einen ziemlich dicken Stamm“, erklärte Alexander Hülshoff den Schülerinnen und Schüler. „Wenn es dann soweit ist, wird der Baum gefällt, dann werden die Äste abgeschnitten, der Stamm in Scheiben geschnitten, gewässert, über Dampf geformt, verleimt und das fertige Ergebnis schließlich lackiert.“ Dabei entlockte er den Saiten seines Instrumentes zu jedem Arbeitsschritt eine jeweils passende lautmalerische Tonfolge.

Darüber, ob aus Waldi tatsächlich ein Violoncello wurde, gab die Geschichte letztlich leider keine Auskunft. „Als ich ihm die Herstellungsprozedur geschildert habe, fand er sie dann doch irgendwie ziemlich anstrengend“, gestand Alexander Hülshoff zum Schluss. „Aber vielleicht findet ihr ihn eines Tages in einer Geigenbauerwerkstatt wieder. Oder er euch.“

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